Ärzte: Kassenpatienten warten länger
Mehr als jeder fünfte gesetzlich Versicherte wartet mehrere Wochen auf einen Arzttermin. Das ergab jetzt eine Studie der Kassenärztlichen Vereinigung. Privat-Patienten warten dagegen weniger.
Berlin - Wer nicht privat versichert ist, hat beim Arzt oft das Nachsehen: Gut jeder fünfte gesetzlich Versicherte muss wochenlang auf einen Termin warten. Das veröffentlichte gestern die Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in einer Studie. Kleines Trostpflaster: Versicherte in Bayern warten weniger und sind zufriedener. Insgesamt 2048 Bundesbürger befragte die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der KBV bundesweit.
Rund 51 Prozent gaben an, auf ihren Arzttermin warten zu müssen. Die meisten störte das nicht. Aber: Umso länger die Wartezeit, umso stärker wurde der Unmut. Und der ist gerade bei Kassenpatienten groß. Sie warten in der Regel sehr viel länger als Privatversicherte auf einen Termin, im Wartezimmer oder bei der Sprechstunde. So bekommen etwa elf Prozent der gesetzlich Versicherten erst nach über drei Wochen einen Termin beim Hausarzt, beim Facharzt sind es im gleichen Zeitraum sogar 24 Prozent. Zum Vergleich: Nur jeweils vier beziehungsweise fünf Prozent der Privat-Patienten müssen sich ebenfalls so lange gedulden. Gar keine Wartezeit hatten nur 32 Prozent der Kassen- und 38 Prozent der Privatpatienten.
„Kein Arzt hat ein Interesse daran, seine Patienten aus Prinzip unterschiedlich zu behandeln, schon aus berufsethischen Gründen nicht“, weiß Pedro Schmelz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern. „Es sind aber die honorarpolitischen Unterschiede, die sich manchmal im Komfortbereich auswirken können.“ Das heißt: Jeder Arzt bekommt zu Beginn eines Quartals eine bestimmte Honorarsumme der jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigung zugeteilt, die er für Patienten-Leistungen zur Verfügung hat. Reicht diese nicht, schieben viele Ärzte ihre Kassen-Patienten ins nächste Quartal oder machen gleich spätere Termine aus. Die Folge: Längere Wartezeiten.
Doch auch in der Praxis selbst werden Privatpatienten bevorzugt. Bei ihnen müssen laut Studie nur 14 Prozent mehr als eine halbe Stunde warten – rund 27 Prozent sind es bei den Gesetzlichen, davon warten neun Prozent sogar länger als eine Stunde. Unzufrieden macht das aber beide Versicherten-Gruppen, „wobei die Kritik überproportional stark bei den Privaten von sechs auf 17 Prozent gestiegen ist“. Bei den gesetzlich Versicherten beschwerten sich immerhin 23 Prozent. Kleines Trostpflaster: Bayerische Patienten warten im Bundes-Vergleich weniger lang, so eine Sprecherin der KV Bayern. So warteten 2010 55 Prozent nur maximal drei Tage auf einen Termin. Das hat lediglich 13 Prozent erbost.
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