Solarenergie zum Selberbauen: Darauf müssen Sie beim Balkonkraftwerk achten
Der schwedische Einrichtungskonzern Ikea hat sich den Ruf aufgebaut, dass seine Möbel selbst Menschen mit zwei linken Händen aufbauen können. Dieses Prinzip möchte das Unternehmen jetzt auch auf Solaranlagen übertragen und steigt ins Geschäft mit Balkonkraftwerken ein.
Die Idee hinter diesen: Vermieter um Erlaubnis bitten, Anlage montieren, einstöpseln und – Strom sparen. Und das, ohne auf dem Dach herumkraxeln zu müssen oder die Hilfe von Handwerkern zu brauchen.
Balkonkraftwerke: Ikea wirbt mit dem "günstigsten Komplettangebot"
Damit wirbt auch Ikea auf Nachfrage der AZ: Die Kraftwerke ließen sich ganz einfach ohne Handwerkskenntnisse selbst montieren. Außerdem pocht das Unternehmen darauf, das "günstigste Komplettangebot für steckfertige Balkonkraftwerke auf dem deutschen Markt" anzubieten. Vorausgesetzt, man hat eine kostenlose Mitgliedschaft bei "Ikea Family", die 15 Prozent Rabatt auf die Solarpaneele gewährt.
Das schwedische Unternehmen ist allerdings nur einer von vielen Anbietern auf dem Markt. Um sich im Angebotsdschungel zurechtzufinden, gibt der Energieberater Thomas Bugert der Verbraucherzentrale (VZ) Bayern folgende Tipps:
Welche Leistung ist sinnvoll?
Balkonkraftwerke dürfen seit Mai 2024 maximal 800 Watt ins Stromnetz einspeisen, die Gesamtleistung darf maximal 2000 Watt betragen. Gängig für Balkone sind zwei Module à 400 Watt. Das sei in der Regel völlig ausreichend, um eine gewisse Grundlast an Haushaltsgeräten zu versorgen, sagt der VZ-Energieberater der AZ.
Balkonkraftwerk sollte zwischen 500 und 1000 Euro kosten
Lohnt sich so eine Anlage?
Laut Bugert liegen die Kosten für so eine Anlage zwischen 500 und 1000 Euro – Ikeas "Komplettset S" (mit zwei 450-Watt-Modulen) kostet ohne Rabatt und mit Balkonhalterung 567 Euro. "Nach vier bis fünf Jahren ist die Investition wieder bezahlt." Die Anlagen seien so langlebig, dass sie danach noch zehn bis 15 Jahre nutzbar seien.
Der Energieberater sagt: "Eine Sache, die man jedem empfehlen kann, weil die Module in den letzten Jahren so günstig geworden sind."
Wie viel Strom damit gerade wirklich erzeugt werde, können Verbraucher mithilfe einer App bei den meisten Modulen selber nachverfolgen. "Für viele macht es Spaß zu sehen, dass ich mit geringer Investition wirklich was sparen kann und dadurch weniger an den Energieversorger zahlen muss", sagt Thomas Bugert.
Auf DGS-Siegel bei Balkonkraftwerken achten
Wie finde ich den richtigen Anbieter?
Bugert rät: "Ein Komplettsystem und keine Einzelmodule kaufen." Das heißt, keine Module beim einen Hersteller und den Wechselrichter beim anderen holen. Denn: "Das passt manchmal technisch nicht richtig zusammen."
So ein Komplettset sollte man bei großen Anbietern kaufen, wie etwa Discountern. "Aufgrund der großen Stückzahl und der Reputation ist eher zu erwarten, dass die Anlage fehlerfrei funktioniert", sagt Bugert. Demnach sollten nur anschlussfertige Steckersolar-Geräte gekauft werden. Bei diesen garantiert der Hersteller für das Gesamtpaket die Einhaltung der Sicherheitsstandards der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS).
Welche das sind, kann in der DGS-Produktdatenbank nachgesehen werden. "Verbraucher können auch bei örtlichen Installateur-Betrieben oder Photovoltaik-Händlern und -Händlerinnen nach Stecker-Solargeräten fragen", sagt der Energieberater. Weitere Hinweise auf ein vernünftiges Gerät: Am Stecker ist der maximale Wechselstrom des Geräts angegeben und es liegt eine ausführliche Montage- und Bedienungsanleitung bei.
Speicherbatterie bei Balkonkraftwerk nicht nötig
Braucht man eine Speicherbatterie?
"Tendenziell würde ich sagen: Nein", sagt Bugert. Denn: Bei zwei Modulen bleibe neben der Deckung der Grundlast gar nicht so viel Strom zum Speichern übrig. Dann kommt demnach noch hinzu, dass so ein Batteriespeicher bei einem Balkonkraftwerk meist im Freien liegt und der Witterung ausgesetzt ist. Die Folge: eine eher geringe Lebensdauer.
Die Batterie ist aber teuer. Mehrere Hundert Euro kommen in so einem Fall obendrauf. "Das lohnt sich nur für jene, die an die vier bis fünf Module haben", sagt Bugert. Bis auf das "Komplettset S" haben etwa alle Anlagen-Sets von Ikea so einen Speicher.
Sind bestimmte Steckdosen dafür erforderlich?
Bugert sagt dazu: "Eine normale Schuko-Steckdose ist ausreichend." Denn über den Wechselrichter werden maximal 800 Watt ins Haus eingespeist. Zum Vergleich: "Ein Fön hat 1000 bis 1500 Watt, ein Toaster hat 2000 Watt - die hängen auch am Stromnetz des Hauses und da macht sich keiner große Gedanken."
Wenn die Stromleitungen jedoch 40 bis 50 Jahre alt sind, sollte ein Elektriker hinzugezogen werden. In solchen Fällen könnte es Sinn ergeben, auf eine Wieland-Steckdose hochzurüsten. Was laut Bugart aber gar nicht geht: Das Kraftwerk an eine Mehrfachsteckdosenleiste klemmen.
Am besten funktioniert das Solarpanel mit einem Südbalkon
Muss ich einen Südbalkon haben?
"Der Südbalkon ist der ertragreichste Standort", sagt Bugert. Eine Anschaffung sei aber auch bei einem West- oder Ostbalkon sinnvoll – gerade wenn man beides habe. Die Nordseite werfe hingegen kaum etwas ab.

Wird der Kauf eines Balkonkraftwerks gefördert?
Wer sich eins zulegen will, kann sich dafür einen Zuschuss von der Stadt München abholen. Die fördert den Kauf und die Installation von Plug-and-Play-Anlagen bis zu einer Leistung von 800 Watt je Wohneinheit – das heißt, der Wechselrichter der Anlage darf maximal diese Menge in das Stromnetz einspeisen.
Die Stadt zahlt 40 Cent je Watt Peak, aber trägt maximal 50 Prozent der förderfähigen Investitionskosten. Antragsberechtigt ist jeder, der im Stadtgebiet einen Haupt- oder Nebenwohnsitz hat und dort auch das Gerät installieren will. Im offiziellen Stadtportal kann der Antrag ausschließlich online gestellt werden.
Aber Achtung: Das Gerät darf erst gekauft und installiert werden, wenn der Antrag bewilligt wurde. Das braucht laut Stadt aktuell etwa einen Monat. Die Fördergelder werden acht bis zehn Wochen nach Erhalt des Förderbescheids ausgezahlt.
Der Vermieter muss der Installation zustimmen
Darf ich das Gerät beim Umzug mitnehmen?
Ja, es muss lediglich beim Marktstammdatenregister (MaStR) umgemeldet werden. Für Mieter aber wichtig zu wissen: Wer aus der Stadt rauszieht, muss die Fördersumme anteilig zurückzahlen.
Darf der Vermieter die Anbringung des Kraftwerks verbieten?
"Der Vermieter ist in der Beweispflicht, warum es überhaupt nicht gehen kann", sagt Bugert. Das bedeutet, er muss grundsätzlich zustimmen und kann die Installation nur mit triftigen Gründen verweigern.
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