Sind alle Veganer schlank, lebenslustig und gut drauf?

Veggie Burger und veganes Boeuf Stroganoff - zu Ruediger Dahlkes "Peace Food" gibt es jetzt auch ein Kochbuch. Im Interview mit spot on news verrät der Arzt, was er vom Veggie Day hält.
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Ruediger Dahlke ist seit 1979 Arzt und Psychotherapeut
www.dahlke.at Ruediger Dahlke ist seit 1979 Arzt und Psychotherapeut

Veggie Burger und veganes Boeuf Stroganoff - zu Ruediger Dahlkes "Peace Food" gibt es jetzt auch ein Kochbuch. Im Interview mit spot on news verrät der Arzt, was er vom Veggie Day hält, warum Veganer besser drauf sind und wie Fleisch- und Milchprodukte der Psyche schaden.

 

Vegane Ernährung wird immer beliebter. Neue Rezepte für alle, die auf tierische Produkte verzichten wollen, gibt es in "Peace Food - Das vegane Kochbuch" (Gräfe und Unzer, 19,90 Euro, 192 Seiten). In der Fortsetzung seines Buches "Peace Food" präsentiert Dr. Ruediger Dahlke 90 vegane Gerichte: vom Veggie-Burger bis zu Törtchen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät der Arzt und Psychotherapeuten, was er vom Veggie Day hält und dass Pflanzenesser intelligenter sind.

Wie der Verzicht auf Fleisch und Milch Körper und Seele heilt, hat Ruediger Dahlke in "Peace Food" beschrieben. Hier gibt es das Buch

Herr Dahlke, was halten Sie von der Idee der Grünen, einen fleischlosen Tag in Kantinen einzuführen?

Ruediger Dahlke: Das finde ich eine gute Idee, weil: Besser als gar nichts. Aber das reicht natürlich bei weitem nicht, weder bessert es die Gesundheit einzelner, noch beseitigt es die humanitäre Katastrophe des Welthungers, noch ist es ökologisch besonders wichtig. Aber immerhin, es könnte Bewusstsein wecken für die eigentlich wesentlichen Schritte, wie ich sie in "Peace Food" und neuestens in "Peace Food - das vegane Kochbuch" darstelle.

Ihr neues Kochbuch ist die Fortsetzung Ihres Bestsellers zur veganen Ernährung. Sollten Menschen, die sich entscheiden, vom "Allesfresser" zum Veganer zu werden, sich von heute auf morgen umstellen? Viele sind ja zunächst Vegetarier, bevor sie entscheiden, sich vegan zu ernähren...

Dahlke: Persönlich habe ich mich auch vom Vegetarier, der ich über 40 Jahre war, zum Veganen umgestellt, das dann allerdings ohne Übergangsphase.
Heute rate ich auch dazu, sich sofort und konsequent umzustellen, weil das der erfolgversprechendste Weg ist. Man sollte das Eisen schmieden, solange es heiß ist und jedem Anfang wohnt bekanntlich ein Zauber inne. In der ersten Begeisterung gelingt die Umstellung in der Regel am besten. Der abrupte Umstieg hat so den Vorteil, am nachhaltigsten zu wirken. Wer vier Monate konsequent ist und auf Ausnahmen verzichtet, verliert die von Fäulnis lebenden Bakterien aus dem Darm und damit auch das Bedürfnis nach entsprechender zu Fäulnis neigender Nahrung.

Wie viele Menschen schätzen Sie sind durch Ihr Buch "Peace Food" zum Veganer geworden?

Dahlke: Das kann ich wirklich nur schätzen, auch wenn ich diesbezüglich viele Zuschriften erhalte. Inzwischen sind über 70.000 "Peace Food" verkauft. Ich hoffe natürlich, dass das Buch auch noch weitergegeben wurde und deshalb an die 100.000 Menschen ihr Essen umgestellt haben, wobei ich mich auch über jeden Allesesser freue, der von siebenmal Fleisch pro Woche auf zweimal umsteigt.
Was mich sehr gefreut hat, ist der erstmalige Rückgang der Fleischproduktion in Deutschland um 160.000 Tonnen im Jahr 2012, nachdem "Peace Food" im Herbst 2011 erschienen war. Dazu haben aber natürlich auch noch andere wie Attila Hildmann, Jumana Mattukat und Gabriele Lendle mit ihren Büchern beigetragen.

Sind alle Veganer schlank, lebenslustig und gut drauf?

Dahlke: Keineswegs alle, aber doch sehr viele. Ich kenne kaum dicke Veganer. Die allermeisten nehmen unter "Peace Food" bis zu ihrem Idealgewicht ab. Das hat mehrere Gründe, etwa dass vegane Kost nicht so verdichtet ist, d.h. auf gleichem Raum viel weniger Kalorien enthält und so rascher sättigt. Außerdem steigt - wissenschaftlich belegt - unter dieser Ernährung die Bewegungslust. Alle Studien belegen obendrein, dass Pflanzenesser durchschnittlich sieben Punkte besser im IQ-Test abschneiden. Dass nicht alle so gut drauf sind, hat wohl vor allem damit zu tun, dass auch viele Kranke auf "Peace Food" umsteigen, um Besserung zu erfahren.

Denken Sie, die diversen Fleisch-Skandale bringen viele Menschen dauerhaft dazu, auf Fleisch zu verzichten oder ist der Effekt nur kurzfristig?

Dahlke: Da fürchte ich, dass dieser Effekt eher kurzfristig ist. Allerdings wenn jemand den x-ten Skandal zum Anlass nimmt, sich wirklich zu informieren, kann daraus eine große Chance werden.

Ihrer Meinung nach liegt in der veganen Ernährung die Zukunft - wie lange dauert es noch, bis die breite Masse überzeugt ist?

Dahlke: Ich hoffe dazu beitragen zu können, dass es nicht mehr allzu lange dauert. "Peace Food - das vegane Kochbuch" ist bestimmt ein weiterer Beitrag, um diese gesündere Variante der Ernährung noch populärer zu machen. Begnadete Köche stellen darin ihre besten veganen Rezepte vor - allein schon das Durchblättern macht Lust.

Im Moment haben viele Veganer noch Probleme, in einem normalen Restaurant essen zu gehen. Ist es noch zu schwierig, einen veganen Alltag zu leben, ohne sozial ins Abseits zu geraten?

Dahlke: Nach meinen Erfahrungen ist es jetzt schon viel leichter, vegan essen zu gehen als es vor 40 Jahren mit der Umstellung auf vegetarisch war. Je rascher wir immer mehr Veganer werden, desto schneller kommen natürlich auch entsprechende Restaurants dazu. Kürzlich war ich in Berlin und hatte die Wahl zwischen einigen veganen Restaurants, darunter so einem wundervollen Platz wie Jean-Christian Jurys La Mano verde. Aber auch in Graz und Wien wächst die Auswahl ständig. In Wien zeigt das Tian, welche Qualität möglich ist. Solche Plätze werden auch das Image der Veganer ändern, denn es sind eben mehrheitlich längst keine verhärmten erfolglosen Weltverbesserer mehr, sondern im Gegenteil Menschen wie Oscar-Preisträgerin Natalie Portman, Richard Gere, Paul McCartney und Ex-US-Präsident Bill Clinton.

Fleisch und Milchprodukte zu verzehren, löst Ihrer Meinung nach nicht nur Krankheiten wie Krebs aus: Sie schreiben auch, dass wir durch das Fleisch die Stresshormone der gequälten Tiere aufnehmen, was unsere Psyche belasten kann - wie viele psychische Leiden lassen sich auf falsche Ernährung zurückführen?

Dahlke: Ich muss leider - aufgrund wissenschaftlicher Studien - davon ausgehen, dass die tierproteinreiche Fehlernährung viele Krankheitsbilder fördert: Neben Krebs die Herz-Kreislauf-Krankheiten, aber auch die ganze Gruppe der Seeleninfarkte von Depression bis zu Burn- und Bore-out. Und auch Allergien, Rheuma und Gicht, beiderlei Diabetes und die Demenzerkrankungen bis hin zu Alzheimer und noch viele andere. Aus der Sicht von "Krankheit als Symbol" haben nämlich alle Krankheitsbilder auch eine seelische Komponente. Am deutlichsten ist es aber sicher bei Angstsyndromen und Panik-Attacken. Vor der Verlegung des Schlachtens in Großschlachthöfe kannten wir gar keine Panik-Attacken.

Wann sind Sie selbst zum Veganer geworden? Gab es für Sie ein Schlüsselerlebnis?

Dahlke: Bei mir war es die Lektüre von Colin Campbells China-Study. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Meine Partnerin hatte allerdings schon ein paar Monate vorher umgestellt, das machte es viel leichter.

Was antworten Sie Kritikern, die Ihnen vorwerfen, Sie würden aus dem Thema Ernährung eine Ideologie machen und das Buch vor allem zur Selbstvermarktung nutzen?

Dahlke: Also wie kann denn etwas so gründlich und überzeugend wissenschaftlich Belegtes Ideologie sein? Bezüglich der Selbstvermarktung: Wenn ich Dinge wiederhole, die ich schon woanders beschrieben habe, sind meine angestammten Leser enttäuscht, wenn ich auf die entsprechenden Stellen in anderen Büchern verweise, kommt der Vorwurf der Selbstvermarktung. Aus diesem Dilemma komme ich nach 50 Büchern gar nicht mehr heraus.
Im übrigen stehe ich zu meinen Büchern und Tonträgern und finde sie wichtig und gut, warum sollte ich sie also nicht empfehlen.
Was empfohlene Produkte wie "Take me - Glücksnahrung" oder B12 angeht, ist die Situation besonders paradox. Meine Leser sind in der Regel eher kritisch gegenüber der Pharmaindustrie eingestellt. Aber wenn ich als Arzt die oft enorm teuren Medikamente von Novartis oder Roche verschreibe, regt sich keiner auf, wehe aber ich empfehle das wirklich günstige "Take me", das ein Freund in seinem kleinen niederösterreichischen Betrieb herstellt. Dann gibt es Vorwürfe und Unterstellungen, ich würde reich daran. Leider stimmt das nicht, dabei könnte ich das Geld gut gebrauchen für den weiteren Ausbau unseres "Peace Food"-Seminar-Zentrums TamanGa.

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