Pollen-Alarm: Helfen Masken auch gegen Heuschnupfen?
München – Rote Augen, die Nase läuft und der Hals kratzt: Auch wenn die Erkältungssaison sich dem Ende zuneigt, steht das nächste Ungemach gleich vor der Tür.
Pollenallergie: Zahl der Betroffenen steigt
Denn viele Menschen in Deutschland leiden an Pollenallergien – und ihre Zahl steigt. Zwischen 2011 und 2021 meldet die Kaufmännische Krankenkasse (KKH), eine der mitgliederstärksten Kassen, einen Anstieg um 11,5 Prozent.
Vor allem bei Erwachsenen mittleren Alters wurde in den vergangenen zehn Jahren häufig Heuschnupfen diagnostiziert. In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen stieg die Zahl der Betroffenen demnach um etwa ein Drittel, bei den 70- bis 74-Jährigen verdoppelte sie sich sogar fast. Gerade für ältere Menschen seien Allergien eine zusätzliche Belastung für das Immunsystem, teilte die Krankenversicherung mit.
Im Körper werden sogenannte Histamine ausgeschüttet, wen Pollen mit den Schleimhäuten in Nase, Bronchien oder Augen in Kontakt kommen. Die Folge sind Niesattacken und gereizte Augen. Daher sind Antihistaminika, die die Medikamente der Wahl. Denn sie mildern die Auswirkungen der Botenstoffe.
Apotheken: "Die Versorgung mit Medikamenten ist derzeit nicht gefährdet"
Medienberichten zufolge sollen schon einzelne rezeptpflichtige Allergie-Medikamente in Deutschland knapp sein. Der Apothekerverband Nordrhein warnt vor den Folgen.
Alexander von Waldenfels ist Apotheker in Schliersee und auch Mitglied in der Task Force Arzneimittelversorgung des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek (CSU), die anlässlich von Medikamenten-Engpässen gegründet wurde. Er gibt im Gespräch mit der AZ Entwarnung: "Nein, die Versorgung mit Medikamenten, die man bei einer Pollenallergie einsetzt, ist derzeit nicht gefährdet." Es gebe zwar Wirkstoffe, die derzeit schwer verfügbar seien, nämlich Fexofenadin, Mometason als Nasenspray und Natriumcromoglicat/Reproterol als Asthmaspray. "Aber es gibt hier gute Alternativen für die Patienten gegen die Symptome eines Heuschnupfens oder allergischen Asthmas", sagt der Apotheker.
Apotheker warnt: "Bitte jetzt keine Hamsterkäufe"
Von vergleichbaren Engpässen wie man sie bei den Antibiotikasäften für Kinder erlebe, sei man weit entfernt: "Aus meinem derzeitigen Apothekenalltag kann ich Ihnen berichten, dass es Stand heute noch keine erhöhte Nachfrage nach diesen Produkten bei mir in der Apotheke gab." Von Waldenfels appelliert aber auch an die Patienten: "Bitte jetzt keine Hamsterkäufe, sonst kriegen wir Engpässe!"
Hilft eine Maske gegen Heuschnupfen?
Denn bei den Erkältungsmedikamenten sei eine Ursache auch die stark erhöhte Nachfrage gewesen: "Das hatte sich nach der Pandemie einfach gestaut". Zum Teil seien die Nachlieferwege nach wie vor blockiert und man hänge eben "am Tropf" bei Lieferungen aus Asien.
Was kann man tun, um sich gegen Heuschnupfen zu behelfen, wenn man auf Medikamente verzichten möchte? Der Rat des Gesundheitsamts Nürnberg kling erst mal wie ein Aprilscherz: Ausgerechnet die ungeliebten Masken aus den Zeiten der Pandemie sollen auch bei Pollen Abhilfe schaffen.
Doch dieser Rat ist ernst gemeint und wissenschaftlich fundiert. Professor Dr. Karl-Christian Bergmann, Leiter der interdisziplinären, pneumologisch-allergologischen Ambulanz an der Berliner Charité, rät Allergikern zu dieser Rückkehr: "Wenn Mund und Nase durch eine Maske bedeckt werden, dann wird die Menge an Pollen, die eingeatmet werden, deutlich geringer sein. Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass die nasalen und möglicherweise auch die bronchialen Beschwerden gelindert werden."
Unbehandelter Heuschnupfen kann zu chronischem Asthma führen
Auf die leichte Schulter sollte man Pollenallergien nicht nehmen, auch wenn viele Menschen "dafür, dass a bisserl die Nase läuft", belächelt werden. Unbehandelt könne sich Heuschnupfen laut KKH verschlimmern und zu chronischem Asthma führen. Abgesehen davon sei nicht nur mit mehr Allergikern, sondern auch mit mehr Leidenszeit zu rechnen: Der Klimawandel führe zu längeren Pollensaisonen.
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