"Schock sitzt tief": Uschi Glas enthüllt Familiengeheimnis

Uschi Glas spricht mit Charlotte Knobloch über Schweigen und Verantwortung in Zeiten eines wachsenden Antisemitismus. Und entdeckt ein unbekanntes Kapitel in ihrer Familiengeschichte.
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Uschi Glas hat ein bislang unbekanntes Kapitel ihrer Familiengeschichte entdeckt.
Uschi Glas hat ein bislang unbekanntes Kapitel ihrer Familiengeschichte entdeckt. © Peter Kneffel/dpa
München

Die Schauspielerin Uschi Glas (81) macht in ihrem aus Gesprächen mit der Holocaust-Überlebenden Charlotte Knobloch entstandenen neuen Buch eine schmerzliche Entdeckung öffentlich. Ein von ihr beauftragter Forscher habe ermittelt, dass ihr Vater Christian Glas im Alter von 18 Jahren im Dezember 1931 der NSDAP beitrat, berichtet die Schauspielerin, die sich seit langem gegen Antisemitismus engagiert und nach eigenen Angaben deshalb schon Morddrohungen bekam.

Am 15. August 1944 wechselte der Vater den Recherchen zufolge als Funker zur Waffen-SS – in dieser späten Phase des Krieges womöglich nicht freiwillig, sondern unter Zwang. Vom 11. September an sei er der 21. SS-Gebirgsdivision "Skanderbeg" zugeteilt gewesen, die auf dem Balkan operierte.

Ein Fund, der die Familiengeschichte erschüttert

Auch wenn dokumentierte Verbrechen der Einheit überwiegend vor seiner Versetzung datieren, auch wenn es keine Belege für seine persönliche Beteiligung gibt, auch wenn seine Rolle in den Akten als technische Funktion ohne Fronteinsatz erscheint: Für die Tochter ist es eine schwerwiegende Nachricht. "Der Schock sitzt tief", schreibt sie. Und ergänzt im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist trotzdem wichtig, dass ich das nicht verstecke – sondern es ist klar, dass ich dazu stehen muss."

"Ich schätze sehr, dass sie das offengelegt hat", sagt Knobloch über den Schritt von Uschi Glas bezüglich des Vaters.
"Ich schätze sehr, dass sie das offengelegt hat", sagt Knobloch über den Schritt von Uschi Glas bezüglich des Vaters. © Peter Kneffel/dpa

Sie folgt damit dem Titel ihres Buches: "Du bist unwiderstehlich, Wahrheit" – ein Zitat der jüdischen Lyrikerin Rose Ausländer. Es erscheint am Mittwoch (12. November).

Zwischen Wahrheitssuche und gesellschaftlicher Verantwortung

Glas und Knobloch diskutieren darin über den 7. Oktober 2023 - den Tag des Massakers der Hamas und anderer Terroristen in Israel -, über Antisemitismus von rechts, links und islamistischer Seite, über Grenzen der Meinungsfreiheit – etwa bei der Forderung "From the river to the sea" – wie auch über die Verantwortung von Politik, Justiz und Zivilgesellschaft. Zugleich verbinden sich die Familiengeschichte von Glas und Knoblochs Erinnerungen an Flucht und Neuanfang in Deutschland zu einem Nachdenken über Schuld, Verantwortung und Aufrichtigkeit.

"Ich schätze sehr, dass sie das offengelegt hat", sagt Knobloch über den Schritt von Uschi Glas bezüglich des Vaters. "Sie wollte die Vergangenheit ihrer Familie kennen. Die kennt sie jetzt – und geht damit sehr souverän um."

"Wenn du jetzt nichts machst, bist du auch eine Mittäterin"

Glas sagt, das Schlimmste für sie – schlimmer als die mögliche Verstrickung des Vaters – sei sein Schweigen gewesen. Wenn sie ihn nach seinen Erlebnissen in der NS-Zeit fragte, habe er das abgetan mit: "Das verstehst du nicht."

Sie sei ihren jüdischen Freunden stets verbunden gewesen. Angesichts eines wachsenden Antisemitismus könne sie sich nicht heraushalten. Sie habe sich gesagt: "Schau mal, jetzt sind wir wieder so weit, dass Judenhass gesellschaftsfähig wird. Und wenn du jetzt nichts machst, bist du auch eine Mittäterin." Sie sei auf die Straße gegangen und wolle Zeichen setzen - eine Motivation zu dem Buch, mit dem sie auch andere anregen will, sich zu positionieren.

"Wenn meine Kinder und Enkelkinder mich irgendwann fragen und sagen: "Mama oder Nonna, was hast denn du eigentlich gemacht? Schau, wo wir jetzt sind!" Dann möchte ich sagen: "Ich habe mich nicht weggeduckt, sondern ich habe versucht, zu helfen." Wenn ich das jetzt nicht machen würde, dann mache ich mich mindestens so schuldig wie die Generation vor mir."

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11 Kommentare
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  • HanneloreH am 11.11.2025 16:20 Uhr / Bewertung:

    Kann man heutzutage gar nichts mehr für sich behalten? Unglaublich, wen interessiert das jetzt noch? Als nächstes kommt vlcht noch wie oft sie in der Woche bimbert!

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  • Bongo am 10.11.2025 21:25 Uhr / Bewertung:

    Antwort an den wahren Tscharlie:
    Wieso ablenken? Natürlich saßen nach dem Kriege ehemalige NSDAP-Mitglieder später auch im Bundestag, andere wurden Bürgermeister. Aber Du kannst mir sicher auch sagen, wo die 91000 Tausend Stasi-Mitarbeiter, die 180000 IM und die 2000 Spione für die DDR nach der Wende hingekommen sind! Waren solche anschließend vielleicht auch in den Parlamenten? War es womöglich so, dass andere schnell in den Westen der Republik gingen, hier nicht mehr auf die Füße kamen, weil sie glaubten, man könnte hier wie unter Kohl leben, aber arbeiten wie unter Honnecker? Aus lauter Enttäuschung haben Sie heute einen Hass auf unseren Staat? Liege ich falsch? Bitte kläre mich auf!

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  • Bongo am 10.11.2025 20:19 Uhr / Bewertung:

    Antwort an den wahren Tscharlie:
    Und wo sind nach der Wende die ganzen Stasi-Mitarbeiter und IMˋs hingekommen. Du, als ehemaliger Ossi, müßtest es doch wissen! Oder warst Du gar auch einer?

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