Alpencross: Wie plättet man einen sportlichen 10-Jährigen?

Auf den ersten Blick eine verrückte Idee, aber warum nicht einmal einen Alpencross mit dem eigenen Kind unternehmen? Was zunächst eine absurde Idee war, entwickelte sich nach kurzer Zeit zu einem konkreten Plan. Nach Recherche einiger Berichte dazu im Internet war schnell klar, dass die geeignete Route die Via Claudia Augusta ist, die über den Fernpaß von Garmisch zum Gardasee führt.
Von Garmisch nach Torbole in 6 Tagen
So war der Plan und so starteten wir, Mutter und Sohn am Morgen des 9. Augusts 2015 in Garmisch mit dem Ziel, am Samstag, 15. August, in Torbole am nördlichen Gardasee anzukommen. Unser Gepäck ließen wir von unserem „Begleitfahrzeug“ und gleichzeitig unserem Support Team, nämlich Vater und Tochter, transportieren, die uns von Station zu Station, d.h. Campingplatz zu Campingplatz begleiten sollten. Die erste Etappe führte über Ehrwald und den Fernpaß bis nach Imst. Zunächst ging es relativ entspannt bei traumhaftem Sonnenschein immer dem Radweg entlang bis nach Ehrwald und weiter nach Biberwier. Dort hieß es dann die Paßhöhe zu erstrampeln, was auf einem breiten, manchmal doch etwas steiler ansteigenden Schotterweg Kraft kostete, aber zu schaffen war. Oben angekommen erfuhren wir schon die ersten Bewunderungen und Fragen, wie alt Mick doch sei. Das spornte an und weiter ging's bis zum ersten Ziel nach Imst. Die zweite Etappe führte uns von Imst bis nach Pfunds, einer recht angenehmen Etappe mit etlichen Höhenmetern, die jedoch gut verteilt waren. Von einem sehr schönen Campingplatz, dem „Camping Via Claudiasee“, starteten wir dann weiter zur dritten Etappe bis zum Reschensee. Leider war ab hier der bisher toll ausgeschilderte Radweg zu Ende und wir standen mitten auf der stark befahrenen Reschenpaß Bundestrasse, die wir auf keinen Fall mit dem Fahrrad betreten wollten und konnten. Also den ganzen an diesem Tag bisher zurückgelegten Weg retour ….. Weiter ging es dann durch die Schweiz (ohne Pässe) über St. Martina auf die Norberthöhe auf knapp 1500 Metern. Die Straße zog sich, aber der Ausblick in Richtung Nauders und dem Reschensee lohnte sich allemal! Von hier aus ging's dann weiter bergab und dann über Nauders zum Reschensee-wunderschön! Bei einem Bad im eiskalten See konnten wir uns am Nachmittag entspannen. Tag 4-unsere längste Etappe stand an. Etwa 80km bis nach Meran-immer bergab durch wundervolle Apfelplantagen und immer rollen lassen. Wir starteten an diesem Tag sehr früh, da wir nicht einschätzen konnten wie lange wir bis Meran brauchen würden und eventuell wollten wir noch eine kleine Strecke dran hängen. Im Morgen Erwachen los zu radeln war allerdings wunderschön, wenn auch noch etwas frisch. Die Sonne brannte auch an diesem Tag wieder vom Himmel. Dadurch war es auf dem geteerten Weg sehr heiß und es kostete trotz der relativ einfachen Strecke viel Kraft die 80km zu fahren. Unsere Abweichung von der Via Claudia über den Gampenpaß, um noch eine Schwierigkeit einzubauen, würden wir an diesem Tag nicht mehr schaffen, das stand fest, als wir uns mit unserem „Support Team“ in Lana, südlich von Meran trafen. Also legten wir eine Übernachtung in Tisens ein, wohin wir allerdings auch noch 6km bergauf strampeln mussten, dafür aber mit einem traumhaft gelegenen Campingplatz mit tollem Pool belohnt wurden. Die Motivation am Folgetag hielt sich aufgrund der bevorstehenden Tagesroute in Grenzen und erstmalig war so was wie ein Motivationstief zu spüren. Der Gampenpass mit 14km bergauf auf 1500m stand an. Leider fanden wir den Rad- und Wanderweg nicht, so dass wir die komplette Strecke auf der wiederum stark befahrenen Straße zurücklegen mussten. Das kostete Kraft und bedarf viel Motivation! Oben angekommen waren wir aber beide überglücklich, denn dieser Paß sollte der 3. und letzte auf unserer Tour gewesen sein. Lustig war außerdem der Name des Ortes ganz oben: „ Unsere liebe Frau im Walde“. Nun rollten wir noch einige Kilometer bergab und waren am Tagesziel in Sarnonico, bereits im Trentino gelegen, angekommen, auf einem Campingplatz unter Italienern, wir waren tatsächlich die einzigen Deutschen. Etappe 6 am Freitag sollte uns zum Molvenosee führen-das es anders kommen würde ahnten wir bei Abfahrt am Morgen noch nicht. Da wir uns nun abseits der ursprünglichen Route befanden, hatten wir uns am Vorabend die Route grob zusammengestellt und hofften auf Radwege. Doch diese gab es wieder mal nicht, also fuhren wir grob in die geplante Richtung durch äußerst hässliche italienische Städtchen. Glücklicherweise kamen wir immer wieder durch die richtigen Orte und besonders anstrengend war die Tour auch nicht. Relativ schnell landeten wir in Mezzolombardo, wo wir uns einen leckeren Cappuccino und ein Eis gönnten. Die Schilder gen Trento, wohin es nur noch 17km waren, spornten uns an, unserem, „Team“ vorzuschlagen den Alpencross schon an diesem Tag zu beenden und direkt bis zum Lago durchzufahren. So brachen wir voller Tatendrang auf und befanden uns schon bald auf dem Radweg in Richtung Trento. Danach wiederum die richtige Route zu finden war gar nicht leicht-zumindest nicht für einen Radfahrer! Und so kam es, dass wir zwar bergauf eine mäßig befahrene Straße fanden, dann aber plötzlich in einem zweispurigen Tunnel landeten, durch den wir etwa 1,5 km voller Angst so schnell wir konnten rasten. Dahinter unbeschadet angekommen, sahen wir sofort die Beschilderung Richtung Torbole und es waren nur 37km verblieben. Diese radelten wir entspannt auf teilweise bekannten Wegen ab und stoppten erst als wir mit unseren Bikes im Gardasee standen und von dem Rest unserer Familie mit Applaus empfangen wurden.
Resümee der erlebnisreichen Tage
Würde man es wieder machen? Ja in jedem Fall war das Ergebnis nach 6 Tagen Radfahren, Radfahren, Radfahren. Es war eine tolle Strecke, ein wahnsinnig schönes Erlebnis mit einer Anstrengung die jeder gut trainierte 10jährige mit einem guten Mountainbike schaffen kann. Kann- aber er muss es auch wollen, denn sich jeden Tag wieder zu motivieren aufs Fahrrad zu steigen ist wohl die größte Herausforderung der Tour.