Wolfgang Stumph: "Ganz schön wird's nie, aber schön war's!"
Publikumsliebling Wolfgang Stumph hört auf. Wenn am Samstag die 50. und letzte "Stubbe"-Folge über den Bildschirm geflimmert ist, ist der melancholische und charmante Kommissar Geschichte. Allzu traurig müssen seine Fans aber nicht sein. Denn "jedes Ende ist auch ein Anfang", wie Stumph im Interview mit spot on news seine Tochter zitiert.
Mit "Stubbe - Von Fall zu Fall: Mordfall Maria" (18. Januar, 20.15 Uhr, ZDF) verabschiedet sich Wolfgang Stumph (67, "Go Trabbi Go") nicht vom Bildschirm, aber von der Rolle, die er knapp 20 Jahre und 50 Folgen lang sehr erfolgreich gespielt hat. Was der mit Publikumspreisen überhäufte verantwortungsbewusste Künstler seinen treuen Zuschauern zum Abschied sagen möchte, wie er selbst die letzte Sendung ansehen wird und welchen Tipp er Dresden-Reisenden für seine Stadt gibt, das hat der Filmemacher der Nachrichtenagentur spot on news verraten.
Und so fing alles an: Die ersten zehn "Stubbe"-Folgen gibt es hier auf DVD
Herr Stumph, wie werden Sie sich die letzte Folge ansehen?
Wolfgang Stumph: Bisher habe ich den Film immer mit Familie und Freunden angesehen, weil mich die Reaktionen interessieren: Wo hängt der Film, wo ist Spannung, wo Heiterkeit oder Traurigkeit? Bei der letzten Folge wird es allerdings ein größerer Kreis in meiner schönen Heimatstadt Dresden sein.
Welchen Tipp würden Sie für eine Dresden-Reise geben?
Stumph: Bring ein bisschen Zeit mit und mach die Augen auf für diese wunderschöne Gegend und mach die Ohren auf für den wunderschönen Klang dieser Sprache.
Im Film drücken Sie sich ja so ein bisschen vor einer Abschiedsfeier. Mögen Sie persönlich diese Art Fest?
Stumph: Nicht wirklich. Aber jedes Ende ist auch ein Anfang. Das habe ich mal in einem Interview von meiner Tochter gelesen und fand es ganz klug.
Gibt es schon konkrete Pläne für die Zeit nach "Stubbes" Ruhestand?
Stumph: Bei mir immer, ich bleib ja im Unruhestand. Ich bin ja nicht Stubbe, obwohl sehr viel Stumph im Stubbe steckt. Aber es muss nicht mehr das Tempo sein, mit dem ich in den vergangenen 23 Jahren gearbeitet habe.
Stubbe hört auf, weil Sie das wollen. Im vergangenen Jahr sind auch von einigen anderen erfolgreichen Krimis wie "Rosa Roth" die letzten Folgen ausgestrahlt worden. Ist das ein Trend?
Stumph: Kann sein. Bei mir ist es aber etwas anders. Ich habe auch nach 50 Folgen "Salto Postale" (Sitcom 1993-1996, Anm. d. Red.) aufgehört und alle haben mir den Vogel gezeigt. Heute noch werde ich darauf angesprochen und das ist doch viel schöner, als ein Format auszuwringen, bis es nichts mehr bringt.
Wie erfahren es die Kollegen, wenn Sie beschließen, ein Format auslaufen zu lassen?
Stumph: Die Menschen, mit denen ich den Weg gegangen bin, erfahren das immer langfristig und mit allen Argumenten. Aber meistens nehme ich viele Autoren, Regisseure, Schauspieler, Partner ohnehin in das nächste Projekt mit.
Was werden Sie vermissen?
Stumph: Ich bin sehr anhänglich und treu, was auch mit Verlässlichkeit zu tun hat. Wenn man so aktiv war oder ist wie ich, dann kreuzen sich die Wege immer wieder. Insofern muss ich eigentlich nichts vermissen.
Mit Ihrer Tochter haben Sie von deren 9. bis 29. Lebensjahr zusammengearbeitet und sie somit sehr regelmäßig gesehen. Das dürfte jetzt weniger werden. Traurig?
Stumph: Die Zeit war ein Geschenk und etwas ganz Wichtiges in unserem Leben. Wir gehen jetzt erst mal unsere eigenen Wege, was wir ja schon länger parallel begonnen haben. Unsere beruflichen Wege werden sich aber sicher wieder kreuzen.
Im Film sagt Ihre Tochter: "Mein Vater kann nicht loslassen." Das gilt dann also nicht für Sie?
Stumph: Künstlerisch kann ich loslassen, meine Tochter wird sie aber natürlich immer bleiben.
Sie spielen einen sehr liebevollen Großvater. Wünschen Sie sich Enkel?
Stumph: Hab ich doch, wir haben ja auch noch einen Sohn! Ich hoffe, dass ich jetzt eine noch intensivere Zeit mit dem Kleinen und der Familie haben werde.
Für kleine Jungs sind zum Beispiel Computer sehr wichtig. Interessieren Sie sich für neue Medien?
Stumph: Ohne die neuen Medien würde ich als "ICH-AG" meine Arbeit gar nicht schaffen. Da bräuchte ich ja eine Agentur, einen Manager und vielleicht noch eine Presseagentur. Es geht auch so - denn geht nicht, gibt's nicht. Ich bin technisch voll ausgestattet, außer dass ich nicht bei Facebook bin. Meine News sind ganz altmodisch auf der Homepage, ansonsten ist ja alles wunderbar synchronisier- und nutzbar.
In der letzten "Stubbe"-Folge geht es um Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Warum habe Sie sich diese Thematik ausgesucht?
Stumph: Wie gehen wir mit Menschen um, die scheinbar anders sind als wir? Dieser Frage wollten wir nachgehen. Dabei geht es nicht nur um den Rollstuhl, es geht auch um Menschen, die in unserem Land Asyl suchen, oder solche, die andere Ansichten, eine anderen Glauben haben. Was ist an denen bitte anders? Sie sind Menschen wie du und ich, die denken, fühlen, lieben, sich irren, gut sind und Fehler machen. Toleranz auf Augenhöhe ist wichtig.
Letzte Frage: Was möchten Sie Ihren Zuschauern zum Abschied sagen?
Stumph: Ganz schön wird's nie, aber schön war's! Ich weiß diese Treue sehr zu schätzen und werde mit der Verantwortung, die daraus resultiert, sehr stumph-sinnig und produktiv an neue Themen herangehen.