Münchner Jakobsweg: Pilgern von München durch das Fünfseenland und das Allgäu bis zum Bodensee

Pilgern wird immer beliebter. Jedes Jahr sind hunderttausende Menschen in Spanien auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela unterwegs. Pilger müssen aber nicht unbedingt nach Spanien reisen, denn auch in Bayern verläuft ein Pilgerweg: der Münchner Jakobsweg.
von  André Wagner
Gelbe Pfeile und die Europäische Jakobsmuschel weisen den Weg nach Santiago de Compostela.
Gelbe Pfeile und die Europäische Jakobsmuschel weisen den Weg nach Santiago de Compostela. © imago stock&people

Der Jakobsweg erfreut sich immer größerer Beliebtheit, Jahr für Jahr meldet das Pilgerbüro in Santiago de Compostela neue Rekordzahlen. Doch man muss nicht nach Spanien reisen, um über den Camino zu laufen, auch in Deutschland und in Bayern gibt es eine große Anzahl an Jakobswegen, unter anderem den Münchner Jakobsweg.

Im Mittelalter, als München noch eine kleine Siedlung mit dem Namen "bei den Mönchen" war, gab es dort im 12. Jahrhundert eine kleine Jakobskapelle. Pilger, die aus Osteuropa unterwegs ins spanische Santiago de Compostela waren, machten oftmals in München halt.

Einen richtigen Jakobsweg hat es damals in Bayern noch nicht gegeben, doch aus den Pfaden, die man zu dieser Zeit genutzt hat, hat sich viele hundert Jahre später der Münchner Jakobsweg entwickelt. Dieser wurde von einer privaten Initiative anhand von historischen Reiseberichten rekonstruiert und 2003 eröffnet.

St. Jakob am Anger: Hier beginnt der Münchner Jakobsweg

Seinen Beginn hat der Münchner Jakobsweg am St. Jakob am Anger am St. Jakobus-Platz.  Von dort führt der Münchner Jakobsweg zunächst an der Isar entlang durch das Fünfseenland , den Pfaffenwinkel und das Allgäu über ca. 275 Kilometer bis zum Bodensee. 

St. Jakob am Anger: Hier beginnt der Münchner Jakobsweg. In den Sommermonaten finden hier ab und zu Aussendungsfeiern statt.
St. Jakob am Anger: Hier beginnt der Münchner Jakobsweg. In den Sommermonaten finden hier ab und zu Aussendungsfeiern statt. © IMAGO/Zoonar.com/W. Wirth

Diese Strecke ist bei normaler Kondition in elf bis 15 Tagen zu schaffen, selbstverständlich kann aber jeder Pilger auf dem Münchner Jakobsweg selbst entscheiden, wie viele Kilometer er am Tag laufen möchte. 

Oftmals entscheidet die Möglichkeit einer Unterkunft über die Länge einer Etappe. Folgende Etappen sind daher auch nur als eine Empfehlung zu sehen und können, je nach eigener körperlicher Verfassung, kürzer oder länger ausfallen. Mithilfe der beiden Buchtipps am Ende des Artikels, kann jeder seine Etappen so zusammenstellen, wie es für ihn persönlich am besten ist.

Auf der ersten Etappe von München nach Schäftlarn führt der Münchner Jakobsweg auch am berühmten Georgenstein in der Isar vorbei.
Auf der ersten Etappe von München nach Schäftlarn führt der Münchner Jakobsweg auch am berühmten Georgenstein in der Isar vorbei. © imago stock&people

Mögliche Etappen von München bis an den Bodensee

  • 1. Etappe: München bis Schäftlarn (23,7 km)
  • 2. Etappe: Schäftlarn bis Kloster Andechs (27 km)
    Alternativroute: Schäftlarn über Possenhofen und Pöcking zum Kloster Andechs (25,4 km)
  • 3. Etappe: Kloster Andechs bis Schondorf (20,9 km)
    Alternativroute: Kloster Andechs über Pähl bis Wessobrunn (24 km)
  • 4. Etappe: Schondorf bis Wessobrunn (25,7 km)
  • 5. Etappe: Wessobrunn bis Hohenpeißenberg (14 km) Alternativroute ab Hohenpeißenberg nach Rottenbuch (17,3 km)
  • 6. Etappe: Hohenpeißenberg bis Rottenbuch (12,7 km) 
    Alternativroute: Hohenpeißenberg über Peiting nach Rottenbuch (17,3 km) 
  • 7. Etappe: Rottenbuch bis Steingaden (14,4 km)
  • 8. Etappe: Steingaden bis Bernbeuren (12,7 km)
  • 9. Etappe: Bernbeuren bis Marktoberdorf (19,6 km)
  • 10. Etappe: Marktoberdorf über Oberthingau bis Kempten (31 km)
    Alternativroute: Marktoberdorf über Görisried bis Kempten (41,6 km)
  • 11. Etappe: Kempten bis Buchenberg (13,7 km)
    Alternativroute: Kempten über Ahegg bis Buchenberg (9,8 km)
  • 12. Etappe: Buchenberg bis Weitnau (16 km)
  • 13. Etappe: Weitnau bis Simmerberg (27,6 km)
  • 14. Etappe: Simmerberg bis Scheidegg (12 km)
    Alternativroute: Simmerberg über Lindenberg zur Insel Lindau (32,9 km)
  • 15. Etappe: Scheidegg nach Lindau (21,5 km)
     Alternativroute: Scheidegg über den Pfänder nach Bregenz (19,8 km)
Der Münchner Jakobsweg führt auch zum Kloster Andechs.
Der Münchner Jakobsweg führt auch zum Kloster Andechs. © IMAGO/Peter Widmann

Tipp vor dem Start: Aussendungsfeier und Pilgersegen

In der St. Jakobskirche am Anger gibt es seit 1989 in den Sommermonaten wieder die Tradition, ein bis zweimal im Monat eine Aussendungsfeier für Jakobspilger abzuhalten. Neben einem geistlichen Impuls und dem Segen Gottes erhalten die Pilger dort zu Beginn ihrer Wallfahrt auf dem Münchner Jakobsweg auch ihren Pilgerausweis und einen ersten Pilgerstempel. Diesen können Pilger ansonsten zu den üblichen Öffnungszeiten der Pforte erhalten. Weitere Informationen zu Terminen und Anmeldungen zur Aussendungsfeier finden Sie hier.

Ist der Münchner Jakobsweg gut markiert?

Der Weg von München bis an den Bodensee ist durchwegs gut bis sehr gut markiert. Zu verdanken hat man das zum größten Teil den beiden Pilgern Monika und Reinhold Hanna, die vor 20 Jahren aus Eigeninitiative den "Münchner Jakobsweg" ausgeschildert haben, nachdem sie zuvor gemeinsam den Weg von München bis nach Santiago de Compostela gepilgert sind.

Von München bis nach Stötten am Auerberg findet man die "Europamuschel", die gelbe Jakobsmuschel auf blauem Grund, die der geübte Jakobsweg-Pilger schon aus Spanien kennt, als Wegmarkierung. Sie zeigt dem Pilger nicht nur, dass er noch auf dem Camino ist, sondern in sehr vielen Fällen auch gleich noch die Richtung an. Der Punkt, in dem sich alle Strahlen der Muschel bündeln, weist die Richtung nach Santiago de Compostela an. Ist dem nicht der Fall, dann weisen Pfeile die richtige Richtung.

Der Münchner Jakobsweg ist gut bis sehr gut ausgeschildert.
Der Münchner Jakobsweg ist gut bis sehr gut ausgeschildert. © imago stock&people

Von Marktoberdorf bis zum Bodensee ist auch häufig die "Schwabenmuschel" zu sehen, eine gelbe Jakobsmuschel mit blauer Umrandung auf weißem Grund. Diese zeigt leider nicht direkt die richtige Richtung an, weshalb sich oftmals auch Wegpfeile zur Muschel gesellen. Da diese manchmal fehlen oder, was richtig fies ist, verdreht wurden, sollte man auf alle Fälle stets noch eine Karte mit sich führen, auf der man den richtigen Wegverlauf sehen kann. (Siehe auch Buchtipps unten).

Wie ist es mit Unterkünften auf dem Münchner Jakobsweg?

Anders als in Spanien oder Portugal gibt es auf den Jakobswegen in Deutschland kein spezielles Netz von Herbergen, welche der Pilger Tag für Tag ansteuern kann. Aus diesem Grund gibt es auf dem Münchner Jakobsweg auch nur wenige richtige Pilgerherbergen, in denen der Pilger kostengünstig übernachten kann. Dennoch kann man auch auf dem Münchner Jakobsweg ausreichend private Anbieter finden, die einzelne Zimmer, zum Teil mit Frühstück, günstiger anbieten und teilweise Sonderkonditionen für Pilger haben.

Auch auf Campingplätzen, in Jugendherbergen und vereinzelt in Klöstern können Pilger für wenig Geld eine Bleibe für die Nacht finden. Zudem bieten hier und da auch Pilger, die selbst schon mal den Camino gepilgert sind, für einen kleinen Obulus für die Nacht ein Dach über dem Kopf. Die liegen zwar nicht immer direkt am Jakobsweg, aber nicht selten wird in diesen Fällen auch ein "Abholservice" angeboten.

Zu guter Letzt finden sich auf dem Münchner Jakobsweg auch Hotels und Pensionen in ausreichender Anzahl. Die jeweiligen Preise können allerdings, je nach Saison, variieren.

Ankunft am Bodensee – was dann?

In Bregenz, Lindau oder Konstanz endet der Münchner Jakobsweg. Wer dort seine Pilgerreise vorerst beenden möchte, kommt gut mit dem Zug zurück nach München. 

Wer seine Wanderschaft auf dem Camino de Santiago aber noch weiterführen möchte, der hat noch ein gutes Stück Fußmarsch vor sich. Von Konstanz am Bodensee bis nach Santiago de Compostela sind es noch stolze 2340 Kilometer, von Lindau 2295 Kilometer. 

Von Konstanz am Bodensee bis nach Santiago de Compostela sind es noch stolze 2340 Kilometer.
Von Konstanz am Bodensee bis nach Santiago de Compostela sind es noch stolze 2340 Kilometer. © imago stock&people

Am anderen Ufer des Bodensees geht in Rohrschach die Reise nach Santiago auf der Via Jacobi weiter, welche ihren Abschluss in Genf hat. Dort führt der Jakobsweg als Via Gebennensis weiter bis nach Le Puy en Velay. Der Camino geht von dort als Via Podiensis weiter bis in die Pyrenäen und das Städtchen Saint Jean Pied de Port, dem Startpunkt des berühmten Camino Francés, an dessen Ende, nach knapp 800 Kilometer, das Ziel des Pilgers steht: Santiago de Compostela.


Buchtipps: 
Monika Hanna "Der Münchner Jakobsweg: Wandern auf dem Pilgerweg von München an den Bodensee", 196 Seiten, München Verlag, ISBN-13: 978-3910425132

Christiane Haupt "Jakobsweg München - Lindau: mit Variante nach Bregenz" (Outdoor Pilgerführer, Band 187), 192 Seiten, Conrad Stein Verlag, ISBN-13: 978-3866866928

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