Star-Friseur über schlimmen Style mancher Münchner: "Was ich am lächerlichsten finde"
"Marlies Möller war eine Visionärin und einmalige Grand Dame der Friseurwelt", sagt André Schulz mit Nachdruck der AZ. Dass manche Medien ihre Insolvenz so plakativ titeln, ärgert ihn. "Marlies Möller hat unsere Branche geprägt wie kaum eine andere. In jedem deutschen Badezimmer stand mal ein Shampoo von ihr. Warum schreibt niemand: Danke für 60 Jahre Pionierarbeit?“
Marlies Möllers Insolvenz: Warum Promi-Friseur André Schulz wütend ist
Marlies Möller war mehr als sechs Jahrzehnte im Geschäft und galt als international renommierte Haarexpertin. Sie frisierte Prominente wie Hollywood-Star Sharon Stone oder Designerin Jette Joop.
Marlies Möllers Insolvenz habe André Schulz "mitten ins Herz getroffen". Er gibt im AZ-Gespräch zu: "Der Markt ist hart, das spüre natürlich auch ich oder viele andere Friseurunternehmer."

André Schulz über den harten Konkurrenzkampf in der Friseurbranche
Für André Schulz, der seit 45 Jahren "ohne Pause" schneidet, föhnt, färbt, stylt und gut zuhören kann, ist Möllers Insolvenzverfahren wie ein Schlag in die Magengrube. Das Geschäft sei heute ein anderes: schnelllebig, durchgetaktet und gesättigt. "Der Kuchen ist nicht mehr groß genug für alle", sagt Schulz über den Job eines "Star-Friseurs".
Schulz' Erfolgsrezept: "Ich mache es immer so, wie ich es gelernt habe: pünktlich, anständig und ehrlich! Aber auch mit immer neuen Konzepten." Zehn Mitarbeiter hat der bei Helene Fischer oder Söders Tochter Gloria Burkandt beliebte Promi-Coiffeur. Stolz sagt der Münchner mit einem breiten Grinsen: "Ich habe alle Promis in meinem Salon gehabt!"
Schulz’ Erfolgsrezept: Disziplin, Promis und ein feines Gespür
Sein Laden ist Anlaufstelle für VIPs, Politikergattinnen, Wirtschaft-Ladys und Society-Gesichter. "Ich habe es geschafft, eine ganz bestimmte Schicht von Kunden in meinen Salon zu ziehen. Finanziell unabhängig, reisefreudig und weltweit gut vernetzt", so Schulz im AZ-Gespräch.
So hart ist der Alltag als Star-Friseur in München wirklich
Der Promi-Friseur gibt einen ehrlichen Einblick in seine Kalkulationen: "Die Hürde dieser Tage, für eine Friseurbehandlung 400 bis 500 Euro auszugeben, ist schon spürbar. Die Banken sind nicht mehr so großzügig und die steigenden Kosten, um überhaupt einen Salon führen zu können, sind enorm. Um rentabel zu arbeiten, muss man recht hohe Umsätze erzielen. Das geht in den sechsstelligen Bereich."

Schulz verrät, dass auch er mit seinem Laden "immer wieder Rückschläge und Verlust erlebt" hatte. Er kenne den Existenzdruck. Aber mit viel Fleiß und Disziplin gelang es ihm stets, das Krisen-Ruder herumzureißen: "Ich bin gesegnet mit Talent und fange immer wieder von vorne an! Ich bin mir für nichts zu schade und erledige meine Aufgaben."
Warum ein Friseurbesuch heute Luxus ist
Dass Frisuren heute weniger Rolle spielen als früher, schmerzt Schulz: "Auf Gesellschaften sieht man kaum mehr frisch frisiertes Haar. Vor großen roten Teppichen lässt sich kaum mehr jemand die Haare frisch herrichten. Nach Corona haben viele ihre Haarfarbe rauswachsen lassen. Manche färben seitdem die Haare selbst daheim mit einer Drogeriefarbe. All das trägt nicht zum Erfolg eines Salons bei."
Süffisant merkt André Schulz an: "In München sieht man enorm viel Funktionskleidung und bequemes Schuhwerk. Was ich persönlich am lächerlichsten finde, das sind Schutzhüllen für Fahrradhelme. Gerade in schlechten Zeiten sollte man sich besonders hübsch machen! Sich Luxus gönnen und schön fühlen – auch wenn man nichts Besonderes vorhat. Das würde das Stadtbild schöner machen!"
"Ich bin mir für nichts zu schade" – Friseur aus Leidenschaft seit 45 Jahren
Und doch bleibt André Schulz – auch nach fast fünf Jahrzehnten im Geschäft – dran. Unermüdlich leidenschaftlich. Eben ein Friseur aus Berufung. Vielleicht braucht es genau solche Stimmen, um einer Branche wieder mehr Glanz zu verleihen.
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