16-jährige Chinesin Ye Shiwen holt Gold

Die 16-jährige Chinesin schwimmt schneller als die besten Männer. „Nicht unmöglich”
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Goldmedaillengewinnerin Ye Shiwen.
az Goldmedaillengewinnerin Ye Shiwen.

LONDON Ryan Lochte gab sich überhaupt keine Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Und wie sollte er auch? Eine Frau, ach was, ein junges Mädchen, das schneller schwimmt als er, der viermalige Olympiasieger? „Wir haben alle darüber letzte Nacht beim Abendessen geredet, es ist sehr beeindruckend”, sagte er nach dem sensationellen Weltrekord der 16-jährigen Chinesin Ye Shiwen über 400 m Lagen: „Sie ist schnell. Wenn sie mit mit geschwommen wäre, hätte sie mich womöglich geschlagen.”

Und tatsächlich wirkt das, was Ye Shiwen in London gelungen ist nicht von dieser Welt: Erst war sie schneller als Michael Phelps, dann schlug sie Ryan Lochte: Mit ihrem Turbo-Weltrekord von London überraschte sie nicht nur die Schwimmwelt, sondern warf auch viele Fragen auf. „Wir haben ein sehr gutes, ein wissenschaftlich gestütztes Training”, sagte Shiwen selbst, „nein wir sind keine Roboter.”

Aber irrwitzig war ihre Aufholjagd allemal. Wie eine Rakete war sie auf den letzten 100 Metern an der Weltmeisterin und Topfavoritin Elizabeth Beisel vorbeigeschossen – auf der vorletzten Bahn war sie 13 Hundertstelsekunden schneller gewesen als eine Dreiviertelstunde zuvor Rekord-Olympiasieger Phelps, auf den letzten 50 m sogar 17 Hundertstel schneller als dessen Bezwinger Lochte.
Nach dem unfassbaren Finale zeigte die Videowand 4:28,43 Minuten an – mehr als eine Sekunde unter dem alten Weltrekord der australischen Peking-Olympiasiegerin Stephanie Rice. „Dieser Schlussspurt war schon unglaublich”, sagte Doping-Experte Fritz Sörgel.

Sein Kollege Werner Franke, sonst ultrakritisch gegenüber chinesischen Sportlern eingestellt, bezeichnete Yes Leistung als „ungewöhnlich, auffällig und überprüfungswürdig, aber physiologisch nicht unmöglich”. Auf Doping könne man in diesem Fall allerdings nicht automatisch schließen. „Gerade junge, früh trainierte Athleten sind mitunter zu außergewöhnlichen Leistungen fähig, weil sie von ihren spezifischen Gewichtsverhältnissen profitieren”, sagte Franke.

Bei der WM vor einem Jahr in Shanghai war Ye als Fünfte noch sieben Sekunden langsamer gewesen. Kein Wunder, dass nach dem ersten Frauen-Weltrekord im Anschluss an die Ära der Hightech-Anzüge die Frage nach Doping sofort aufkam. „Wir haben von der Kindheit an ein wissenschaftliches Training”, betonte die 16-Jährige noch einmal, „da ist es für mich jetzt nicht mehr sehr schwer.” Im März erst war jedenfalls die chinesische Staffel-Weltmeisterin Li Zhesi des EPO-Dopings überführt worden.

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