Ärger über Nachholspiel: Europas Lachnummer
MÜNCHEN Mit der Gewissheit des Siegers kommentiert Sportdirektor Marko Pesic süffisant: „In unserer Einschätzung haben wir diese Serie jetzt 4:1 gewonnen.“ Weil die Basketball-Bundesliga Spiel vier der Viertelfinalserie gegen die Riesen Ludwigsburg vom Sonntag aufgrund einer Fehlentscheidung der Schiedsrichter am Mittwochabend wiederholen ließ, gingen die Bayern tatsächlich viermal als Sieger vom Platz. Besänftigt sind sie deswegen aber noch lange nicht.
Im Gegenteil. „Im europäischen Basketball wird nach den Regeln der FIBA und der ULEB gespielt. Nach der Entscheidung der BBL, das vierte Spiel zu wiederholen, sehe ich die große Gefahr, dass die Bundesliga die Tür geöffnet hat für eine neue Regel in Europa“, schimpft Trainer Svetislav Pesic. „Europa lacht über diese Entscheidung. Die Fans, um die wir kämpfen, verstehen diese Entscheidung nicht, auch deshalb ist sie schlecht für den Basketball insgesamt.“
Am Sonntag stand Ludwigsburgs Michael Stockton beim Stand von 71:73 an der Freiwurflinie, Bayerns Heiko Schaffartzik allerdings dachte, er habe einen anderen Spieler gefoult, und wandte sich an die Schiedsrichter. Die berieten sich mit dem Kampfgericht – und ließen am Ende gemäß den Regeln einen getroffenen Freiwurf annullieren, der Ball ging an den FC Bayern. Obwohl Stockton der korrekte Freiwerfer war, Bryce Taylor – und nicht Schaffartzik – hatte ihn gefoult. Dass die Ludwigsburger dann Protest einlegten, dafür haben die Bayern vollstes Verständnis. Ihr Zorn gilt dem folgenden Vorgang und der Liga. Die Spielleitung setzte am Montagabend ein Wiederholungsspiel an – innerhalb der dreitägigen Berufungsfrist. „Für uns war das unverständlich“, sagt Marko Pesic.
Die Bayern ihrerseits schickten ihre Berufung Dienstagabend per Eilantrag an die Spielleitung – und bekamen um kurz nach Elf eine formlose, handgeschriebene Antwort zurückgefaxt: Das Schiedsgericht bestätigte die Wiederholung ohne Angaben von Gründen. In den Augen der Bayern eine ausgesprochene Respektlosigkeit – dem Vernehmen nach hat das Vorgehen der Liga den Verein bis hin zum aktuellen und Ex-Präsidenten überaus erzürnt. Offenbar gibt es in der Führungsetage des FC Bayern größte Zweifel an der Fähigkeit der BBL, eine professionelle Basis für Spitzensport zu bieten.
Und die Sorge, die Liga habe mit dem Urteil über das Sonntagsspiel einen Präzendenzfall geschaffen, der in Zukunft noch viele Schiedsrichterentscheidungen mehr anfechtbar macht. Tatsächlich unterlaufen der Liga immer wieder grobe Schnitzer – wie etwa die Vertragsverlängerung mit Geschäftsführer Jan Pommer ohne Zustimmung der Vereine –, auf der anderen Seite empfinden die von Aufmerksamkeit verwöhnten Bayern ihr Engagement wohl nicht angemessen gewürdigt. Das Viertelfinale mag abgehakt sein – am Sonntag (17.45 Uhr) kommt im ersten Halbfinale Oldenburg nach München –, das Wiederholungsspiel ist es noch lange nicht.
Und die Auseinandersetzung zwischen Bayern und BBL, die hat wohl gerade erst richtig begonnen.