Herzinfarkt: Warum jede Minute zählt
Unser Herz versorgt den ganzen Körper mit Blut. Wenn es versagt ist schnelles, richtiges Handeln überlebenswichtig. Was ist ein Herzinfarkt? Und wie reagieren Sie richtig? Die AZ-Serie mit Dr. Marianne Koch informiert.
München - Unser Herz ist ein echtes Hochleistungsorgan: 24 Stunden, Tag für Tag, ein Leben lang, versorgt diese faszinierende Pumpe selbsttätig unseren gesamten Körper mit lebenswichtigem Blut. „Um diese Aufgabe zuverlässig zu jedem Zeitpunkt und bei jeder Belastung erfüllen zu können, muss unser Herz allerdings ständig selbst optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden“, sagt Dr. Marianne Koch. Und genau da beginnt oft das Problem für viele Menschen.
Unser Herz ist für seine Aufgaben von einem engen Netz aus Arterien (Adern) umgeben, die durch ihre kleinsten Ausläufer Blut bis tief in den Herzmuskel hineinleiten. „Leider sind diese Herzkranzgefäße – von Ärzten auch Koronararterien genannt – jedoch ziemlich anfällig für krankhafte Veränderungen“, erklärt die Ärztin und Medizinjournalistin Dr. Marianne Koch.
In der aktuellen Folge der AZ-Serie zu ihrem neuen Herz-Buch (siehe unten) erklärt Koch die neuesten Forschungsergebnisse zu Herzinfarkten. Man kann sich durch Prävention, also durch die Vermeidung von Risikofaktoren sowie ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung zwar vor Infarkten schützen. Wenn aber ein solches akutes Ereignis eintritt, hängt das Überleben vom richtigen Verhalten des Betroffenen und seiner Begleiter ab.
„Obwohl heute mehr Leute als früher Anzeichen eines akuten Infarktes kennen, reagieren zu viele in der konkreten Situation leider immer noch völlig falsch“, weiß Koch aus Erfahrung: „Das hat sehr viel mit antrainierten Verhaltensweisen, Trägheit oder dem mangelnden Mut für schnelle Entscheidungen zusammen.“ Anstatt in Notfällen sofort zum Telefon oder Handy zu greifen und den Rettungsdienst zu rufen (112), vergeuden viele Betroffene wertvolle Minuten oder sogar Stunden: „Das ist häufig ein lebensgefährlicher Fehler.“
Was ist ein Herzinfarkt?
„Viele Menschen, die an einem akuten Herzinfarkt sterben, hätten bei schneller und effektiver Hilfe sehr leicht gerettet werden können“, erklärt Koch. Deshalb der wichtige Rat der AZ-Expertin: „Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig die 112 wählen!“
Durch Ablagerungen, so genannte Plaques, von Cholesterin, Kalk und Blutplättchen verringert sich im Laufe des Lebens der Durchmesser der Adern. So entsteht eine allgemeine, langfristig sehr gefährliche Arteriosklerose (Gefäßverkalkung). Die größten Risikofaktoren für eine Arteriosklerose sind Rauchen, falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, Stress, Übergewicht und Bluthochdruck.
„Der gefährlichste Moment ist der, in dem solche Plaques aufbrechen und ein Pfropfen aus Fett, Blutplättchen und Zellgewebe in den Blutstrom gerät, irgendwo stecken bleibt und an dieser Stelle das Gefäß verstopft“, warnt Koch. Dann zählt wirklich jede Minute, weil dieser Verschluss so schnell, wie möglich, durch intensivmedizinische Mittel wieder beseitigt werden muss: „Je länger das dauert, desto länger wird ein Teil des Herzmuskels nicht mit Sauerstoff versorgt und stirbt ab.“ Entscheidend ist deshalb, dass innerhalb von Minuten ein Notarzt eintrifft: Er kann beim Transport in die Klinik wichtige Maßnahmen einleiten bis in einem Herzkatheterlabor die verstopften Arterien wieder geweitet werden.
Frauenherzen ticken anders
Die Zahlen sprechen für sich: „Frauen erleiden zwar nicht häufiger einen Herzinfarkt, aber sie haben geringere Chancen, ihn zu überleben“, stellt Koch klar. „Frauen sterben doppelt so häufig wie Männer an ihrem ersten Herzinfarkt. Weil sie typischerweise die Warnzeichen nicht so ernst nehmen und in der Klinik weniger dringlich behandelt werden.“ Warum das so ist, haben Herzspezialisten und Forscher erst in den letzten Jahren wissenschaftlich erklären können.
Dieses neue Wissen um geschlechtsspezifische Symptome bei einem Herzinfarkt sind faszinierend und wichtig – denn sie können vielen Frauen das Leben retten: „Frauenherzen ticken einfach anders“, so Koch: „Aktuelle Studien zeigen, dass die Anzeichen für einen Herzinfarkt bei Männern und Frauen oft ganz unterschiedlich sein können – das sollten alle wissen.“
Die AZ verlost exklusiv zur aktuellen Serie mit
10 Exemplare ihres aktuellen Buches. Machen Sie mit!Einsendeschluss ist der Dienstag, 16. August 2011.