14 Jahre, 60 Kilo und „so süß und lieb“

Tom Daley aus England gilt als Wunderkind beim Wasserspringen.
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„Die ganze Nation drückt dir die Daumen“: Englands Wasserspringer Tom Daley (14), den sie den „Golden Boy“ nennen.
dpa „Die ganze Nation drückt dir die Daumen“: Englands Wasserspringer Tom Daley (14), den sie den „Golden Boy“ nennen.

Tom Daley aus England gilt als Wunderkind beim Wasserspringen.

PEKING Beim Tennis würde man ihn für ein verirrtes Ballkind halten. Beim Turmspringen aber bekommt man es mit der Angst zu tun, wenn Tom Daley hoch droben auf der Zehn-Meter-Plattform Anstalten macht, sich in die Tiefe zu stürzen. Daley ist ein furchtloser Typ. Und er ist gerade mal 14 Jahre alt.

Ein kleines Kerlchen mit knapp 60 Kilogramm, ein Strich in der Landschaft. Und doch ist er bei diesen Spielen von Peking schon ein Phänomen. Ein zwergenhafter Kinderstar. Er ist schon ein Medaillenanwärter wenn er heute im Synchronwettbewerb mit seinem 26-jährigen Partner Blake Aldridge an den Start geht. Holt Daley tatsächlich Gold, Silber oder Bronze, vor oder hinter den deutschen Mitfavoriten Patrick Hausding und Sascha Klein, ist ihm ein Eintrag in die Geschichtsbücher gewiss - dann wäre er der jüngste Medaillengewinner aller Zeiten im Vereinigten Königreich.

Eine Riesen-Geschichte ist Daley schon jetzt auf der Insel. Seit er mit noch 13 Jahren im Frühling den Zehn-Meter-Europameistertitel in Eindhoven holte, darf er sich der Belagerung durch die Medien sicher sein. „Golden Boy“ nannte ihn „The Sun" und versprach ihm: „Die ganze Nation drückt Dir die Daumen.“ Selbst zurückhaltende Blätter wie der „Guardian“ kabeln Jubelberichte in die Heimat: „Peking ist verrückt nach dem Jungen." Dramatisch sei die Erwartungshaltung zuletzt angewachsen, sagt der Chef der britischen Springer, Steven Foley. Passe man nicht auf den jungen Daley auf, „könne es sein, dass er verbrannt wird“.

Erst einmal fühlt sich der kecke Bursche aus Plymouth aber noch wohl im Sonnenlicht der medialen Aufmerksamkeit. Er ist himmlisch naiv, freut sich über jeden anwesenden Journalisten und lächelt unbeschwert in die Kameras. So wie er dasitzt auf dem Interview-Podium und kaum über das Mikrofon hinwegblicken kann, ist er ein rührender Anblick. Daley: „Ich bin eigentlich ein cooler Typ.“

Ein Riesentalent sei Daley, sagt der BBC-Journalist Ollie Williams und fügt hinzu: „Das Beste an ihm ist wahrscheinlich, dass er keine Zweifel hat.“ Er will der Beste der Welt sein, der Beste auch bei den Olympischen Spielen.

Allerdings ist die Frage, bei welchen Spielen dieser Kunstsprung-Floh in den weltweiten Fokus rücken wird: Schon hier in Peking? Oder doch erst in London 2012, bei seinem Heimspiel im Zeichen der Ringe? 2012 war eigentlich die Langzeitperspektive gewesen, als Daley in den Nationalkader berufen wurde. Doch der zuletzt so sprunghafte Aufstieg hat ihn schon jetzt zum klammheimlichen Medaillenkandidaten gemacht - mehr im Synchronwettbewerb mit Partner Aldrige als in der Konkurrenz der Solisten, aber immerhin. „Er kann am Montag einen Wettbewerb hinlegen, der sein Leben verändert“, befand der „Daily Telegraph“.

Der Star im britischen Team ist er ohnehin längst. Gemessen an seiner Popularität im olympischen Dorf, muss sich seine erstaunliche Geschichte schon weit verbreitet haben: „Es ist Wahnsinn. Im Dorf erkennen mich die anderen Athleten schon", sagt Daley. Auch die weiblichen Olympia-Helfer lassen sich gern mit Daley ablichten, „weil er so süß und lieb ist“.

Sein Vater Rob ist sein größter Fan. Er folgt ihm zu jedem Wettkampf, er dreht kleine Filmchen und stellt sie anschließend bei „You Tube“ ein. Er wirkt manchmal ein wenig aufdringlich in seiner Zuneigung, aber man kann das gut verstehen. Als bei Rob ein Gehirntumor entdeckt wurde, bezog er seine Kraft aus den Erfolgen seines Sohnes. „Tom bringt wirklich die tollsten Sachen“, sagt Papa Daley, Vielleicht sogar einen Olympiasieg. Schon hier in Peking.

Jörg Allmeroth

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