"Struwwelpeter"-Drama bei Bushido und Ehefrau: Psychologe warnt vor "drastischen Szenen"

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Bei Bushido (46) und Anna-Maria Ferchichi (43) wird es nie langweilig. Zusammen haben die Eheleute sieben Kinder: die Tochter Aaliyah, die Zwillinge Laila und Djibrail, den Sohn Issa und die Drillinge Leonora, Naima und Amaya. Aus einer früheren Beziehung hat Anna-Maria Ferchichi außerdem den Sohn Montry. Auf Social Media lässt die stolze Mutter Fans an ihrem verrückten Familienalltag teilhaben. Nun macht sie eine herausfordernde Erziehungssituation publik – und bittet andere Eltern um Erfahrungswerte. Die AZ hat bei einem Kinderpsychologen nachgehakt.
Anna-Maria Ferchichi besorgt: "Tat mir total leid"
In ihrer Instagram-Story wandte sich Anna-Maria Ferchichi besorgt an ihre Follower, nachdem ihre Drillinge eine ungeplante Entdeckung gemacht hatten: "Die Kleinen haben leider gestern das Buch 'Der Struwwelpeter' bei uns im Regal gefunden. Wie zu erwarten, gab es daraufhin Probleme beim Einschlafen. Während ich meinen Podcast mit Kim aufgenommen habe, ist Anis [Bushido, d.R.] mindestens zehnmal ins Zimmer der Drillis und musste sie beruhigen."
Anna-Maria Ferchichi erzählte weiter: "Schlussendlich sind sie mit Licht auf dem Flur und offener Tür eingeschlafen. Arme Mausi, tat mir total leid. Aaliyah hatte so was im gleichen Alter, als sie ein Bild der 'Medusa' gesehen hatte. Danach ist sie für einen Monat nicht mehr auf eine Toilette gegangen. Nur aufs Töpfchen." Daraufhin wollte die 43-Jährige von ihren Followern wissen: "Hatten eure Kinder so was auch?"
Anna-Maria Ferchichi und Bushido: "Struwwelpeter" aus dem "Haus verbannt"
In einer weiteren Instagram-Story gab Anna-Maria Ferchichi kurze Zeit später Entwarnung. Zu einem Foto von Bushido und seiner kleinen Tochter schrieb sie: "Zum Glück haben sie trotzdem gut geschlafen." Doch die Achtfachmama zog trotzdem ihre Konsequenzen: "Haben das Buch jetzt aus unserem Haus verbannt. Sie redet immer noch ständig davon."

Welche Rückmeldungen Anna-Maria Ferchichi von anderen Eltern bekommen hat, ist derzeit nicht bekannt. Die AZ hat einen Kinderpsychologen um seine professionelle Einschätzung gebeten.
Experte zur AZ: "Struwwelpeter" kann "verstörend" wirken
Rudolf Ritzinger ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut mit eigener Praxis in München. Mit der AZ hat er über den umstrittenen Kinderbuchklassiker gesprochen: "Der 'Struwwelpeter' ist Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Damals war es üblich, Kinder durch drastische Strafen und abschreckende Geschichten zu erziehen. Aus heutiger entwicklungspsychologischer Sicht wirken diese Darstellungen jedoch verstörend: Sie enthalten Gewalt, drastische Strafen und sogar Todesdarstellungen." Im "Struwwelpeter" wird unter anderem gezeigt, wie ein Mädchen verbrennt oder ein Junge sich zu Tode hungert.

Der Experte rät davon ab, Drei- bis Fünfjährige schon mit dem "Struwwelpeter" zu konfrontieren: "Kleinkinder sind noch sehr bildhaft denkend und haben Schwierigkeiten, zwischen Fantasie und Realität zu unterscheiden. Für sie sind die drastischen Szenen überfordernd und ungeeignet. Es ist wichtig, dass Kleinkinder in einem Grundgefühl von Liebe, Sicherheit und Wärme aufwachsen." Ab dem Grundschulalter sehe die Sache schon entspannter aus, doch meint Rudolf Ritzinger auch hier: "Kinder sind individuell in ihrem Erleben. Ich persönlich empfehle positive Literatur für Kinder, da sich dies stabilisierend auf das Unterbewusstsein auswirkt."
Kinderpsychologe zur AZ: "Normales entwicklungspsychologisches Phänomen"
Rudolf Ritzinger erklärt, dass die Einschlafprobleme der Ferchichi-Kinder eine normale Reaktion darstellen: "Kinder in der frühen Kindheit reagieren stark auf visuelle Eindrücke und Geschichten, die Gewalt oder Bedrohung enthalten. Sie versetzen sich unmittelbar in die Figuren hinein und erleben deren Schicksal emotional mit."
Der Experte erläutert weiter: "Angstreaktionen können sich zum Beispiel zeigen durch: Erschrecken oder Weinen beim Vorlesen, Albträume oder Schlafstörungen, Vermeidung des Buches oder bestimmter Situationen. Diese Reaktionen sind Ausdruck einer lebhaften Vorstellungskraft und einer sensiblen Wahrnehmung – also zunächst ein normales entwicklungspsychologisches Phänomen."
"Wenn die Ängste länger andauern": Das rät der Experte
Schließlich rät Rudolf Ritzinger betroffenen Eltern: "Wenn ein Kind kurzzeitig erschrickt, ein paar Tage von den Geschichten erzählt oder einzelne Nächte unruhig schläft, dann können Eltern hier beruhigen, erklären und das Buch entfernen. Auffällig wird es, wenn die Ängste länger andauern und nicht mehr nachlassen, Schlafstörungen über mehrere Wochen bestehen, das Kind allgemein ängstlicher wird und sich zurückzieht, die Themen Vermeidung oder starke Belastung im Alltag auslösen. Dann ist es ratsam, professionelle Unterstützung hinzuzuziehen."
Der Psychologe findet: "Eltern dürfen und sollten ihrem Gefühl vertrauen: Wenn ein Kind verstört reagiert, ist es richtig, das Buch wegzulegen. Nicht jedes 'Klassiker'-Kinderbuch ist automatisch kindgerecht für jedes Alter. Geschichten haben Macht – sie können Fantasie fördern, aber auch belasten. Entscheidend ist der entwicklungspsychologische Reifegrad des Kindes. Begleitung durch Erwachsene ist bei schwierigen Inhalten immer wichtig. Ich empfehle grundsätzlich, Kindern Literatur zur Verfügung zu stellen, die Vertrauen, Zuversicht, Stabilität, Freude, Spaß und emotionale Wärme schafft."
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