1,3 Milliarden Chicken Wings - Super(bowl)-Völlerei
Eine Milliarde Menschen werden weltweit das Finale im American Football zwischen Denver und Carolina verfolgen. 1,3 Milliarden Chicken Wings werden dabei verzehrt, 120 Millionen Liter Bier getrunken.
San Francisco - Es ist das Spektaculus Maximus, der Superlativ-Bowl, das singuläre Sportereignis schlechthin. Wenn in der Nacht auf Montag (Sat.1., 0.30 Uhr) in San Francisco die Denver Broncos, angeführt von der 39-jährigen Quarterback-Legende Peyton Manning, im Super Bowl auf die Carolina Panthers um den neuen Quarterback-Superstar Cam Newton treffen, werden weltweit knapp eine Milliarde Menschen vor den Fernsehern live dabei sein. Den WM-Triumph der deutschen Kick-Elite in Rio de Janeiro verfolgten etwa 700 Millionen TV-Zuschauer.
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Vor einem Jahr schauten beim Super Bowl, der jetzt in gut 190 Länder übertragen wird, in den USA allein 114,1 Millionen Fans zu. Zum Vergleich: Bei der US-Präsidentschaftswahl 2012 gaben nur 112 Millionen Amerikaner ihre Stimme ab.
Noch mehr Prunk und Protz zum Jubiläum
Es ist ein Event, bei dem unverhohlen dem Gigantismus gehuldigt wird. Der sportliche Dreisatz des citius, altius, fortius (schneller, höher, weiter) wird im American Football noch um die Begriffe größer, gigantischer, wilder, emotionaler, spannender, abgefahrener – und teurer – ergänzt. Und gerade jetzt, bei dieser 50. Auflage, dem Jubiläums-Super-Bowl, wird noch mehr Prunk und Protz aufgefahren.
Beim ersten Superbowl 1967 waren elf Kameras im Einsatz, am Sonntag wird der Sender CBS 70 Kameras einsetzen, um jeden einzelnen Winkel des Feldes abdecken zu können. „Der Super Bowl ist ein Ereignis, das in seiner Faszination über den reinen Sport hinausgeht“, sagt Moderator Frank Buschmann, der für Sat.1 das Spektakel kommentieren wird.
30 Sekunden Werbung kosten knapp 5 Millionen Dollar
Ein 30-sekündiger Werbespot kostete 1967 37 500 Dollar, jetzt muss man 4,8 Millionen hinblättern, um sein Produkt den Millionen vor dem TV präsentieren zu können. Wer eines der besten Tickets an der Mittellinie haben will, muss dafür 18 000 Dollar berappen, wer ganz oben sitzt, zahlt immer noch 3000 Dollar – 1967 war die teuerste Karte noch für zwölf Dollar zu haben.
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In San Francisco wird die durchgeknallte Pop-Queen Lady Gaga die Nationalhymne trällern, in der Halbzeit treten zur Volksbelustigung Beyonce und Coldplay auf. 1967 waren es noch zwei Blaskapellen und ein Trompeter (Al Hirt). Der Sport, den Buschmann als „Schach mit Kühlschränken“ und „Wissenschaft für sich“ bezeichnet, elektrisiert die Massen.
1,3 Milliarden Chicken Wings, 120 Millionen Liter Bier
Der Super Bowl sorgt für Rekorde. Vom Kommerz bis zur Völlerei. Von den zehn meistgesehenen amerikanischen TV-Events der Geschichte waren neun Super Bowls. 4000 Tonnen Popcorn werden während des Spiels vertilgt, dazu 14 000 Tonnen Chips, 6000 Tonnen Dip-Soßen. Die Avocado-Industrie macht 50 Prozent des Jahresumsatzes an diesem Tag (aufgehäuft auf einem kompletten Spielfeld wäre der Berg aus Früchten zwölf Meter hoch), Pizza-Lieferdienste ein Drittel. 1,3 Milliarden Chicken Wings werden gegessen und mit 120 Millionen Litern Bier heruntergespült, während der Viertelpausen sinkt der Druck bei den Toilettenspülungen aufgrund der Überlastung um zwölf Prozent.
Der Super Bowl hat einen Einfluss auf das US-Wirtschaftsleben. In den Wochen vor dem Event werden 8,7 Millionen Fernseher verkauft, fast alles Großbildschirme. Am Montag danach grassiert die Superbowlitis. 1,4 Millionen mehr Amerikaner melden sich krank als an einem normalen Montag (plus sechs Prozent), der Umsatz für Kopfschmerztabletten steigt um 20 Prozent. An keinem Tag melden sich mehr Menschen zu Diätprogrammen an, als an diesem. Dem Tag nach der Super-Bowl-Völlerei.