"3000 Mal besser als Sex!"

Biathlon-Star Christoph Stephan reflektiert seinen ersten Weltcup-Sieg auf seine ureigenste Weise.
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ANTHOLZ - Biathlon-Star Christoph Stephan reflektiert seinen ersten Weltcup-Sieg auf seine ureigenste Weise.

Christian Stephan blieb sich treu. „3000 Mal besser als Sex“ sei sein erster Weltcupsieg 14 Tage nach seinem 23. Geburtstag gewesen formulierte der Oberhofer gewohnt drastisch. Nach der Sieg-Premiere in der Champions-League des Biathlon seien ihm gefühlte 100 000 Gedanken durch den Kopf geschossen, ergänzte das Kraftpaket unter den deutschen Skijägern. „Am meisten habe ich Angst um meine Oma gehabt. Ich hoffe, sie ist nicht vor dem Fernseher umgekippt“, erzählte der aus der thüringischen Kleinstadt Rudolstadt - fernab aller Wintersportzentren – stammende Polizeimeister bei der Bundespolizei.

Noch am Sonntagabend nach dem überraschenden ersten Platz beim Massenstart in Antholz versicherte er sich der Gesundheit seiner Oma. Da war auch der Bruch seines Lieblings-Skistockes beim Sturz ins Ziel Nebensache, so dass am Abend im Mannschaftsquartier am Antholzer See eine kleine Sieg-Party starten konnte. Am Montag brach der nun achte Saisonsieger gemeinsam mit seinem Vereins-Kollegen Alexander Wolf und dem Altenberger Michael Rösch Richtung Ridnaun auf, wo sich die deutschen Männer traditionell auf die Saisonhöhepunkte vorbereiten. Ein paar Tage aktive Erholung will das Trio einlegen, ehe ab Donnerstag in Südtirol der letzte Nationalmannschafts-Lehrgang vor der Abreise in den südkoreanischen WM-Ort Pyeongchang beginnt.

„Auch nach dem besten Tag meines Sportler-Lebens werde ich nicht den Boden unter den Füßen verlieren. So etwas wie am Sonntag klappt nicht jeden Tag. Ich ändere deswegen nicht meine Ziele für die WM und denke nicht an Medaillen. Ich will nicht nur dabei sein wie im vergangenen Jahr in Östersund, ich will auch starten“, sagte Stephan. Am liebsten mit der deutschen Staffel. Ansprüche darauf meldet er aber nicht an. Er weiß genau, dass Bundestrainer Frank Ullrich das Quartett nach der aktuellen Form in Südkorea aufstellen wird. Mit soliden bis sehr guten Staffelrennen in diesem Winter sowie dem Sieg im Biathlon-Mekka hat sich Christoph – Spitzname „Kralle“ – Stephan dafür aber in eine hervorragende Ausgangsposition gebracht.

Gereift ist der dreimalige Junioren-Weltmeister in 13 Jahren am Oberhofer Sportgymnasium und in der Trainingsgruppe des dreimaligen Olympiasiegers Mark Kirchner. Der schwärmt schon länger vom Potenzial des „verrückten Typs zwischen Genie und Wahnsinn“. Genie wegen der Fähigkeit, sich total verausgaben und bis zum Ziel beißen zu können. Wahnsinn, weil er dabei oft überzieht, taktisch falsch mit dem Kopf durch die Wand will. „Am Samstagabend hat mich der Mark noch mal 'eingenordet', nachdem ich beim Verfolger viel zu schnell vorn weggestürzt bin. Biathlon- Rennen werden nun mal nicht auf der ersten Runde entschieden. Auch am Sonntag hat er mich mindestens zwölfmal angebrüllt, ich solle mich zurücknehmen“, erzählte Stephan. „Ich denke, heute hat er wieder etwas dazu gelernt“, stellte Kirchner nach der taktischen Glanzleistung seines Schützlings zufrieden fest.

Wie sein Heimtrainer schätzt auch Frank Ullrich die Einstellung des Thüringers. Die härtesten Trainings-Einheiten im Sommer empfand Stephan als „geile Tage“. Gemeinsam mit seinem besten Kumpel Arnd Peiffer testet er häufig die Grenzen aus. Das erinnert den Bundestrainer an seine eigene Jugend. „Wenn man sich so wie Christoph und Arnd mit Freude schindet und quält, dann kommt auch etwas 'raus“, ist Ullrich überzeugt und lies die Prognose folgen: „Christoph wird uns in den nächsten Jahren noch viel Freude bereiten.“

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