Wittelsbacher-Chef Herzog Franz: Zufällige Frage führte zum Coming-out

Franz Herzog von Bayern und Thomas Greinwald sind bereits seit Jahrzehnten unzertrennlich – zumindest im Privaten. Öffentlich präsentieren sich der Chef von Haus Wittelsbach und sein Partner erst seit 2023 als Paar. Wie eine zufällige Frage das Coming-out des Herzogs vorbereitete, hat sein Lebensgefährte jetzt verraten.
von  Sven Geißelhardt
Franz Herzog von Bayern mit Lebensgefährte Thomas Greinwald
Franz Herzog von Bayern mit Lebensgefährte Thomas Greinwald © BrauerPhotos / S.Voig

Seit über 40 Jahren gehen Franz Herzog von Bayern und Thomas Greinwald bereits gemeinsam durchs Leben. Dass das Wittelsbacher Oberhaupt schwul ist, war ein offenes Geheimnis – aber dennoch nicht in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Erst im Alter von 89 Jahren traute er sich, auch öffentlich über eine Sexualität zu sprechen. Wie schwer diess gerade Personen des öffentlichen Lebens fällt, hat aktuell Ralf Schumacher mit seinem Coming-out deutlich gemacht. Warum ausgerechnet der Partner von Herzog Franz für das öffentliche Bekenntnis verantwortlich sein könnte, hat das Paar nun verraten.

Partner von Herzog Franz wollte geheimes Pärchenfoto

Das Franz Herzog von Bayern seine Homosexualität im hohen Alter publik gemacht hat, bereut er rückblickend nicht. "Es war eine klare Entscheidung", sagt er im Gespräch mit dem "stern". Doch wie ist es überhaupt dazu gekommen? Immerhin hatte der Wittelsbacher seine Liebe jahrzehntelang verheimlicht. Thomas Greinwald klärt auf, wie eine zufällige Bitte den Stein ins Rollen gebracht hat.

"Der Fotokünstler Erwin Olaf, der leider kürzlich verstorben ist, war hier, um den Herzog für seine Ausstellung zu porträtieren", erinnert sich der Partner von Herzog Franz. An Erwin Olaf habe er dann ein privates Anliegen gerichtet. "Wir kamen ins Gespräch, warfen uns die Bälle hin und her, und dann traute ich mich und fragte, ob er für uns privat ein Bild zu zweit aufnehmen würde. Veröffentlicht werden sollte es nie, es war ein Schnappschuss."

Franz Herzog von Bayern über sein Coming-out: "Die Zeit war reif"

Doch dieser eigentlich private "Schnappschuss" fand den Weg in die Öffentlichkeit. Der Fotokünstler hat das Pärchen-Porträt allerdings nicht ohne Absprache mit dem Haus Wittelsbach veröffentlicht, wie Herzog Franz klarstellt. "Als wir in der Kunsthalle zur Probehängung eintrafen, fragte Erwin Olaf, ob er auch dieses Foto zeigen dürfe. Mir war völlig klar, was das bedeutet." Dieser Schritt sei für den 91-Jährigen richtig gewesen, wie er erklärt: "Nun aber war die Zeit reif. Auch, weil wir uns auf dem Niveau eines Kunstwerks äußern. Das war in unseren Augen die Sprache, die zu uns passt."

Erwin Olaf hat Herzog Franz und Thomas Greinwald fotografiert. Der Künstler starb im September 2023.
Erwin Olaf hat Herzog Franz und Thomas Greinwald fotografiert. Der Künstler starb im September 2023. © IMAGO / Eventpress

Thomas Greinwald und Herzog Franz freuen sich über große Anteilnahme und Verständnis

Nach dem Coming-out hat sich die Situation für Herzog Franz und Thomas Greinwald zum Positiven verändert. Statt ihre Liebe heimlich im Verborgenen zu leben, können die beiden Männer nun gemeinsame Erfahrungen in der Öffentlichkeit teilen. "Beim Festgottesdienst zu meinem 90. Geburtstag hat uns Kardinal Marx gemeinsam begrüßt und betont, wie schön er es findet, dass wir beide da sind", freut sich das Wittelsbacher Familienoberhaupt. Und auch sein Partner kann auf schöne Erlebnisse zurückblicken. "Was mich berührt, sind die vielen Briefe, die kommen. Menschen, die sich für diesen Schritt bedanken. Besonders von jenen, die sich selbst als konservativ sehen und gleichgeschlechtliche Beziehungen leben."

Von dieser Einstellung könnte sich das britische Königshaus noch etwas abschauen. In der gesamten Großfamilie von König Charles scheint es für die Öffentlichkeit nicht eine einzige queere Person zu geben. Vielleicht sollte Herzog Franz selbst den Thron besteigen, immerhin ist er mit den Royals aus Großbritannien verbandelt und die "Royal Stuart Society" hätte ihn gerne als König von Schottland. Doch derartige Ambitionen scheint der 91-Jährige nicht zu haben und auch König Charles kann darüber lachen.

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