Wie schwul ist das deutsche Fernsehen, Riccardo Simonetti?
2022 ist das Jahr des Riccardo Simonetti. Schon bald bekommt er seine eigene Show "Glow Up – Deutschlands nächster Make-up-Star" (ZDFneo). Der 29-jährige Bayer hat es im deutschen TV geschafft. Doch einfach war das nicht, wie er im Interview mit "DWDL.de" erklärt.
Riccardo Simonetti kritisiert die deutsche Medienlandschaft
Für queere Menschen sei es auch heute noch sehr schwierig, kritisiert Riccardo Simonetti die Medienlandschaft. "Viele gehen in diese Branche, weil sie sie für den Safe Space halten, den man immer gesucht hat. Aber dann merkt man, dass diejenigen, die die Entscheidungen treffen, nicht zwangsläufig so offen sind, wie man es in dieser Branche vermuten würde. [...] Es gibt im deutschen Fernsehen noch viele Türen zu öffnen."
Das zeige auch, dass sich viele seiner Kolleginnen und Kollegen "nicht outen oder erstmal warten, bis ihre Karriere gesichert ist. Die Branche [ist] hinter den Kulissen doch nicht so offen und tolerant, wie sie sich selbst sieht", so der Influencer.
Es habe schon immer Vorreiter gegeben, Männer, die Kleider tragen – Kurt Cobain 1990, Harry Styles heute – doch im Alltag ändere das nichts. Doch Riccardo Simonetti will nicht aufgeben: "Auch auf den Verdacht hin, bei manchen als queere Nervensäge zu gelten, mache ich damit weiter. Vielleicht hilft das einem experimentierfreudigen Jungen, sich auszuprobieren. Vor allem aber tue ich das, weil es mein Selbstverständnis ist. Ich war so, bin so und werde immer so sein. "

Riccardo Simonetti: Noch längst nicht alles erreicht
Oft höre er Sätze wie "Seid doch mal zufrieden, ihr habt doch alles erreicht", doch das sei noch längst nicht so. "Nicht mal innerhalb von Deutschland sind die Freiheiten überall gegeben, geschweige denn international." Weiter sagt Riccardo Simonetti: "Die Welt eines heteronormativen Schwulen in der Großstadt mag sich frei anfühlen, weil er sich bestens einfügt und nicht zwingend auffällt. Den mag die Mehrheitsgesellschaft dann auch, weil er nicht ständig darüber spricht und wenn er mal aus sich herausgeht, dann vielleicht nur zum CSD oder ESC. Das ist beliebt oder zumindest nicht unbeliebt, weil es nicht unbequem ist."
Menschen wie er hingegen, die auffallen, würden die Gesellschaft dazu zwingen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und als "provokant" gelten. "Ich wünsche mir, dass die Medien, die Jahre lang erfolgreich das Image des von allen akzeptierten netten Homosexuellen von Nebenan gepflegt haben, die Bereitschaft haben zu verstehen, warum sie selbst denken, sie wären total progressiv, es aber leider nicht sind. Da würde es helfen, wenn man mit mehr Diversity hinter den Kulissen beginnt."
- Themen:
- Promis