Sean Paul: "Meine Songs müssen mich umhauen"

Seit über zehn Jahren ist Jamaikas Dancehall-Export Sean Paul aus den Charts nicht mehr wegzudenken. Das Interview zum neuen Album!
von  (ami/spot)
Im Herbst kommt das neue Album von Sean Paul
Im Herbst kommt das neue Album von Sean Paul © Atlantic Records

Seit über zehn Jahren ist Jamaikas Dancehall-Export Sean Paul aus den Charts nicht mehr wegzudenken. Heute erscheint seine neue Single "Other Side of Love" - mit spot on news sprach der Ausnahmekünstler über den Entstehungsprozess seines im Herbst erscheinenden Albums, auf dem der Song zu finden ist.

Kingston - Seine Singles "Got 2 Luv U" und "She Doesn't Mind" kratzten bereits am deutschen Chart-Thron. Nun schickt Dancehall-Star Sean Paul (40) den nächsten potentiellen Hit ins Rennen: Heute erscheint die Vorab-Single "Other Side of Love" seines für Herbst geplanten, noch unbetitelten Albums. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt der gebürtige Jamaikaner von den Aufnahmen zur neuen Scheibe, von "heißem Scheiß" aus seiner Heimat und einer künftigen Kollaboration mit Gentleman.

Sein neues Album hat noch keinen Namen, die erste Single schon: "Other Side of Love" ist seit heute im Handel

Was können die Fans von Ihrem neuen Album erwarten?

Sean Paul: Es wird eine Mixtur verschiedener Genres sein. Wie beim letzten Album "Tomahawk Technique" injiziere ich Dancehall-Musik in verschiedene Stile wie Pop, Hip-Hop oder auch R&B. Sie versprüht jede Menge Energie - und natürlich handelt sie vom Ausgehen und von Ladies.

Haben Sie ein bestimmtes Ziel, wenn Sie ein Album aufnehmen?

Sean Paul: Ich mache Musik nicht nur aus einem Grund, sondern aus vielen verschiedenen: aus Spaß, um authentisch zu sein, um als Künstler zu wachsen, um anders zu klingen. Den Fokus setze ich dann darauf, einen ordentlichen Sound hinzubekommen, der mich beim Hören zufriedenstellt. Nicht nur einen Song, der mich fröhlich macht, sondern einen, der mich umhaut.

Wie wichtig sind Ihnen dabei die Texte?

Sean Paul: Schon sehr wichtig. Aber wenn ich natürlich Lyrics auf Patois-Englisch singe, ist es für viele schwer, diese zu verstehen. Wichtiger sind bei meinen Songs also die Melodie, die Synkopie, das Timing und der Flow. Ich glaube der Flow und meine Stimme sind das, was wirklich bei den Leuten ankommt.

Wer sitzt denn beim kommenden Album auf dem Produzentenstuhl, sind auch wieder Produzenten aus Jamaika mit an Bord?

Sean Paul: Diesmal habe ich einige Tracks selbst produziert. Bisher bekamen das nur meine eigenen Ohren zu hören, ich wollte dazulernen und mich verbessern. Aber es sind auch wieder einige große Namen aus der Dancehall-Szene mit dabei, wie Don Corleon oder Stephen McGregor.

Haben Sie die Musikszene Jamaikas immer im Blick?

Sean Paul: Ja, ich versuche immer, auf dem Laufenden zu bleiben, was in Jamaika so abgeht. Ich kenne das neue Zeug, auch wenn es mir mal nicht so gefällt. Denn nicht alles, was aus meinem Land kommt, finde ich gut. Oft müssen die Künstler oder Produzenten eben einfach noch ein bisschen was dazulernen. Aber ich versuche, sie dabei zu unterstützen, daher höre ich mir alles an.

Gibt es dort aktuell einen heißen Künstler?

Sean Paul: Ihr solltet auf jeden Fall Konshens im Auge behalten. Er hat das Zeug dazu, ein großer Star zu werden. Konshens macht Musik, die Jamaikanern gefällt, und hat gleichzeitig die Fähigkeit, das im internationalen Business umzusetzen.

Sie waren Ende Mai/Anfang Juni auch in Deutschland auf Tour. Wie hat das Publikum auf Ihre Musik reagiert?

Sean Paul: Es war großartig. Ich finde es unglaublich toll, wenn Menschen, die eigentlich nicht deine Sprache sprechen, deine Songs derart schätzen. Ich kann mich beim deutschen Publikum für seine Unterstützung nur bedanken. Meine Konzerte sind meist eine riesige Party, es wird viel getanzt. Ich glaube, das deutsche Publikum empfindet eine große Zuneigung zur Dancehall-Music, in Deutschland gab es einige der ersten Fans. Da hab ich natürlich viel den Vorreitern der Dancehall-Music zu verdanken, die unsere Musik in Deutschland bekannt gemacht haben. Nicht umsonst ist das Summerjam-Festival eines der größten weltweit, zu dem die meisten jamaikanischen Musiker anreisen.

Die deutsche Dancehall-Szene ist ja auch nicht gerade klein. Kennen Sie einige Künstler?

Sean Paul: Aber klar, ich kenne zum Beispiel Gentleman und Seeed. Es liegt auch an Acts wie ihnen, dass Dancehall-Music weltweit weiter wächst. Mit Gentleman würde ich auf jeden Fall gerne was zusammen machen. Ich finde es sehr cool, dass er immer wieder nach Jamaika kommt und dort seine Songs aufnimmt. Ich habe ihn erstmals 2000 getroffen, wir sind auch schon zusammen aufgetreten, das letzte Mal vor Kurzem in Hannover. Da herrschen einfach gute Vibes. Die letzten Male, als wir uns sahen, haben wir uns schon darauf verständigt, zusammen zu arbeiten. Also haltet eure Ohren offen, da sollte bald was passieren.

Mittlerweile sind Sie seit 17 Jahren im Musikgeschäft. Was ist der Unterschied zwischen dem "Rookie" Sean Paul und Sean Paul heute?

Sean Paul: Damals war Sean Paul jemand, der sich auf sein Gott gegebenes Talent verlassen hat. Das mache ich jetzt natürlich auch noch, aber mittlerweile bin ich als Künstler gewachsen. Meine Bühnen-Performance ist wesentlich besser geworden. Und ich weiß mehr über das Musik-Business - und auch wenn ich den geschäftlichen Aspekt nicht mag, ist und bleibt Musik eben ein Geschäft, daher musste ich mich damit auch auseinandersetzen.

Was ist für Sie das Beste am Musikmachen?

Sean Paul: Im Studio Songs aufnehmen und live aufzutreten. Im Studio kann ich kreativ werden und darüber nachdenken, worauf die Leute abgehen würden. Und dann auf der Bühne aufzutreten, ist die Belohnung, der "Feel-Good-Part".

Wo treten Sie denn am liebsten auf? Und jetzt sagen sie nicht Deutschland...

Sean Paul (lacht): Schwierige Frage. Ich glaube, am coolsten wäre es, wenn alle, die mich live sehen wollen, in meine Heimat kommen würden und ich dort auftreten könnte. Aber vermutlich würden wir auf Jamaika nicht alle unterbringen können. Daher werde ich wohl noch eine Weile durch die Welt reisen.

Denken Sie schon daran, eines Tages mit der Musik aufzuhören?

Sean Paul: Nein. Ich habe schon immer die Herausforderungen geliebt, welche die Musik für mich bereit hält. Ich habe es schon immer geliebt, vor Menschen auftreten zu dürfen. Das ist es, was mich glücklich macht. Wenn es das nicht tun würde, hätte ich wohl schon aufgehört. Also wenn ihr nichts mehr von mir hört, bin ich vermutlich auch nicht mehr glücklich damit.

Haben Sie vor lauter Musik auch noch genug Zeit für die Familie?

Sean Paul: Wir haben zwar noch immer ein enges Verhältnis, aber ich sehe sie kaum. Immerhin reise ich mit meinem Bruder, er ist mein DJ und Produzent. Und er hat auch gerade etwas sehr Schönes produziert: nämlich ein kleines Mädchen, sie ist jetzt vier Monate alt. Und sie bringt mein Herz zum Schmelzen. Da denke ich mir schon: Hey, ich würde auch gerne eine Familie gründen. Dann würde ich allerdings weniger touren und mehr in meinem Studio zu Hause arbeiten, um Zeit mit dem Kind verbringen zu können. Aber im Moment widme ich mich noch voll und ganz der Musik.

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