„Wie Dick & Doof auf Entzug“

Mathieu Carrière ist raus aus dem Dschungelcamp. Hier spricht er über Sarah, Süchte und Drehbücher.

Der Dschungel tobt: Gefühlsschwankungen, angeblich inszenierte Zungenküsse, Tränen, Drama, Intrigen – und nebenbei muss am 13. Tag auch noch Schauspieler Mathieu Carrière (60, „Die flambierte Frau“) gehen. Ausgerechnet er, der völlig unerwartet einer der Souveränsten und Ehrlichsten im Camp war. Er brachte Sarah dazu, freiwillig zu gehen und stellte sogar seine Freundschaft zu Peer auf die Probe. Nach seinem Rauswurf ruft er die AZ aus Australien an.

AZ: Mathieu, Sie kamen im Dschungel wie ein komplett anderer Mensch rüber!

MATHIEU CARRIERE: Ja, nicht? Ich kenne meinen polarisierenden Ruf. Die Leute halten mich für ein arrogantes, intelektuelles Arschloch, das keine Puls-Kontrolle hat.

Jetzt wirkten Sie so ausgeglichen. Wie sind Sie denn nun wirklich?

Ich bin so wie im Dschungel.

Das hätte ich auch gesagt.

Ehrlich! Und ich bin froh, dass ich so auch rübergekommen bin. Das erste Mal in meinem Leben habe ich eine Rolle angenommen, bei der ich nichts zu spielen hatte. Ich war ich.

Was man ja nicht von allen anderen Kandidaten behaupten kann, oder?

Natürlich tritt jeder mal ins Fettnäpfchen. Jeder glaubt mal, dass er seine Rolle mitgestalten kann. Das Dschungelcamp ist wie ein Shakespeare-Stück. Es gab die Exposition, dann die Krise. . .

. . . und jetzt das Happy End?

Nein! Am Ende solch eines Stückes folgt meistens Mord und Totschlag. Im Camp sind alle wie Kaninchen im Käfig, die ab und zu einen Stromschlag verpasst bekommen.

Trotzdem hat es Ihnen gefallen?

Super. Ich bin noch ganz high. Der Dschungel macht total süchtig.

Wonach?

Seit über 20000 Jahren ist Fasten doch der allerbeste Trip. Im Dschungel gibt’s nichts. Keine Zigaretten, wenig Essen, kein Irgendwas. Nur nasse Socken. Doch das alles ist besser als Heroin. Die chemische Veränderung im Kopf ist echt brutal.

Wie brutal haben Sie sich wirklich mit Peer gestritten?

Peer war eine große Bereicherung für mich. In der ersten Woche haben wir uns frei gefühlt, weil wir beide „auf Entzug“ waren. Wir waren wie Dick und Doof, haben unsere private Comedy-Show abgezogen. Es tut mir jetzt rückblickend leid, dass ich so hart mit ihm wegen Sarah umgegangen bin.

Haben Sie sie schon im Hotel getroffen?

Nein.

Wie kann ein junges Mädel wie Sarah soviel Macht über eine Gruppe erlangen?

Genau das haben wir uns auch gefragt. Es war wirklich erstaunlich. Sie hat sich immer das gerade schwächste Glied genommen und zum Verbündeten gemacht. Wie Peer oder auch ein bisschen Rainer. Diesen Gordischen Knoten musste ich zerschlagen. Deshalb legte ich es ihr nahe, das Camp freiwillig zu verlassen – so war es ja doch ihre Entscheidung, und sie konnte zumindest mit ein wenig Selbstachtung gehen.

Wie echt ist die umstrittene Liebesbeziehung zwischen Indira und Jay aus Ihrer Sicht?

Es ist der Kampf zwischen zwei verrückten Drehbuchautoren. Wer da was oder wie spielt, kommentiere ich nicht. Das will ich mir auch gar nicht anmaßen. Wir sind alle Außenseiter.

Wer wird gewinnen?

Ich bin für eine Regeländerung. Es sollten Peer und Indira zum Dschungelkönigspaar gewählt werden. Die beiden haben mich am meisten überrascht.

Kimberly Hoppe