Kommerzialisierung der Medizin: Die Schattenseite
München ist in Sachen Medizin spitze. Das ist gut, einerseits. Andererseits führt der Medizin-Boom auch zu einer schwierigen Diagnose: Noch nie wussten wir mehr über unsere Gesundheit – und noch nie waren wir kränker als heute.
Dabei tun wir ja alles, um gesund, fit und schön zu werden. Regelmäßig im topdesignten Studio trainieren, literweise Obstsäfte trinken, mit dem Risikorechner aus dem Internet die Lebenserwartung checken. Fitness-Apps helfen beim gezielten Muskelaufbau. Leider helfen sie nicht gegen Einsamkeit und Unzufriedenheit. Gesundheit – und dieser Gedanke geht leider oft unter – ist mehr als ein optimierter Körper. Das merken zum Beispiel die Unternehmen: Die Zahl der Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen sind in den letzen Jahren explodiert.
Der Gesundheitswahn führt oft zu heilloser Verwirrung. Wir googeln unsere Symptome im Internet, vergleichen Ärzte und Krankenhäuser wie Produkte und Dienstleister. Mehr wissen tun wir dadurch nicht. Im Gegenteil: Die Überinformation führt oft dazu, dass wir unseren Ärzten nicht mehr trauen und auf Scharlatanerie hereinfallen. Gute Mediziner gehen auf dieses Problem ein. Schlechte nutzen es aus. Die Überversorgung privater Patienten ist dafür ein Beispiel, oder die Erfindung immer neuer Krankheitsbilder.
Das gesteigerte Interesse an der Gesundheit wird oft schamlos kommerzialisiert. Das ist die Schattenseite des Medizin-Booms. Was wir brauchen, sind mündige Patienten, die wissen, was sie wollen – sich im entscheidenden Moment aber auf ihren Arzt verlassen.
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