Abraham besiegt Stieglitz: Zwei Freikarten, ein WM-Gürtel

König Arthurs Ausbeute beim Kampf gegen Stieglitz. Der Verlierer wittert „Betrug“, seine Ecke spricht von „Schande“! Dabei war Abraham am Ende einfach besser – aber sauer auf den Veranstalter.  
Hartmut Scherzer |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

König Arthurs Ausbeute beim Kampf gegen Stieglitz. Der Verlierer wittert „Betrug“, seine Ecke spricht von „Schande“! Dabei war Abraham am Ende einfach besser – aber sauer auf den Veranstalter.

MADGEBURG Robert Stieglitz trug die Merkmale des Verlierers nach einer mitreißenden Ringschlacht im Gesicht. Blaurote Blessuren umrandeten beide Augen. In der letzten Runde, 25 Sekunden vor Kampfende, hatte ihn ein harter rechter Konterschlag sogar zu Boden gezwungen. Der Titelverteidiger taumelte am Rande des K.o.. Und dennoch fühlte sich der Magdeburger Lokalmatador vor 7500 Fans als Sieger. Seine Reaktion noch im Ring: „Ich weiß nicht, was die gezählt haben."

Weil zwei der drei Punktrichter aus den USA und England nach zwölf Runden mit 113:112, 110:115, 111:114 gegen Stieglitz (32) gezählt hatten, wurde Arthur Abraham mit 34 Jahren zum dritten Mal Weltmeister, erkämpfte sich den WBO-Titel im Supermittelgewicht zurück, den er im zweiten Duell dieser Trilogie wegen eines zugeschwollenen linken Auges vor einem Jahr in der 4. Runde verloren hatte. „Ich Freude mich, dass ich den Titel wieder habe" strahlte „König Arthur“, beschwerte sich aber, dass er für seine Familie zu wenig freien Zugang zur Getec-Arena erhalten habe: „Soll ganz Deutschland wissen: Zwei Freikarten hatte ich! Zwei Freikarten! Respekt!", polterte Abraham in Sat.1.

Zumindest hier gab es ein Unentschieden, wenn Ulf Steinforth vom Veranstalter von der SES-Promotion (hat Stieglitz unter Vertrag) die Wahrheit sagt: „Robert hat auch nur zwei Karten bekommen.“ Axel Schulz, Ex-Weltmeister und Co-Kommentator, will sogar nur eine Karte erhalten haben. Sei’s drum. Auf der Pressekonferenz nachts um halb zwei steigerte Stieglitz seinen Protest: „Das Urteil ist Betrug. Acht Runden waren für mich!“ Trainer Dirk Dzemski und Manager Ulf Steinforth pflichteten ihrem Schützling bei: „Fehlurteil! Schande!“

Promoter Wilfried Sauerland, der den Abraham-Sieg als Geschenk zu seinem 74. Geburtstag entgegennahm, konterte kühl: „Man braucht sich nur die Gesichter der beiden anzuschauen, dann weiß man, was los ist." Was war los? Stieglitz stürmte vom ersten Gong an ungestüm, wild, deckungslos nach vorne. Nonstop. Total aufgedreht, überdrehte er. Gut: Stieglitz hat den Kampf gemacht, das Tempo vorgegeben. Aber ohne taktisches Konzept. Nur drauf. Die Spekulation, Abraham würde schlapp machen, stellte sich als Irrtum heraus.

Der Routinier war austrainiert wie seit Jahren nicht mehr, hielt mit sparsamen, aber wuchtigen Aktionen, explosiven Schlagserien und den weitaus härteren Treffern den Schlachtverlauf stets offen. Abraham boxte clever, ungewohnt beweglich, ohne die übliche Doppeldeckung, ließ den hektischen Angreifer oft auf seinen linken Jab auflaufen. Stieglitz räumte ein: „Arthur war schlau, bewegte sich mehr als sonst, hatte eine gute Taktik. Er war gut drauf." Und dennoch Betrug? Abraham setzte seine Akzente meist zum Rundenende. Das bleibt in den Köpfen der Punktrichter haften. „Ich wusste, dass ich beste Kondition habe", sagte der Sieger.

Enger Ausgang, Urteil in Ordnung. Die letzte Runde bedeutete letztlich die Niederlage für den Weltmeister. „Der Niederschlag brachte die Entscheidung", stellte Abraham fest. Am 31.Mai wird Abraham seinen Titel freiwillig verteidigen. Für denselben Termin hat Mittelgewichtsweltmeister Felix Sturm seinen nächsten Kampf gebucht. Warum also nicht gleich Abraham gegen Sturm? Deutsch-deutsche Duelle auf WM-Niveau versprechen Action pur. 4,20 Millionen schauten laut Sat.1 zu.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.