Wenn Essen krank macht

Milch, Obst oder Getreide: Immer mehr Menschen haben damit Probleme. Der AZ-Report Ernährung stellt heute die Unverträglichkeit von Milchzucker vor, am nächsten Montag die Gluten-Intoleranz
Michael Backmund |
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Milch - viele Menschen leiden an einer Laktose-Intoleranz
dpa Milch - viele Menschen leiden an einer Laktose-Intoleranz

 

Milch, Obst oder Getreide: Immer mehr Menschen haben damit Probleme. Der AZ-Report Ernährung stellt heute die Unverträglichkeit von Milchzucker vor, am nächsten Montag die Gluten-Intoleranz

Sie ist zwar nicht gefährlich, kann aber für die Betroffenen sehr lästig sein: Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt mit einer Laktose-Intoleranz und hat große Probleme, Milchzucker (Laktose) zu verdauen – in Asien sind es 90 Prozent, in Deutschland rund 15 Prozent der Bevölkerung. Mit unangenehmen Folgen: Völlegefühl, Bauchkrämpfe, Blähungen, Durchfall und Übelkeit. Da kann ein köstlicher Latte macchiato selbst den größten Genießer statt munter völlig fertig machen.
Weil die Beschwerden aber oft in keinem direkten zeitlichen Zusammenhang mit dem Konsum von Milchzucker stehen, haben viele Betroffene einen langen Leidensweg bis zur Diagnose hinter sich: „Das ist völlig unnötig”, sagt Florian Lippl von der Gastroenterologischen Ambulanz des Klinikums der Universität München (LMU).
Was ist eine Laktose-Intoleranz?

Bei Menschen, die eine Laktose-Intoleranz besitzen, wird das für die Verdauung von Milchzucker nötige Enzym Laktase vom Körper nicht oder nur unzureichend produziert. Die Folge: „Der Milchzucker wird nach dem Essen nicht in Glucose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker) gespalten. Er kann also nicht abgebaut werden, verbleibt unverdaut im Dünndarm und gelangt so in den Dickdarm”, erklärt Dr. Lippl. „Dort verstoffwechseln Bakterien den Milchzucker, wobei Darmgase freigesetzt werden, die für lästige Beschwerden sorgen.”

Worin versteckt sich Laktose?

Milchzucker steckt in vielen Lebensmitteln: Am meisten in Milch, aber auch in Eis, Pudding, Käse, Backwaren, Gewürzmischungen, Gemüsekonserven und sogar in Artzney und in Zahnpasta.
Der Leidensweg ist oft lang

„Oft vergehen viele Jahre, bevor eine Laktose-Intoleranz festgestellt wird”, weiß Lippl aus der täglichen Praxis. Denn häufig treten die Beschwerden erst lange nach dem Essen oder Trinken auf. „Die Betroffenen sehen also keinen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Laktose und ihren Beschwerden”, erklärt der Gastroenterologe: „Oft werden sie dann fälschlich als Reizdarm-Patienten diagnostiziert und behandelt.” Ohne Erfolg.

Die Diagnose ist ganz einfach

Wenn man dauerhaft unter den beschriebenen Beschwerden leidet, oder bei einem konkreten Verdacht sollte deshalb unbedingt ein H2-Atemtest in einer Spezialambulanz durchgeführt werden: Man erhält eine Trinklösung mit hoher Laktose-Konzentration. Anschließend wird der Anstieg der H2-Konzentration in der Ausatemluft gemessen. Steigt dieser über einen Grenzwert und treten Beschwerden auf, kann man von einer unzureichenden Aufspaltung der Laktose ausgehen.

 


Was tun? Die Therapie

Nach der Diagnose folgt eine intensive Ernährungsberatung durch eine Fachkraft. „Die individuelle Grenze der Verträglichkeit kann man am besten in einem Selbsttest herausfinden”, rät Lippl: Man verzichtet einige Tage vollständig auf Milchprodukte und steigert dann langsam die Menge bis zur individuellen Toleranzgrenze. Eine Alternative zu Milch sind zum Beispiel Sojadrinks oder kalziumhaltiges Mineralwasser. Und heute gibt es sehr viele laktosefreie Lebensmittel. Aber auch der Verzehr von Hartkäse ist meist verträglich: „In 12 Monate altem Parmesan ist fast keine Laktose mehr drin”, sagt Lippl: „Auch in Kefir und Buttermilch haben die Milchsäure-Bakterien einen Teil der Laktose bereits abgebaut.”
Für den Notfall gibt es auch Pillen: Betroffene können das fehlende Enzym Laktase auch in Form von Kautabletten oder als Pulver in der Apotheke kaufen: „Die Einnahme des künstlichen Enzyms ist empfehlenswert, wenn man häufig auswärts isst oder mal eingeladen ist – da ist man dann auf der sicheren Seite”, rät Lippl: „Die künstliche Laktase kann bedenkenlos eingenommen werden, es gibt keine Nebenwirkungen.”
Übrigens: Eine Laktose-Intoleranz kann auch als Folge anderer Krankheiten auftreten. Zum Beispiel von einer Gluten-Intoleranz. Mehr dazu lesen Sie am nächsten Montag auf Ihrer AZ-Gesundheitsseite. 

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