Tony Bauer: "Früher haben sie mich eher ausgelacht"
Auch wenn Tony Bauer (29) im vergangenen Jahr bei "Let's Dance" krankheitsbedingt aussteigen musste, krempelte die beliebte Tanzshow sein Leben einmal völlig um: Der Comedian tourt fleißig durch Deutschland und wird schon bald bei "Das Supertalent" neben Dieter Bohlen (71) in der Jury sitzen. Im Interview mit der AZ plaudert Tony Bauer nun aus dem Nähkästchen – und packt auch über seine unglaubliche Krankheitsgeschichte aus.
Krankheit von Tony Bauer: Duisburger hat Kurzdarmsyndrom
Die Lebensgeschichte von Tony Bauer ist alles andere als konventionell: Der 29-Jährige leidet unter dem Kurzdarmsyndrom und trägt stets einen Rucksack mit sich, der ihn über Schläuche mit Nährstoffen versorgt. Dreimal lag der Comedian bereits im künstlichen Koma. Doch Tony Bauer lässt sich davon nicht ausbremsen und geht vor allem auf der Bühne offen mit seinem Schicksal um: Nach einer ausverkauften Tournee hat der Duisburger für sein Programm "Fallschirmspringer" weitere Termine angekündigt und wird auch in München einen Stopp einlegen.
Tony Bauer zur AZ: "Will immer, dass der Witz auf meine Kosten geht"
AZ: Herr Bauer, mit "Fallschirmspringer" kommen Sie am 31. März erneut nach München. Freuen Sie sich?
TONY BAUER: Ohne mich jetzt einschleimen zu wollen: München war schon geil. Letztes Jahr war ich ja schonmal in München und das hat richtig Spaß gemacht.
Haben Sie als Komiker manchmal Angst, mit einem Witz in ein Fettnäpfchen zu treten?
Eigentlich nicht und darüber habe ich mir auch noch nie wirklich Gedanken gemacht. Ich glaube, das ist einfach gar nicht meine Persönlichkeit. Ich versuche nicht, Witze über Dinge zu machen, die nicht so geil sind. Bei mir im Programm geht’s wirklich um mich. Und ich will immer, dass der Witz auf meine Kosten geht, weil ich glaube, dass ich damit gut umgehen kann. Ich finde es auch einfach viel schöner, mit den Leuten über meine Geschichten zu lachen. Nach unten zu treten zeugt für mich von geringem Selbstbewusstsein.

Wie gehen Sie damit um, wenn ein Witz gar nicht zündet?
Wenn es gar nicht zündet und keiner lacht, lache ich mich kaputt. (lacht) Sowohl die Witze, die richtig gut funktionieren, als auch die, die am Ende Mist sind, kommen ja aus der gleichen Motivation heraus. Man versucht einfach, die Leute zu unterhalten. Und wenn ein Witz nicht funktioniert, dann habe ich die Hoffnung, dass dafür ein anderer umso besser ankommt.
Tony Bauer über Kindheit: "Auch Mario Barth hat mich geprägt"
Sie sind bei Ihren Großeltern aufgewachsen. Wie dachten diese zunächst über ihre "unvernünftige" Berufswahl?
Am Anfang habe ich ihnen gar nichts davon erzählt. Ich habe sie ganz lange angelogen und gesagt, ich gehe studieren. Denn sie hätten es ohnehin nicht verstanden. Als dann die ersten Sachen rausgekommen sind, haben sie hinter meinem Rücken bestimmt noch schlecht geredet. Aber als sie verstanden haben, dass ich alles dafür tue und man daraus wirklich eine Karriere machen kann, hatte ich irgendwann den Respekt meines Opas. Vorher haben sie mich eher ausgelacht. Aber für sie ist das alles bis heute noch ein bisschen unvorstellbar. Sie machen den Fernseher an und sehen dort plötzlich mich. Damit hätten sie natürlich niemals gerechnet. Aber ich glaube, die sind schon sehr stolz auf mich. Ohne dass sie mir das jemals sagen würden, denn das ist einfach nicht so deren Art. Aber sie sind vermutlich meine größten Fans.
Welcher Comedian hat Sie besonders geprägt?
Ich bin aufgewachsen mit den typischen RTL-Gesichtern. Meine Oma und mein Opa sind Ruhrpottleute, die ganz wenig lachen und im privaten Kontext wenig Humor und Unterhaltung zulassen. Aber wenn sie dann Samstagabend vorm Fernseher saßen, sind sie durchgedreht. Ich bin aufgewachsen mit "Alles Atze", "Ritas Welt" und Kaya Yanar natürlich. Ich bin selbst in einem Ballungszentrum in Duisburg groß geworden und Kaya hat mir zu verstehen gegeben, was es bedeutet, wenn viele Nationalitäten auf einem Haufen zusammenleben. Aber auch Mario Barth hat mich geprägt. Einfach alle, die damals ausgestrahlt wurden, waren für mich große Vorbilder und ich glaube, sie haben meine Comedy definitiv beeinflusst.
Tony Bauer über das Älterwerden: "Das Peter-Pan-Syndrom liegt bei mir wohl vor"
Sie werden in diesem Jahr 30. Wie denken Sie über das Älterwerden?
Bisher hat es nichts mit mir gemacht. Denn ich fühle mich auch noch nicht wie 29. (lacht) Ich glaube, ich bin im Herzen ein kleiner Junge geblieben. Das Peter-Pan-Syndrom liegt bei mir wohl vor! Das Erwachsenwerden macht gar nichts mit mir. Ich werde immer besser in meiner Profession, aber ich werde eigentlich nicht wirklich älter in meinem Wesen. Ich habe vielleicht ein paar Gelenkprobleme entwickelt, aber ich habe eigentlich keine Angst davor, älter zu werden. Irgendwie ist das Älterwerden ja auch geil! Man lernt immer mehr dazu, hat immer mehr Erfahrungen und dann ist es irgendwann so, dass einen nichts mehr aus den Socken haut. Mein Opa hat mal zu mir gesagt: "In den ersten 30 lernt man und in den zweiten 30 erntet man." Also vielleicht geht es jetzt bald los damit, dass ich so richtig ernte!
Tony Bauer über Dating-Apps: "Finde das immer so unpersönlich"
Haben Sie schon mal eine Dating-App genutzt? Vielleicht ja sogar auf Ihrer Comedy-Tour?
Ja, ich hatte eine Dating-App für dreißig Minuten – und dann hab ich mir gedacht: Ich bin doch Tony Bauer und hab sie wieder gelöscht. (lacht) Ich will niemanden auf einer Dating-App kennenlernen, ehrlich gesagt. Ich finde das immer so unpersönlich. Sich im echten Leben kennenzulernen und sofort zu testen, ob der Vibe stimmt oder nicht, ist doch viel angenehmer. Und auf Tour bin ich eh ganz eigen: Auf der Tour mache ich sowas gar nicht, denn da geht es um das Produkt. Meine Tour soll richtig gut werden, sodass ich mich selbst damit überrasche, wie rund alles läuft. Und da wäre alles andere nur Ablenkung!

Tony Bauer über künstliches Koma: "So ziemlich das Ekligste, was man sich vorstellen kann"
Sie leiden unter dem Kurzdarmsyndrom und lagen bereits im Koma. Wie kann man es sich vorstellen, aus dem Koma aufzuwachen?
Ich war immer im künstlichen Koma und da wird man so mit Medikamenten vollgepumpt, dass man beim Aufwachen wie auf Entzug ist. Man hat richtige Halluzinationen und ganz komische Wahnvorstellungen. Man kommt auch nicht mehr wirklich zur Ruhe, weil der Körper einfach so viel Ruhe hatte. Gleichzeitig hat man gar nicht die Kraft, etwas zu machen. Das Aufwachen aus dem Koma ist so ziemlich das Ekligste, was man sich vorstellen kann. Alles ist einem unwohl, aber man kann nichts dagegen tun, weil man einfach so schwach ist und der Körper sich erst noch erholt.
Können Sie das weiter ausführen?
Man hat Hunger, aber kann nicht wirklich essen. Man hat Durst, aber kann nicht wirklich trinken. Auch die Bespaßung, die man bekommt, geht einem eigentlich auch nur auf die Nerven. Man will eigentlich nur aktiv werden, aber schafft es einfach nicht. Ganz oft wusste ich auch nicht, was abgeht. Ich hatte Halluzinationen, in denen ich auf einem Schiff im Krankenhaus war. Oder dass ich in Paris war. Oder dass die Sonne schien, obwohl es draußen geregnet hat. Ich wusste immer, dass ich Tony Bauer bin, aber habe zum Beispiel meine eigene Mama nicht erkannt. Ich wusste einfach nicht, wer das ist und wollte, dass sie mein Zimmer verlässt. Also ganz, ganz komisch alles.
Tony Bauer über "Let's Dance": "Wie Familie, kann man sagen"
Wie denken Sie heute über "Let’s Dance"?
Es ist bis heute das Schönste, das ich jemals gemacht habe. Ich habe dort unfassbare Menschen kennengelernt, die mir bis heute sehr nah stehen. Wie Familie, kann man sagen. Weil man über diesen Zeitraum einfach das Gleiche durchmacht und sich so richtig annähert. Anastasia und Sergiu sind wie meine Schwester und mein Bruder! Wir telefonieren immer noch und wenn ich die beiden sehe, geht einfach mein Herz auf.

Verfolgen Sie die neue Staffel?
Natürlich gucke ich die neue Staffel, weil ich riesengroßer Fan von den beiden bin und ihnen so wünsche, dass sie ins Finale einziehen. Anastasia kann in diesem Jahr vielleicht sogar gewinnen und das würde ich ihr so wünschen! Und Sergiu soll allen zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt ist, weil er einfach so ein super Mensch ist. Und natürlich ein unfassbar guter Tänzer. Die Sendung hat mich gecatcht! Vorher war ich schon Fan und hab das mit meiner Oma geguckt, aber jetzt bin ich noch mehr Fan und gucke es hauptsächlich wegen der beiden.
Tony Bauer über Dieter Bohlen: "Wie mein Opa"
Bald wird man Sie als Juror bei "Das Supertalent" sehen. Wie war das erste Aufeinandertreffen mit Dieter Bohlen?
Cool, ich weiß echt nicht, was alle haben. Dieter ist eigentlich genau wie jemand, der aus dem Ruhrgebiet kommt. Bei ihm gibt es eben Schwarz oder Weiß, er sagt dir nichts dazwischen. Er sagt genau das, was er sieht und wie er dich wirklich findet. Ich verstehe mich super mit ihm, ehrlich gesagt! Eigentlich ist Dieter Bohlen wie mein Opa. Die beiden sind genau gleich. Mein Opa sagt dir, wo du stehst und das niemals durch die Blume. Er sagt dir, ob er dich für einen Arsch hält oder für geil. Und bei Dieter ist das ganz genauso!
Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?
So wie es gerade läuft, ist das schon verrückt, das muss ich ganz klar festhalten. Ich hätte mir niemals gedacht, dass ich so ein Leben führen darf. Ich komme ja wirklich original von GAR NICHTS. Und was mir jetzt geschenkt wird, ist schon unfassbar. Und ich hoffe, dass alles noch größer wird, noch lauter, schneller, höher und weiter… aber auch wenn alles so weitergeht, wie jetzt, und ich den ganzen Quatsch weitermachen darf, dann danke ich Gott jeden Tag dafür, dass das mein Leben ist.
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