Alexandra Wenk: "Eine Modelkarriere würde mich reizen"

Exklusiv in der AZ spricht Münchens Schwimmstar Alexandra Wenk über die schmerzhafte Erfahrung bei Olympia, Gedanken an ein Karriereende, was ihren Körper ziert und den Traum vom Engelsein.
von  Lena Wurzenberger
„Nach den deutschen Meisterschaften im Mai haben alle erwartet, dass ich eine Medaille bei Olympia hole“, erklärt Wenk.
„Nach den deutschen Meisterschaften im Mai haben alle erwartet, dass ich eine Medaille bei Olympia hole“, erklärt Wenk. © dpa

München - Die 21-jährige Münchnerin gilt als Deutschlands kommender Schwimm-Star. Bei der WM 2015 in Kasan holte sie Gold in der 4 x 100-Meter-Lagen-Staffel im Mixed, bei der deutschen Meisterschaft schwamm sie gleich mehrere nationale Rekorde. Bei Olympia in Rio de Janeiro startete sie, enttäuschte aber.

AZ: Frau Wenk, 2016 war sportlich gesehen ein Auf und Ab. Wie fällt Ihr Fazit aus?
ALEXANDRA WENK: Das Jahr war erfolgreich, aber gleichzeitig auch sehr enttäuschend. Nach den deutschen Meisterschaften im Mai haben alle erwartet, dass ich eine Medaille bei Olympia hole. Doch daraus wurde nichts.

Wie erklären Sie sich das Olympia-Debakel?
Meine Vorbereitung lief einfach schlecht. Fünf Wochen vor den Spielen habe ich eine eitrige Angina bekommen, lag mit hohem Fieber im Bett und musste Antibiotika nehmen. Mein Körper war am Ende. Im Trainingslager habe ich einen Rückfall bekommen. Wir (das deutsche Schwimmteam, Anm. d. Red.) haben uns in einer sehr kalten Schwimmhalle vorbereitet. Ein wärmerer Ort wäre im Nachhinein besser gewesen.

Haben Sie mal daran gedacht, nicht mit nach Rio zu fliegen?
Nein! Da hätte ich mir den Arm brechen müssen. Ich habe mich vier Jahre darauf vorbereitet. Aber schon Wochen vor Olympia hatte ich große Angst und Selbstzweifel, weil ich nicht gesund wurde. Es war keine schöne Zeit.

Als 22. im Vorlauf über 100 Meter Schmetterling haben Sie das Halbfinale klar verpasst…
Als ich nach dem Rennen auf die Anzeigetafel geschaut habe, war ich geschockt. Meine ersten 50 Meter liefen gut. Doch nach der Wende ging nichts mehr, mir hat die Kraft gefehlt. Ich hatte das Gefühl, im Wasser zu stehen. Danach habe ich lange in der Mixed-Zone geweint.

„Ich fand die Kritik nicht in Ordnung“

Über die 200 Meter Lagen haben Sie es immerhin bis ins Halbfinale geschafft.
Ich wollte unbedingt ins Finale kommen und allen beweisen, dass ich es kann. Denn die öffentliche Kritik an meiner Leistung hat mich getroffen. Doch um unter die letzten Acht zu kommen, hätte ich Bestzeit schwimmen müssen und dafür war ich nicht fit genug.

So wurden Sie Elfte. War das ein versöhnlicher Abschluss?
Das war nicht das, was ich mir vorgenommen habe. Mein Traum war das Finale und nach den deutschen Meisterschaften war ich mir sicher, dass ich das schaffe – und vielleicht mehr.

Bundestrainer Henning Lambertz hat Ihnen gleich nach dem ersten Rennen eine falsche Einstellung vorgeworfen.
Ich fand die Aussage von Henning nicht in Ordnung. Dass ich mich nicht an den Schlafrhythmus gehalten habe, ist falsch. Ich weiß aber nicht, in welchem Zusammenhang er das gesagt hat, denn wir verstehen uns eigentlich gut. Ich sehe jedenfalls keinen Fehler bei mir.

Wer hat Sie in dieser schweren Zeit besonders unterstützt?
Familie und Freunde haben mir sehr geholfen – vor allem meine Mama. Und Britta Steffen, die ich am letzten Wettkampftag in Rio getroffen habe. Sie hat mir Mut zugesprochen und von ihrer aktiven Zeit erzählt. Sie hat ja auch viele Höhen und Tiefen erlebt. Für mich war Rio der erste Tiefpunkt und ich musste erst lernen, damit umzugehen.

Haben Sie Olympia mittlerweile verarbeitet?
Nein. Ich denke immer noch viel darüber nach, versuche aber, mich nicht zu sehr davon runterziehen zu lassen. Eigentlich will ich Rio ein Stück weit vergessen. Es bringt ja nichts, sich an schlechten Erfahrungen festzuhalten. Da bekomme ich nur Zukunftsängste.

Denkt man da auch an ein Karriereende?
Am Anfang schon. Ich stand vier Jahre lang unter Spannung und als der große Moment endlich da war, habe ich versagt. Nach Olympia konnte ich mich kaum motivieren, ins Training zu gehen – Freunde und Party waren mir wichtiger.

Ist das immer noch so?
Nein. Nach Olympia war ich nur zwei Tage zu Hause und bin dann sofort mit meiner besten Freundin Anna drei Wochen nach Amerika geflogen. Das war das Beste, was ich hätte machen können. Rio war ganz weit weg. Jetzt konzentriere ich mich gerade auf mein Studium und Freude mich, im neuen Jahr wieder durchzustarten.

Wie war das Erlebnis Olympia abseits des Schwimmbeckens?
Die zweite Woche in Rio war schwer. Ich wollte nur nach Hause. Ich habe viel Zeit mit meinen Trainingspartnerinnen aus Österreich, Lisa und Jördis, verbracht. Wir haben die Erfolge anderer Athleten im deutschen Haus gefeiert. Das war eine schwierige Situation, denn wir waren immer die, die ihre Ziele nicht erreicht hatten.

„Playboy? Wenn ich pleite bin, würde ich nichts ausschließen“

Trotzdem haben Sie sich ein Rio-Tattoo stechen lassen…
Auch wenn die Spiele für mich schlecht liefen, es war eine Erfahrung, die nicht jeder in seinem Leben macht. Deshalb habe ich mir während meiner USA-Reise in San Francisco ein Olympia-Tattoo stechen lassen. Das Lustige war, ich musste dafür nichts bezahlen, der Tätowierer wollte schon immer mal einen Olympioniken stechen.

Was zeichnet für Sie einen schönen Körper aus?
Ich hätte gerne den Körper eines „Victoria’s Secret“-Models. Diese Frauen sind wunderschön, haben viel Ausstrahlung.

Würde Sie eine Modelkarriere auch reizen?
Ein „Victoria’s-Secret“-Engel zu sein, wäre ein Traum. Aber das ist ziemlich unrealistisch. Dafür müsste ich erstmal ein paar Kilos an Muskeln abbauen. Aber nach meiner Schwimmkarriere könnte ich mir durchaus vorstellen, zu modeln.

Sie gelten als Glamourgirl. Nervt es, nur über das Aussehen definiert zu werden?
Ich schwimme mit wasserfestem Make-up. Aber deshalb bin ich noch keine Tussi. Ich bin eine Sportlerin, die gerne mal bei Louis Vuitton shoppen geht. Warum sollte das nicht zusammenpassen, nur weil ich jeden Tag im Wasser bin?

Wie viele Haarkuren brauchen Sie bei dem Chlorwasser denn?
Ich muss beichten, dass ich ja keine echte Blondine bin. Deshalb muss ich meine Haare besonders gut pflegen und täglich waschen. Für ein Shampoo lege ich schon mal 20 Euro hin.

Verehrer haben Sie sicher genug, oder?
Momentan bin ich Single. Ich hatte viereinhalb Jahre lang einen Freund, der jetzt in Amerika studiert. Wir haben uns vor einem Jahr wegen der zu großen Entfernung getrennt. Aber ich hätte gerne wieder jemanden an meiner Seite, denn ich bin ein Beziehungsmensch.

Wenn der Playboy bei Ihnen anruft, was würden Sie sagen?
Kommt darauf an. Aber wenn ich pleite bin, würde ich es nicht ausschließen (lacht). Was halten Sie von guten Vorsätzen fürs neue Jahr? Nicht viel. Dieses Jahr hat mir gezeigt, dass es wenig bringt, sich zu viel vorzunehmen.
 

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.