„Alle freuen sich auf die Spiele “
München - Oberbürgermeister Christian Ude und IBundesinnenminister Wolfgang Schäuble sehen die Olympischen Spiele 2018 schon in München.
Zwischendrin bemühte Christian Ude auch den alten Schiller: „Seid einig, einig, einig“, zitierte Münchens OB den Rütlischwur aus Wilhelm Tell. Ein Aufruf, der zumindest gestern gar nicht nötig war.
Denn einig waren sich alle Beteiligten im Rathaus, über die Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2018.
Im kleinen Sitzungssaal gründete sich gestern Abend die Bewerbungsgesellschaft für das Unterfangen Olympia. Und da herrschte eine Harmonie, die fast schon unheimlich war.
Alle, wirklich alle, gerieten sie ins Schwärmen. Allen voran Wolfgang Schäuble, der Bundes-Innenminister: „Die gesamte Bundesrepublik wird sich auf die Winterspiele Freude“, sagte er, „ich glaube, dass es uns gelingen wird.“ Günther Beckstein, der Ministerpräsident, sprach dann wieder einmal von Bayerns „Winterspor-Ttradition“ und der „Nachhaltigkeit“ der Sportstätten. Doch klar war gestern natürlich auch, dass Schmeicheleien und wiedergekäute Lobpreisungen der eigenen Vorteile nicht ausreichen. Und es eher höchste Zeit ist, mit der konkreten Planung zu beginnen.
Und die liegt nun vor allem bei Wilfrid Spronk. Der Chef des Münchner Olympiaparks ist seit einigen Tagen auch der Chef des neuen Bewerbungsgesellschaft. An dieser ist der Deutsche Olympische Sportbund DOSB mit 51 Prozent beteiligt, die Stadt München mit 30, der Freistaat mit neun, Garmisch-Partenkichen, wo die Ski-Wettbewerbe stattfinden sollen, mit acht und Berchtesgaden mit seiner Rodelbahn mit zwei Prozent.
30 Millionen Euro soll die Bewerbung erst einmal kosten, Geld, das vor allem – als frohe Kunde für den Steuerzahler – aus der privaten Wirtschaft fließen soll.
„Wir werden jetzt erst einmal eine Mannschaft zusammenstellen“, sagte Spronk, eine Truppe, die bis Oktober 2009 die ersten Bewerbungsunterlagen beim IOC einreicht. Bis dahin wird Spronk aber viel unterwegs sein, und so führt ihn schon seine erste Reise, wie er nach der Sitzung der AZ verriet, nach Peking.
In der Woche vor den Olympischen Spielen will er dort schon einmal Kontakte knüpfen. „Zu den Meinungsmachern“, wie er sagte. Zu den IOC-Mitgliedern, denen, die letztendlich 2011 entscheiden, wer den Zuschlag für 2018 bekommen wird. Im Smog von Peking macht er Schönwetter für München.
Spronk und Ude haben inzwischen sämtliche Zurückhaltung aufgegeben. Zwar nicht überheblich und überkandidelt, aber stolz und selbstbewusst treten sie jetzt auf. Das wurde klar, als Ude gefragt wurde, ob sich München im Falle eines Scheiterns auch für 2022 bewerben würde. Die Antwort des OB: „Für München ist es Tradition, den Zuschlag im ersten Anlauf zu bekommen.“ Eine Zuversicht, die verständlich ist, ob aber auch realistisch, wird sich 2011 zeigen.
Jedenfalls gab es darauf erst einmal viel Gelächter, und noch besser wurde die Stimmung, als es darum ging, ob Ude 2018 denn dann auch gedenke, die Winterspiele selbst zu eröffnen. Worauf Oberfunktionär Bach erwiderte: „Wenn er dann Bundespräsident ist, dann ja.“ Vielleicht eine neue Aufgabe für Ude, nach seinem Abschied als OB 2014.
Bach sprach dann noch davon, dass München eine „USP-Stellung“ habe. Das verstand zwar kaum einer, sollte aber „Unique selling proposition“ bedeuten, ein Begriff aus dem Marketing-Jargon, das einen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern darstellt. „Wir brauchen nicht links und re chts zu schauen“, sagte Bach über die zu erwartetende Konkurrenz Pyeongchang (Südkorea) und Tromsö (Norwegen). „Wir müssen unseren Weg geradeaus gehen.“ USP? MSM! Mir san mir!
Oder: Der Starke ist am mächtigsten allein. Kommt auch vom Tell. Florian Kinast