Neuer Schwung für die Liebe: "Wagen Sie mal wieder was"

Berührungen, Zärtlichkeit, Gänsehaut und Sex sind für Menschen jeden Alters ein wichtiger Teil des Lebens. Ohne dieses Gefühl vergehen wir wie eine Pflanze ohne Licht, sagt Hedy Fuchs-Waldherr. Aber wie kann man dieses Glücksgefühl erhalten?
1 Zeigen Sie Ihrem Partner täglich, wie wichtig sie oder er für Sie ist: mit einem Lächeln, einer Berührung, einem Kompliment – das gilt für alle, ohne Altersgrenze, und hat nichts damit zu tun, wie lange man sich schon kennt. Liebe und geliebt zu werden ist ein großes Glück. Für dieses Glück muss man kämpfen, ein Leben lang.
Das mag anstrengend klingen, ist es aber gar nicht: Wenn die Frau Gurken schälend in der Küche steht, kann man sie zum Beispiel einfach einmal von hinten umarmen und ihr spontan einen Kuss geben. Es geht darum, zu zeigen, dass man den Anderen noch sieht.
2 Bereiten Sie Ihrem Partner so oft wie möglich eine Freude: Schon kleine Geschenke zeigen, dass man den Anderen schätzt – sei es ein Lippenstift (mit Kassenzettel, falls ein Umtausch notwendig ist), eine Ausgabe vom „Playboy“ oder ein Stärkungsmittel fürs Herz („Damit ich dich noch lange habe“). Und, auch wenn das für viele nach alter Schule klingt, mindestens einmal in der Woche: Blümchen.
Wichtig bei der Geschenksuche: Man sollte sie ein bisschen leger betrachten. Ein geschenkter „Playboy“ bedeutet nicht, dass man sich selbst als Partnerin ersetzbar macht, und wer ein Fesselspiele-Buch verschenkt, sollte nicht enttäuscht sein, wenn es nicht sofort auf riesige Begeisterung stößt.
3 Treten Sie dem Alltag in den Hintern: Fassen Sie Ihrem Partner einfach mal zwischen die Beine und sagen Sie ihm, dass Sie Lust haben (Wenn Sie Lust haben). Als Mann: Bringen Sie ihr eine Orchideenblüte mit und sagen Sie, dass sie gern intensiv daran riechen würden. Das kann sie schwer nicht verstehen: So eine Blüte sieht nun einmal aus wie eine Vagina.
Für Frauen: Richten Sie doch mal das Abendessen wie gewohnt an, gehen Sie kurz aus dem Zimmer, ziehen sich Dessous an und setzen sich so an den Tisch. Ganz wichtig: Seien Sie nicht beleidigt, falls er davon eher irritiert ist als begeistert. Dann zieht man sich eben wieder um, bringt das Höschen mit, wirft es spielerisch nach dem Partner. Oder fragt scherzhaft: „Aber schmeckt dir wenigstens das Essen?“
4 Bleiben Sie dran, auch wenn etwas mal nicht klappt: Wenn man nicht sofort mit diesen Spielereien beim Partner ankommt, braucht man schon eine gewisse Größe, um damit umgehen zu können. Das ist nicht immer einfach. Es macht aber vieles leichter, wenn man das Thema Sex grundsätzlich spielerisch angeht und sich nicht so viel Druck macht. Wenn ein Essen misslingt, dann probiert man es ja auch einfach irgendwann noch mal – es kann ja im Endeffekt nichts schiefgehen.
5 Setzen Sie sich nicht unter Druck: Erwartungen haben generell beim Sex nichts zu suchen. Das Bett ist kein Olympiastadion – niemand kann immer und sofort, und Sex kann zum Beispiel für eine Frau auch schön sein, wenn sie keinen Orgasmus hat. Oder wenn sie oral befriedigt wird.
Im fortgeschrittenen Alter ist der Oralsex sowieso das Wichtigste: Da kann der Mann sich so lange der Frau widmen, wie es ihr guttut. Umgekehrt genauso: Männer lieben Oralsex. Wer sich da scheut, kann zum Beispiel die gute alte Waschschüssel schon zum Vorspiel nutzen: Waschen Sie sich gegenseitig, schauen Sie sich alles an – und danach kann man auch noch sicher sein, dass alles sauber ist.
Und wenn Sie oder Ihr Partner einmal zu müde sind für Sex: auch kein Drama. Man sollte nur trotzdem die Zärtlichkeit nicht vergessen, dass man sich umarmt und drückt und das Erotikleben nicht einfach so laufenlässt.
6 Pflegen Sie die Kommunikation: Reden Sie. Sagen Sie, was Ihnen gefällt, und was nicht. Was Sie gern einmal ausprobieren würden. Sex ist eigentlich etwas Einfaches, aber er wird schwierig, weil er in der Gesellschaft, vor allem in der Partnerschaft, einen so großen Stellenwert hat und ihm so viele Erwartungen aufgeladen werden. Dadurch nimmt man vieles so tragisch. Sex sollte man aber gar nicht so ernst nehmen, daraus entstehen so viele Missverständnisse.
Viele Frauen denken zum Beispiel, wenn sie älter werden, würden sie nicht mehr so schön aussehen und der Partner fände sie nicht mehr so anziehend. Ein bisschen Cellulite, hängende Brüste – wir Frauen suchen bei uns immer Fehler.
In den Gesprächen, die ich mit vielen Männern für meine Arbeit geführt habe, habe ich aber festgestellt: Für die sind solche „Peanuts“ nicht ausschlaggebend. Wichtig ist den Männern zu spüren, dass die Frau auch Freude am Sex hat. Reden Sie mit Ihrem Partner doch einmal darüber, was Sie an ihm schön finden und was er an Ihnen schön findet!
Außerdem: Dessous können viel dafür tun, dass Sie sich selbst begehrenswerter fühlen. Beim Sex ist es dann sowieso egal, wohin der Busen rutscht oder der Bauch – da kommt es darauf an, dass man sich zeigt, dass man Lust aufeinander und Spaß miteinander hat.
7 Nehmen Sie kleine Auszeiten nur für sich und Ihren Partner: Machen Sie Urlaub zu Hause. Oma und Opa nehmen die Kinder und Sie spielen: wie wir uns kennengelernt haben. Es noch einmal nachspielen, wie man sich das erste Mal getroffen hat, sich noch mal an die frühen magischen Momente erinnern. Auch im Alter ist dieses Spiel etwas Wunderbares. Oder lesen Sie sich abends im Bett gegenseitig Erotikbücher vor. Das muss nicht immer zu Sex führen, Erotik bedeutet nicht, ständig zu vögeln. Es geht darum, die Sexualität lebendig zu halten.
8 Wagen Sie mal wieder was: raus aus dem Haus! Dort ist Sex zwar am bequemsten, aber auf einem Hochsitz, im Auto oder in einer Wiese ist er prickelnder – noch dazu mit dem Wissen, dass es 300 Euro kostet, wenn man erwischt wird. (Ich wurde das bisher nie.)
Was man dafür dabeihaben sollte: Gleitgel. Das gehört sowieso immerimmerimmer zum Sexspiel dazu. Und wenn man als Frau so einen kleinen Ausflug plant: Gar nicht erst ein Höschen anziehen.
Körper, Geist, Ernährung: Gesund leben mit der AZ
9 Schauen Sie sich in einem Sexshop um: Viele Menschen, auch junge, waren noch nie in ihrem Leben in einem Sexshop. Gehen Sie rein, schauen Sie sich um und verschaffen Sie sich einen Überblick, was es überhaupt gibt. Stellen Sie Fragen, wenn Sie etwas interessiert – die Verkäufer erklären das auch gern. Außerdem gibt es – nicht nur aber auch – in Sexshops inzwischen wunderschöne erotische Filme ohne das traditionelle Rein und Raus.
Wenn Sie sich allein nicht wohlfühlen in so einem Laden: Gehen Sie mit Freundinnen oder Freunden. Auch das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, das ist einfach ein Intimbereich. Man öffnet sich mit jeder Frage und jeder muss selbst wissen, was für ihn zu intim ist. Ich gebe auch Seminare, in denen wir dann einen Termin ausmachen können, um Sexshops zu besuchen, das nächste Mal in München am 19. März.
10 Lernen Sie sich selbst kennen: Selbstbefriedigung! Unbedingt! Egal, ob man einen Partner hat oder nicht, ob Frau oder Mann. Man muss sich selbst erfühlen: Wo tut mir etwas gut? Wo werde ich gern berührt? Dann kann ich das auch dem Partner erklären.
Abgesehen davon: Wenn man das Gefühl hat, man würde sich jetzt gern selbst angucken oder streicheln, sollte man es tun. Eine Frau sollte einfach mal ihren Busen anfassen, oder in der Badewanne mit sich spielen. Wenn wir uns selbst Orgasmen machen, haben wir alle Zeit der Welt.
Übrigens: Ein schönes Liebesleben kann man natürlich nicht nur haben, wenn man in einer langjährigen festen Beziehung ist – die gleichen Tipps gelten auch für frische Pärchen und zum großen Teil auch, wenn Sie keine feste Bindung haben.
Sollten Sie und Ihr Sex-Partner in verschiedenen Wohnungen leben, empfehle ich, das nicht aufzugeben – vor allem, wenn Sie älter sind und auch die finanziellen Möglichkeiten dazu haben. Es ist für die Erotik oft besser, wenn jeder seine Rückzugsmöglichkeit hat. Vor allem im Alter ist die Intimität ein wichtiger, sensibler Aspekt: Der Körper verändert sich und manches Zipperlein plagt einen. Da ist es oft schön und sinnvoll, mal alleine zu sein und sich um sich selbst zu kümmern.
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