Tanja Bülter über Krebserkrankung: "Ich habe gemerkt, wer wirklich für mich da ist"
Diagnose: Brustkrebs - im Oktober 2020 hat ihr das den Boden unter den Füßen weggerissen. Doch Journalistin und RTL-Moderatorin Tanja Bülter (moderiert derzeit den wöchentlichen Talk "VIPstagram") schafft es, die Schockstarre zu überwinden, aktiv zu werden und mithilfe ihrer Familie und Freundinnen, wie der ehemaligen Boxweltmeisterin Regina Halmich sowie der Schauspielerin und Dschungelcamp-Kandidatin Tina Ruland, die Krankheit zu bekämpfen.
Wie die alleinerziehende Mutter (48) den Weg zurück ins Leben fand, was ihr geholfen hat und wie sie schaffte, die Chemotherapie fast ohne Haarverlust zu überstehen, hat Tanja Bülter in ihrem Buch "Brust raus. Wie ich den Krebs besiege und dabei ich bleibe" (Lübbe- Verlag) festgehalten.
Krebskranke Tanja Bülter: Gesund, glücklich und lebensfroh mit zwei Kindern
AZ: Hallo Frau Bülter, die wichtigste Frage: Wie geht es Ihnen heute gesundheitlich?
Tanja Bülter: Wenn ich es damit vergleiche, wie es mir vor einem Jahr ging, wo ich ja noch mitten in der Chemo steckte - da liegen Welten dazwischen! Es geht mir gut, ich treibe wieder regelmäßig Sport, bin weiter berufstätig und bekomme den Alltag als Alleinerziehende mit meinen zwei Kindern, 14 und 9, gut gewuppt. Ja, ich bin glücklich und lebensfroh!
Was hat Ihnen geholfen?
Als Journalistin habe ich nach allen Seiten recherchiert, habe ein Riesennetzwerk und sogar mit wildfremden Brustkrebs-Betroffenen telefoniert und teilweise ungewöhnliche Methoden gefunden, die mir am Ende ein Stückchen geholfen haben. Das fängt an mit Yoga, Mediation, Reiki an und geht bis zum Essen - von basisch bis vegan habe ich alles ausprobiert und bin bei einer ausgewogenen Ernährung ohne Weizenmehl und Zucker gelandet, was ich auch beibehalte.
Wichtig für Bülter: Erfahrungen mit Brustkrebs weitergeben
Ursprünglich wollten Sie ja mit Ihrer Brustkrebs-Erkrankung gar nicht an die Öffentlichkeit...
Ich sehe es als meine Aufgabe, meine Erfahrungen weiterzugeben, schließlich erkranken in Deutschland jährlich knapp 70.000 Frauen an Brustkrebs. Bei der OP sind mir zwei Lymphknoten sowie Gewebe entfernt worden - die Mistbeule, wie ich es immer nannte.
Wie werden Sie aktuell behandelt?
Ich gehe alle drei Monate zur Vorsorge, und natürlich kommt der Gedanke auf: Hoffentlich kommt der Krebs nicht wieder! Ich achte inzwischen aber mehr auf meinen Körper und kenne meine Grenzen, ich glaube, das war ein Riesen-Warnschuss, den ich bekommen habe. Ich habe mir von Anfang an Notizen gemacht, angefangen mit dem Schreiben habe ich im März letzten Jahres, und da nochmals alles aufgearbeitet.
Krankheit schweißt Bülter und ihre Kinder noch mehr zusammen
Angst, Depressionen, schwarze Stunden - wie sind Sie damit umgegangen?
Natürlich gab es all das immer wieder, ich habe auch vor meinen Kindern meine Gefühle nicht überspielt und sie zugelassen. Meine Schockstarre ist dann zum Glück recht schnell dem Aktionismus gewichen. Ich bin ein positiver Mensch, aber natürlich zwingt einen so eine Krankheit auch manchmal in die Knie.
Wie haben die Kinder reagiert?
Es war ein schlimmer Moment, als ich es meinen Kindern gesagt habe. Eine befreundete Kinderpsychologin hatte mir geraten, mit ihnen bei einem Waldspaziergang zu sprechen, ich hatte auch den Vater der Kinder dabei, meinen Ex-Mann Nenad Drobnjak, mit dem ich mich noch gut verstehe. Meine Kinder und mich hat das noch mehr zusammengeschweißt.
Bülter: Wahre Freunde von Energiesaugern unterscheiden
Ein Kapitel handelt von Sozialhygiene: In der Not trennt sich also die Spreu vom Weizen?
Ja, und auch den Begriff "Energiesauger" habe ich erstmals so richtig verstanden! Es gab schon einige, die früher gerne mit mir lustige Abende verbracht und sich gerne mit mir geschmückt haben, aber nicht für mich da waren, als ich sie mal um Hilfe fragte. Die habe ich inzwischen einfach aus meinem Leben gestrichen. Auf der anderen Seite habe ich gemerkt, wer wirklich für mich da ist, es war so toll zu sehen, was für phantastische Freunde ich habe!
Wen zum Beispiel?
Tina Ruland zum Beispiel hat mich immer zur Ärztin gefahren, Regina Halmich hat einen Genesungsurlaub für mich organisiert, meine beiden anderen Freundinnen haben mich bekocht und mich abwechselnd montags zur Chemotherapie gefahren, das ging ja ein halbes Jahr lang. Und natürlich meine Mutter, sie war und ist mein Fels in der Brandung.
Verlust der Haare kam für Bülter nicht in Frage
Apropos Chemo, um keine Haare zu verlieren, haben Sie ja eine spezielle Kältehaube benutzt...
...ich wollte mich nicht damit abfinden, Haare zu verlieren! Man gibt trotz einer Erkrankung an der Schwelle zur Arztpraxis nicht seine Weiblichkeit ab. Ich habe herausgefunden, dass in England fast 80 Prozent der Chemopatienten die Kühlkappen benutzen - in Deutschland ist das noch recht unbekannt. In meinem Wohnort Berlin gibt es nur zwei onkologische Praxen, die diese Methode anbieten.

Wie muss man sich das vorstellen?
Man zieht sie an, bevor man an den Tropf kommt, und muss damit nachkühlen. Das ist wie eine Badekappe, darüber kommt eine Art Motorradhelm, das Ganze wird extrem eng am Kopf befestigt und zusätzlich bandagiert, damit nichts verrutscht.
Tanja Bülter: Der Krankheit nicht zu viel Raum geben
Und das funktioniert?
Durch die Kälte wird die Chemie an diesen Stellen nicht aufgenommen. Natürlich erwischt man nicht alle Haarzellen, und es ist fünf Stunden lang unangenehm kalt, aber ich brauchte dadurch nie eine Perücke.
Wenn Sie an die harte Zeit zurückdenken, was kommt Ihnen da in den Sinn?
Man darf der Krankheit nicht zu viel Raum geben. Ich habe mein Leben geändert, hätte mir aber gewünscht, dass das mit einem weniger harten Aufschlag geht. Als alleinerziehende, berufstätige Mutter bin ich durchs Leben gerast, inzwischen habe ich einen Gang heruntergeschaltet und nehme mir mehr Zeit für meine Kinder. Und auch mal für mich. Demnächst belohne ich mich mit einer zehntägigen Ajurveda-Kur in Österreich - das ist mein Geschenk an mich. Und vielleicht kommt ja wieder ein Mann in mein Leben - in letzter Zeit war es ja schwierig, jemanden kennenzulernen.
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