Stelle ist unbesetzt: Wittelsbacher Ausgleichsfonds bietet neuen Job ab

Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds sucht einen Experten, der Gemälde, Porzellan und mehr erhalten hilft. Was man für den Posten als Restaurator in Nymphenburg braucht, um welche Kunstschätze es geht.
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Herzog Franz von Bayern und sein Lebensgefährte Thomas Greinwald
Herzog Franz von Bayern und sein Lebensgefährte Thomas Greinwald © BrauerPhotos

München - Nymphenburg nicht nur besuchen, sondern dort arbeiten – das klingt für so manchen sicherlich verlockender, als in einem schmucklosen Bürokomplex zu sitzen. Und das ist aktuell möglich. Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF) hat eine Stelle mit Dienstort Nymphenburg ausgeschrieben. Noch bis zum 22. September kann man sich als Restaurator oder Restauratorin bewerben. Unbefristet, in Vollzeit und nächstmöglich.

Der Bayerische Landtag hatte den WAF vor 100 Jahren, am 9. März 1923, per Gesetz ins Leben gerufen. Dessen Aufgabe ist es unter anderem, die ihm anvertrauten Schlösser und Kunstsammlungen des Hauses Wittelsbach zu erhalten und sie der Öffentlichkeit in allen sieben Bezirken Bayerns zugänglich zu machen. Die "einzigartigen Kulturschätze" sollen also nicht einfach hinter Schloss und Riegel ungesehen verschwinden, sondern vorzeigbar erhalten bleiben.

"Anspruchsvolle Kunst braucht besondere Pflege": Wittelsbacher suchen Restaurator

Michael Kuemmerle, Vorsitzender der WAF-Geschäftsführung, teilt der AZ zur ausgeschriebenen Stelle mit: "Anspruchsvolle Kunst bedarf der besonderen Pflege, damit auch zukünftige Generationen einen Eindruck vom kulturellen Erbe Bayerns genießen können. Dafür braucht es hochqualifizierte, professionelle Betreuung. Wir sind sehr froh, uns in diesem Bereich noch weiter zu verstärken."

Schloss Nymphenburg von außen.
Schloss Nymphenburg von außen. © Felix Hörhager/dpa

Der Schwerpunkt: präventive Konservierung rund um die historischen Liegenschaften und die Kunst- und Kultursammlungen. Was bedeutet das? Der WAF teilt der AZ mit: "Die Präventive Konservierung hat den langfristigen Erhalt von Kulturgut zum Ziel." Das bedeutet: "Sie greift nicht in die Objektsubstanz ein, sondern beinhaltet die Vorkehrungen und Maßnahmen zur Vermeidung oder Minimierung von künftigem Schaden, Abbau, Verlust und folglich invasivem Eingriff."

Nicht nur Nymphenburg: Wittelsbacher Ausgleichsfonds verwaltet rund 20.000 Objekte

Unter anderem werden dafür das Klima im Gebäude, Lichteinfluss, Schädlinge, Schadstoffe und mehr kontrolliert. "Restauratorinnen und Restauratoren für Präventive Konservierung führen erforderliche Maßnahmen aus oder leiten sie an und sichern durch eine regelmäßige Erfolgskontrolle deren dauerhafte Umsetzung." Auch Sicherheitskonzepte und Notfallpläne für das Kulturgut werden von ihnen erarbeitet.

Das Schloss Hohenschwangau.
Das Schloss Hohenschwangau. © dpa

Der Ausgleichsfonds verwaltet rund 20.000 Objekte sowie Schlösser, Grablegen und Kapellen. Zu den stiftungseigenen Liegenschaften gehören zum Beispiel Schloss Berchtesgaden und Hohenschwangau. Hochwertige Möbel, Bildwerke, Silberobjekte, Porzellan und Keramik sowie Orden, Textilien, Skulpturen, Plastiken und mehr – all das gehört in den Aufgabenbereich.

Deswegen ist die Anforderung in der Jobausschreibung vielfältig. Der potenzielle Bewerber oder die Bewerberin sollte einen "theoretischen (idealerweise auch praktischen) Überblick über verschiedene Fachbereiche der Restaurierung" mitbringen. Aufgelistet sind etwa Malerei, Holz, Stein, Papier, Metall, Glas, Keramik.

Was muss ein Restaurator in Nymphenburg können?

Ebenfalls ein Aufgabenbereich: die konservatorische Betreuung des Leihverkehrs. Also kann ein Gegenstand verliehen werden? In welchen Zustand ist er? Wie wird er entsprechend verpackt, damit nichts beschädigt wird?

Die Zeit hinterlässt Spuren an den Gegenständen. Restauratoren kümmern sich, damit es wieder glänzt.
Die Zeit hinterlässt Spuren an den Gegenständen. Restauratoren kümmern sich, damit es wieder glänzt. © Wittelsbacher Ausgleichsfonds/Joachim Böhm

Was man mitbringen sollte: ein abgeschlossenes Studium im Fach Konservierung und Restaurierung und mindestens zwei Jahre Erfahrung in dem Bereich. Auch naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden sollte man kennen, Deutsch "hervorragend" und Englisch "gut" sprechen.

Abgesehen von der fachlichen Eignung wünscht sich der Wittelsbacher Ausgleichsfonds einen Mitarbeitenden mit Eigeninitiative und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Für den Job sollte man sorgfältig und selbstständig arbeiten und belastbar sowie flexibel sein. Fähigkeiten, die heutzutage mittlerweile in nahezu jedem Beruf gefragt sind. Nicht nur im herzoglichen Umfeld. Zu guter Letzt braucht man auch einen Führerschein der Klasse B.

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Stellenanzeige: Wittelsbacher Ausgleichsfonds verspricht "attraktive Vergütung"

Bleibt noch die Frage nach dem Lohn. Dazu heißt es in der Stellenbeschreibung: "Attraktive Vergütung entsprechend der eigenständigen Verantwortung."

Franz Herzog von Bayern ist ein bekennender Kunstsammler und stiftete einen Großteil seiner Kunstwerke dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds, damit sie den Bayerischen Staatsmuseen zur Verfügung stehen. Der Herzog, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag feierte, wohnt in einem Trakt in Nymphenburg.

Gedächtniskapelle St. Ludwig und Schwanenrittersaal: Mögliche Einsatzorte des  Restaurators

Zwei Beispiele für die Arbeit von Restauratoren:

Gedächtniskapelle St. Ludwig
Im öffentlichen Parkbereich des Schlosses Berg liegt die Gedächtniskapelle St. Ludwig. Sie erinnert an den Märchenkönig Ludwig II., er wurde am 13. Juni 1886 tot am Seeufer gefunden. Die Grundsteinlegung fand am 13. Juni 1896 statt.

Innenansicht der Votivkapelle in Berg.
Innenansicht der Votivkapelle in Berg. © Wittelsbacher Ausgleichsfonds/Thomas Hacklberger

"Schon kurz nach der Fertigstellung der Gedächtniskapelle mussten erste witterungsbedingte Feuchtigkeitsschäden am Mauerwerk und an den Fresken durch die Administration König Ottos behoben werden", teilt der WAF der AZ mit. Zwischen 2014 und 2018 führte der WAF eine Sanierung und Restaurierung durch.

Tafelaufsätze im Schwanenrittersaal
Das bayerische Königshaus begeisterte sich ab Anfang des 19. Jahrhunderts für die Nibelungenerzählung, insbesondere König Ludwig I. und sein Sohn Maximilian. Zu dessen Hochzeit mit Prinzessin Marie von Preußen 1842 bekamen sie von der Stadt Augsburg und dem schwäbisch-neuburgischen Kreis einen Tafelaufsatz mit Motiven der Nibelungensage, der von einem flügelschlagenden Schwan bekrönt ist.

Unterer Teil des Tafelaufsatzes.
Unterer Teil des Tafelaufsatzes. © Wittelsbacher Ausgleichsfonds/Joachim Böhm

Diese feine Arbeit sei mit weiteren wertvollen Silbertafelaufsätzen im Schwanenrittersaal im Schloss Hohenschwangau ausgestellt, so der WAF. Im Laufe der Jahre seien diese silbernen Schmiedearbeiten aber immer stärker oxidiert, "insbesondere wurden historische Kratzspuren in Form von schwarzen Streifen sichtbar". Ein Fachrestaurator habe sich erst in diesem Sommer der Silberobjekte angenommen und machte sie demnach wieder präsentabel für die Besucher.

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