Veronica Ferres wird 60: Schon lange mehr als nur das "Superweib"
Einmal Superweib, immer Superweib? Blonde Mähne, nahezu nabeltiefes Dekolleté, Schmollmund, lasziver Blick aus katzengrünen Augen. Irgendwie muss Veronica Ferres damit seit 1996 leben. Damals spielte sie nach einer durchaus witzigen Romanvorlage von Hera Lind (67) in der Komödie "Das Superweib" die Hauptrolle. Das war vor 29 Jahren - und die Ferres war 31. Am 10. Juni wird sie 60.
In der Zwischenzeit ist sie ohne Zweifel einer der bekanntesten Stars in der deutschsprachigen Unterhaltungsbranche geworden. Vor "Das Superweib" hat sie unter anderem "Schtonk" gedreht, danach folgten unzählige weitere Filme plus jede Menge Serien-Formate. Zudem arbeitete sie als Produzentin und lehrte als Gastdozentin an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München.
Die Ferres und der Dietl
Die jüngste Tochter eines Kohlen- und Kartoffelhändlers aus Solingen hatte es in jungen Jahren nicht immer leicht. Auf dem Gymnasium mobbten sie ihre Mitschülerinnen, weil sie etwas übergewichtig war und nannten sie "Fettes" statt Ferres. Doch die Sitznachbarin des späteren TV-Philosophen Richard David Precht (60) hatte ein Ziel: die Bühne. Sie spielte schon als Schülerin in der Schultheatergruppe mit sowie beim Kölner Theater "Die Bacchanten".
Nach dem Abitur wurde sie von mehreren Schauspielschulen wegen ihrer Körpergröße von rund 1,80 m abgewiesen, ging nach München und studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Psychologie (ohne Abschluss). Daneben spielte sie in "Die Geierwally", zwei "Tatorten", in der TV-Serie "Büro, Büro". Sie nahm privaten Schauspielunterricht am Max Reinhardt Seminar in Wien und trat am Landestheater Coburg auf, am Düsseldorfer Schauspielhaus sowie am Staatstheater München.
Dann lernte sie 1990 den Münchner Kultregisseur Helmut Dietl (1944-2015) kennen, es war die Initialzündung für ihre Karriere. Dietl besetzte sie in der Rolle der Muse Martha des Hitler-Tagebuch-Fälschers Fritz Knobel (Uwe Ochsenknecht) im Kinofilm "Schtonk!". Die Komödie erregte großes internationales Aufsehen, wurde unter anderem als bester fremdsprachiger Film für einen Oscar nominiert. Dietl drehte mit ihr noch zwei weitere Filme. In "Rossini" gab sie das verführerische "Schneewittchen" und in der Mediensatire "Late Show" die Seriendarstellerin Maria - wieder sehr blond, sehr verführerisch, was beim Publikum sehr gut ankam.
"Jemand mit durchschnittlicher Begabung"
Hingegen spielte sie im "Superweib" eine Ehefrau, die von ihrem Mann ständig betrogen wird und ihn dann als Autorin an der Nase herumführt. 2,3 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sollen den Film im Kino gesehen haben. Drei Jahre später sagte Regisseur Sönke Wortmann (65) laut "Spiegel" süffisant in einem Interview mit "TV Movie", dass er die Ferres rückblickend für einen Besetzungsfehler in "Das Superweib" halte, aber: "Es ringt mir durchaus Respekt ab, dass es jemand mit durchschnittlicher Begabung so weit bringen kann." Ursprünglich habe Katja Riemann die Titelrolle übernehmen sollen. "Die wollte dann aber plötzlich keine Komödien mehr spielen. Ich konnte den Produzenten nicht im Regen stehen lassen", erklärte Wortmann. Ferres soll gekontert haben: "Es war mein Fehler gesagt zu haben, 'Das Superweib' sei nicht mein bester Film gewesen. Das hat Wortmann tief enttäuscht."
Wie das manchmal so ist im Haifischbecken der Unterhaltung: Einige Kritiker hatten sich regelrecht eingeschossen auf Veronica Ferres. Der "Spiegel" schrieb im Jahr 2007: "Innerhalb weniger Jahre hat sich die Schauspielerin Veronica Ferres vom naiven Blondchen zu einer omnipräsenten Staats-Aktrice mit Betroffenheits- und Quotengarantie emporgearbeitet. Bei den Zuschauern ist sie beliebt - in der Branche weniger."
Der Autor des Artikels schrieb von Fernsehmachern, "die sie kennen. Sie beschreiben eine Diva. Anstrengend sei sie, launisch und wählerisch. Eine, die zeige, wer der Star ist." Und: "Man hat den Eindruck, dass bei ihr die komplizierte Welt stets auf eine begreifbare Botschaft zusammenschnurrt. Sie überfordert niemanden, weder in ihren Interviews noch als Tragödin. Sie spielt starke Frauen immer so, wie sich die Mehrheit starke Frauen vorstellt. Man könnte auch sagen: Es ist unmöglich, die Ferres nicht zu begreifen. "
Die vielfach ausgezeichnete Ferres
Dem Vorwurf einer gewissen Stromlinienförmigkeit und Flachheit stehen Auszeichnungen en masse gegenüber: Veronica Ferres erhielt zweimal den Bambi in der Kategorie "Schauspiel National", wurde ebenfalls zweimal mit dem Bayerischen Fernsehpreis als beste Schauspielerin geehrt. Sie ist Trägerin des Deutschen Fernsehpreises sowie mehrfach der Goldenen Kamera. Für ihre Rolle in "Die Manns - ein Jahrhundertroman" wurde ihr 2002 der renommierte Adolf-Grimme-Preis in Gold verliehen.
Für ihre Professionalität sprechen auch zahllose internationale Auftritte. Seit der Oscar-Nominierung von "Schtonk!" wurde sie regelmäßig für Filme in englischer Sprache engagiert und spielte neben Hollywoodstars wie in "Katharina die Große" mit Catherine Zeta-Jones. Sie arbeitete mit Simon Pegg, Rosamund Pike, Jean Reno, drehte unter anderem mit Christopher Plummer, Diane Keaton, Gary Oldman, Jeremy Irons, Juliette Binoche, Morgan Freeman, Michael Caine, Aaron Eckhart, Pierce Brosnan oder Anthony Hopkins. Das haben nur ganz wenige deutschsprachige Kolleginnen und Kollegen geschafft.
Die private Ferres
Von 1990 bis 1999 war Ferres mit dem rund 21 Jahre älteren Dietl zusammen, jedoch ohne eine gemeinsame Wohnung. Über diese Zeit sagte sie mal: "Helmut Dietl hat mir großartige Rollen geschenkt, aber auch ein großes privates Glück. Er war ein großes Vorbild für mich, vor allem, wenn es darum ging, seine Träume zu leben und sich von niemandem beirren zu lassen." Nach dem Ende der Beziehung habe sie Angst gehabt, die Trennung "nicht zu überleben".
2001 heiratete sie den Produzenten Martin Krug (67). Mit ihm hat sie die gemeinsame Tochter Lilly (24). Die Scheidung von Krug erfolgte 2010. Rund vier Jahre später gaben sich die Schauspielerin und der Unternehmer sowie "Die Höhle der Löwen"-Investor Carsten Maschmeyer (66) das Jawort.
Diese Beziehung stand offenbar teilweise unter keinem guten Stern, denn Maschmeyer war tablettensüchtig. Veronica Ferres sprach 2022 in der Talkshow "Bestbesetzung" von Johannes B. Kerner über diese schwierige Zeit: "Ich habe damals gesagt: Wir sind jetzt nicht mehr zusammen als Mann und Frau, aber ich werde dich da wie eine Schwester durchführen. Ob wir danach noch eine Chance haben, das werden wir dann sehen." Maschmeyer bezeichnete im Jahr 2021 auf Instagram diese Sucht als den "Tiefpunkt meines Lebens". Er gestand: "In dieser Zeit lag auch mein Privatleben in Trümmern. Einziger Anker und Lichtblick war meine Veronica."
Sie selbst hatte noch vor der Jahrtausendwende eine schwere gesundheitliche Krise zu überstehen, war an einer enzephalitischen Meningitis erkrankt und lag im Koma. Danach musste sie Gehen und Sprechen neu lernen.
Vielleicht hat die Schriftstellerin Elke Heidenreich den inneren Ferres-Motor am besten begriffen. Nach einer Begegnung soll sie geschrieben haben: "Wir verstanden uns auf Anhieb an genau diesem Punkt: mit unendlicher Anstrengung etwas zu tun, das man liebt, und mit dem tiefen Wunsch, dafür nicht angegriffen, sondern respektiert zu werden."
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