Amelie Kober kritisiert ihren Verband: "In den Kinderschuhen"

Vor dem Weltcup-Finale in Italien zeigt sich der Snowboard-Star wenig erfreut über die Zustände. Kober plädiert daher für einen Zusammenschluss mit dem Deutschen Skiverband.
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Snowboarderin Amelie Kober ist gar nicht glücklich über ihren Verband.
AP Snowboarderin Amelie Kober ist gar nicht glücklich über ihren Verband.

Vor dem Weltcup-Finale in Italien zeigt sich der Snowboard-Star wenig erfreut über die Zustände. Kober plädiert daher für einen Zusammenschluss mit dem Deutschen Skiverband.

AZ: Frau Kober, der Winter ging durchwachsen los, nach vier Siegen in Serie können Sie am Wochenende plötzlich doch noch den Weltcup gewinnen. Was ist passiert?

AMELIE KOBER: Ich fühl' mich einfach super. Und ich habe viel nachgedacht in der letzten Zeit. Ich habe dabei gemerkt, dass ich vielleicht oft zu ehrgeizig war. Ich hatte gesundheitlich so viel Mist erlebt: Verletzungen, mein Blinddarm, danach kam noch eine entzündete Bauchdecke dazu, weil ich zu schnell wieder mit dem Training angefangen habe. Da habe ich kapiert, dass Snowboarden nicht alles ist im Leben. Dass ich einfach mehr auf mich schauen muss. Jetzt sehe ich alles viel lockerer. Und schon kam auf einmal der Erfolg.

Es kam diesen Winter auch mehr Snowboard im Fernsehen als in den vergangenen Jahren. Wie zum Beispiel das Rennen Ende Januar am Sudelfeld, der erste Weltcup der Snowboarder auf deutschem Schnee.

Da hatten wir auch Glück. Die Alpinen in Garmisch hatten gerade Nebel, die Skispringer irgendwo anders Wind. Also war einiges an Fernsehzeit frei für uns. Da verändert sich schon was, irgendwann waren wir auch mal in der Tagesschau. Zumindest kurze Berichte gibt es über uns.

Da gibt es aber noch Potenzial nach oben, oder?

Ganz großes sogar.

Warum tut sich Snowboarden immer noch so schwer, auch drei Jahre nach Ihrem größten Erfolg, dem Olympia-Silber von Turin?

Das liegt am Verband. Da fehlt es massiv an Fachkräften, da ist niemand, der sich wirklich auskennt. Das ist ein großes Problem. Der Verband ist noch in den Kinderschuhen.

Haben sie beim Snowboard-Verband die Entwicklung verschlafen?

Ich denke, sie machen es, so gut sie es können. Vielleicht wäre es ja möglich, sich doch wieder dem Deutschen Skiverband anzuschließen. Oder hat das damit zu tun, dass die Snowboarder da ihren eigenen Stolz nicht überwinden können? Der DSV hat viel professionellere Strukturen, gerade in Marketing und Pressearbeit. Und ich denke, auch der DSV könnte Interesse daran haben, eine erfolgreiche Mannschaft wie uns in seine Struktur zu integrieren. Und in unserem Verband passieren einfach Dinge, die dürfen nicht passieren.

Zum Beispiel?

Bei der WM in Korea. Da hat der Patrick Bussler Bronze geholt, die einzige deutsche Medaille. Und die Leute aus unserem Verband haben es einfach verschwitzt, ihn zur Pressekonferenz der drei Medaillengewinner zu schicken. Und das, obwohl vorher schon drei andere Bewerbe waren, wo man das beobachten konnte. Wenn ich zu den Österreichern schaue, die haben diese Sorgen nicht.

Bei unseren Nachbarn haben Sie ja gute Einblicke. Ihr Lebensgefährte ist der Salzburger Andi Prommegger, der wie Sie zur Weltelite bei den Snowboardern gehört.

Die Snowboarder sind ja dort auch beim ÖSV voll integriert, die profitieren da ungemein, können den Sponsorenpool nützen, bekommen die gleichen Ausrüster wie die Alpinen. Das ist viel besser bei denen.

Dann heiraten Sie doch und werden Sie ganz einfach Österreicherin.

Gute Idee. Nein, im Ernst, das kommt nicht in Frage. Weder noch. Mir geht's sehr gut so. Andi und ich passen auch sehr gut zusammen, haben die gleichen Interessen: Radlfahren, Bergsteigen, Golfen.

Und Motorradfahren auch?

Ja. Erst diese Woche hat er sich auch eine Ducati gekauft. Ich habe ja schon eine, die werde ich dann nächste Woche abstauben, dann kann's in den Frühling gehen.

Und wahrscheinlich in den Urlaub?

Nein, das ist nicht drin. Ich mache meine Ausbildung an der Polizeischule in Bad Endorf fertig, die dauert noch ein halbes Jahr. Nächstes Jahr sind zwar Olympische Spiele, aber ich brauche für meinen Kopf auch was anderes als Snowboarden. Darum Freude ich mich da auch darauf, das tut mir ganz gut.

Spricht ja nichts dagegen, dass Sie und Ihr Freund dann in Vancouver bayerisch-österreichisches Doppelgold holen.

Nichts dagegen. Aber daran denke ich genauso wenig wie an den möglichen Weltcup-Sieg jetzt am Wochenende. Sonst habe ich nur Angst enttäuscht zu werden. Einfach locker bleiben.

Interview: Florian Kinast

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