American Football Regeln: So verstehen Sie den Super Bowl

Wohl kaum eine Sportart ist anfangs so kompliziert, verwirrend und schwer zu verstehen wie American Football. Vor dem Super Bowl, dem Saison-Finale, gibt es hier die Grundregeln im Überblick.
Michael Schleicher, André Wagner |
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American Football gehört zu den beliebtesten Sportarten in den USA.
American Football gehört zu den beliebtesten Sportarten in den USA. © EPA/LARRY W. SMITH/dpa

In den vergangenen Jahren ist American Football in Deutschland immer beliebter geworden – seit die Spiele der "National Football League" (NFL) auch im deutschen Free-TV zu sehen sind, steigt die Fangemeinde hierzulande stetig an. Mittlerweile fanden auch drei offizielle NFL-Saisonspiele in Deutschland statt, davon zwei in der Allianz Arena in München.

Seit Jahren wird auch hierzulande dem Höhepunkt der NFL-Saison, dem Super Bowl, entgegengefiebert. Der Super Bowl 59 findet dieses Jahr in der Nacht vom 9. auf den 10. Februar im Ceasars Superdome in New Orleans/Louisiana, der Heimstätte der New Orleans Saints, statt.

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Vor dem Kick-off erklärt die AZ die Regeln im American Football.

Grundregeln: Vier Versuche für zehn Yards

Vier Viertel mit jeweils 15 Minuten – so lange dauert im Normalfall ein Footballspiel. Eine Ausnahme ist die Verlängerung, die sogenannte "Overtime", wenn es nach 60 gespielten Minuten zwischen beiden Mannschaften noch immer Unentschieden steht.

Jedes Footballfeld ist 120 Yards lang, das entspricht rund 109 Metern – davon werden allerdings lediglich 100 Yards aktiv benutzt. Die letzten 20 Yards auf beiden Spielfeldhälften bilden die Red Zone, an deren Ende sich wiederum die 10 Yard lange End Zone befindet.

Die Mannschaften werden jeweils in ein angreifendes Team (Offense) und ein verteidigendes Team (Defense) eingeteilt – sowohl Offense als auch Defense bestehen aus elf Spielern. Die Offense versucht durch kontinuierlichen Raumgewinn mit dem Ball in die End Zone zu gelangen. Die angreifende Mannschaft hat immer vier Spielzüge Zeit, eine Strecke von insgesamt zehn Yards zurückzulegen. Dabei können sie auf Lauf- und Passspielzüge zurückgreifen. Wird eine Strecke von zehn Yards oder mehr zurückgelegt, hat die Mannschaft ein First Down erreicht. Ab dieser Stelle hat die Offense wieder vier Chancen, die nächsten zehn Yards zu überbrücken. Im Gegensatz dazu versucht die Defense natürlich, ein neues First Down zu verhindern.

So werden Punkte erzielt: Touchdown und Field Goal

Hat das Angreifer-Team nach drei Versuchen keine zehn Yards überbrückt und ist zudem noch weit von der gegnerischen End Zone entfernt, wird der Ball im Normalfall "gepuntet". Im vierten Versuch schießt der Punter den Ball in die gegnerische Hälfte – dadurch wechselt auch das Angriffsrecht. Sollte sich die Offense allerdings schon näher an der End Zone des Gegner befinden, versucht die Mannschaft ein "Field Goal" zu erzielen. Dafür muss der Football vom Kicker durch die Stangen des stimmgabelförmigen Tors geschossen werden. Ist der Kick erfolgreich, bekommt die Offense drei Punkte. Zur Orientierung: Gute Kicker können ein Field Goal aus rund 50 Metern erzielen, der Normalfall ist das allerdings nicht.

Läuft ein Spieler mit dem Ball in der Hand über die Goal Line in die End Zone oder fängt ein Spieler einen geworfenen Pass in dieser, hat die Mannschaft einen Touchdown erzielt, der insgesamt sechs Punkte einbringt. Danach folgt im Normalfall der "Point after Touchdown" (PAT) von der 15-Yard-Linie – dabei versucht der Kicker des Teams den Ball mit dem Fuß durch die "Stimmgabel" zu schießen, die sich in der End Zone befindet. Wird der Ball durch das Tor geschossen, gibt es noch einen weiteren Punkt, verfehlt der Kicker das Tor oder wird der Schuss von der Defense geblockt, bleibt es bei den sechs Punkten für den zuvor erzielten Touchdown. In einigen Fällen versucht die Offense auch zwei Punkte nach dem Touchdown zu erzielen, die sogenannte "Two Point Conversion" – in diesem Fall wird ein normaler Spielzug von der 3-Yard-Linie gestartet. Gelangt die Offense mit dem Ball wieder in die End Zone, bekommt die Mannschaft zwei Punkte.

Fehler der Offense: Interception, Fumble und Safety

Die Defense hat allerdings auch die Möglichkeit den Ball von der Offense zu erobern – gelingt ihnen das spricht man von einem "Turnover". Im Prinzip gibt es zwei Szenarien eines solchen Angriffswechsels. So können Spieler der Defense einerseits einen gepassten Ball abfangen ("Interception"). Andererseits kann es zu seinem "Fumble" kommen – dieser tritt dann ein, wenn ein Spieler den festgehaltenen Ball aus den Händen verliert oder die Defense den Football aus den Händen des Angreifers schlägt. Wird der Quarterback, der "Spielmacher" der Offense in seiner eigenen End Zone zu Boden gebracht, hat die Verteidigung einen "Safety" erzielt, der insgesamt zwei Punkte einbringt. Gelingt es der verteidigenden Mannschaft bei einem PAT-Versuch oder der Two-Point Conversion den Ball zu erobern und ihn in die gegnerische Endzone zu tragen, erhält sie ebenfalls zwei Punkte.

Strafen: Gelbe Flaggen auf dem Spielfeld

Anders als beispielsweise beim Fußball sorgen beim American Football gleich mehrere Schiedsrichter dafür, dass es während der Partie fair zugeht und es zu keinen Regelverletzungen kommt. Sollte dies doch einmal passieren erfolgt eine Strafe ("Penalty"), die normalerweise einen Raumverlust nach sich zieht. Sieht ein Schiedsrichter eine Regelverletzung, wirft er eine gelbe Flagge an die Stelle, an der sich das Foul ereignet hat. Der Grund: Die Strafen sollen nicht sofort zur Unterbrechung des Spielzugs führen, sondern erst im Anschluss verhängt werden. Bei Strafen gegen beide Teams heben sich diese meist gegenseitig auf. Gegebenenfalls kann durch eine verhängte Strafe gegen die Defense auch ein neues First Down der Offense erreicht werden. Regelverletzungen sind beispielsweise das Halten am Trikot, der Griff ins Gesichtsgitter des Helms oder allgemein unsportliches Verhalten, wie Tätlichkeiten.

Zur Klärung strittiger Szenen kann der Videobeweis herangezogen werden. Sind die Trainer mit einer Schiedsrichter-Entscheidung nicht einverstanden, können Sie eine "Challenge" für den vorherigen Spielzug anfordern. Um den Unparteiischen eine Challenge zu signalisieren, werfen sie eine rote Flagge auf das Spielfeld. Die Schiedsrichter sehen sich dann die getroffenen Entscheidung nochmals an – hat der Trainer allerdings Unrecht und die Entscheidung bleibt bestehen, verliert die Mannschaft ein Time Out.

Sonstiges: Overtime, Timeout & Co.

Im American Football läuft die Uhr nicht ununterbrochen weiter. Die Zeit wird beispielweise gestoppt, wenn ein Spieler mit dem Ball ins Seitenaus läuft oder der gepasste Ball nicht gefangen wird ("Incomplete Pass"). Jede Mannschaft hat zudem pro Halbzeit, also zwei Vierteln, insgesamt drei Mal die Gelegenheit mit einem Timeout die Zeit anzuhalten.

Wie zu Beginn schon beschrieben, geht ein Spiel in die Overtime, wenn es nach 60 gespielten Minuten Unentschieden steht. Diese kann maximal 15 Minuten dauern. Der Münzwurf entscheidet, welches Team beginnt und ist in den meisten Fällen auch entscheidend. Denn wenn der Offense ein Touchdown gelingt, ist das Spiel sofort beendet. Wird lediglich ein Field Goal erzielt, hat die andere Mannschaft nochmal die Möglichkeit im Angriff nachzuziehen. Steht es nach gespielten 15 Minuten noch immer Unentschieden, gibt es keinen Sieger. Dieser Fall tritt allerdings äußert selten ein. K.O.-Spiele nehmen dabei eine Sonderstellung ein: Sollte es bei einem Playoff-Spiel oder beim Super Bowl auch nach dem regulären Ende der Overtime noch Unentschieden stehen, werden so lange weitere Overtimes angehängt, bis schließlich ein Team als Sieger feststeht.

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