Schauspieler und Löwenfan Alexander Held: "Die Bayern haben wir immer geschlagen"
In der Reihe "München Mord" zeigt das ZDF am Samstag (20.15 Uhr) den Krimi "Ausnahmezustand": eine Hommage an Giesing und die Fans des TSV 1860.
Das Löwen-Dress trug einst auch der Hauptdarsteller: Kommissar Ludwig Schaller alias Alexander Held. Im AZ-Interview erzählt er von seiner Zeit in der Löwen-Jugend.
AZ: Herr Held, eine Ermittlerweisheit lautet ja: Der Täter kehrt immer an den Tatort zurück. Und nun sitzen Sie im Film im 60er-Stadion, Ihrer alten Wirkungsstätte.
ALEXANDER HELD: Das war natürlich ein besonderes Erlebnis, zumal ich in diesem Stadion schon als Balljunge tätig war.
Alexander Held: "Wenn, dann gehe ich zu den Blauen"
Erzählen Sie!
Das Stadion lag auf dem Weg von zu Hause in der Au zum Albert-Einstein-Gymnasium in Harlaching. Dann sprach mich mal jemand aus der Familie an, ob Sport nicht was für mich wäre. Mein Vater war sehr krank, und ich sollte mal andere Erfahrungen machen, abseits von Krankheit und Krankenhaus. Für mich war ganz klar: Wenn, dann gehe ich zu den Blauen!
Wieso war das so klar?
Ich hatte ein Buch über den Klub gelesen, mich damit richtig beschäftigt - und bin dann mit Sporttasche und Trainingsanzug in die Auenstraße. Mit Fußball hatte das ja nichts zu tun, sondern mit Turnen! Oben an die Grünwalder hatte ich mich nicht getraut: Da sind doch die Profis. . .
Wie alt waren Sie da?
Zwölf, 1970 war das. Vorher war ich bei den Regensburger Domspatzen - weil mich Musik interessiert hat. Im Aufnahmejahr gab es dort einen Fußballplatz, und ich stand selbstverständlich im Tor.
Auch in der Grünwalderstraße im Tor
Wieso selbstverständlich?
Das ist Petar Radenkovic geschuldet gewesen. Der blieb ja oft ein bisschen länger liegen als nötig, und man wusste nicht: Hat er den Ball, oder rutscht er ihm noch durch? Da hielt ein ganzes Stadion den Atem an - dieser Moment hat mich fasziniert! Auch im Tor der Domspatzen blieb ich natürlich liegen wie Radenkovic - das Problem war nur, dass der Präfekt aus dem Fenster blickte, als ich gerade da lag, und meinte: "Auf den Boden werfen ist verboten!" Es war Spätherbst, und die Singstimme musste ja geschont werden. Wir holten uns die Strafe ab, aber das änderte nichts daran, dass ich ins Tor wollte.
Dann haben Sie sich doch mal in die Grünwalder Straße getraut. . .
An einem regnerischen Herbsttag, der Platz total matschig. Ich sollte Verteidiger spielen - und stellte mich entsprechend dumm an. Ich habe dann dem Trainer erklärt, dass ich normal im Tor spiele, und das durfte ich dann auch - sehr zur Freude des Keepers, der eigentlich Feldspieler war. Ich legte mich also ins Zeug und auch in den Matsch, so dass alle verstanden: 'Aha, der will's also wissen.' So blieb ich dann im Tor.

TSV 1860: "Einmal Löwe, immer Löwe"
Wie lange?
Bis zu einer Verletzung 1976. In Ungarn kam einer auf mich zugestürmt, ich fischte ihm noch den Ball vor den Füßen weg - aber der riss mir im Fallen einmal den Arm herum: Schulterluxation, Knochenabsplitterung, Gelenk kaputt. Das war das Ende. Aber ich hatte eine großartige Zeit, und wie sagt man: Einmal Löwe, immer Löwe. Aber im 60er-Stadion gespielt, habe ich leider nie.
Wo denn sonst?
Im Olympiastadion.
Ach.
Da durften wir mit der A-Jugend die Vorspiele bestreiten. Die hatten Rasenheizung! Sensationell! Sonst hatte ich es oft mit eisigen Platten zu tun.
Max Merkel nahm ihn unter seine Fittiche
Ihr letztes Jahr als Aktiver war 1975 - als Max Merkel mal wieder den Löwen-Bändiger gab.
Und Jimmy Hartwig war neu im Team. Wir trainierten mit der Jugend auf dem Platz neben den Profis, Merkel kam ab und zu rüber, um sich das Torwarttraining anzuschauen und hat mich gleich mal unter seine Fittiche genommen. Ich hatte mit 1,78 Metern nicht die Größe, die man sich von einem Torhüter erwartet, aber eine unglaubliche Sprungkraft, und man hoffte, dass ich noch einen Wachstumsschub bekomme.
In der Jugend waren Sie immerhin sehr erfolgreich.
In meinem ersten Jahr in der E-Jugend war ich kaum da, und wir waren schon Meister - dazu habe ich nicht viel beigetragen. Aber ich habe für süddeutsche Meisterschaften vier Nadeln bekommen, und eine davon meinem Freund Otti Fischer mal zum Geburtstag geschenkt. Der hat sich vielleicht gefreut!
Von Gerd Müller zum Spezi eingeladen
In den 70ern kippte sozusagen das Momentum zugunsten der Roten. Wie waren die Derbys gegen den FC Bayern?
Die haben wir immer geschlagen! Ich erinnere mich an einen Sieg an der Säbener Straße, da schauten Sepp Maier und Gerd Müller zu. Müller lud uns danach sogar auf eine Runde Spezi ein.
Das Drehbuch zu "Ausnahmezustand" hat Friedrich Ani geschrieben.
Der kennt sich aus, ist ja ein Giesinger, und er trifft das Lebensgefühl dieser Glaubens- und Leidensgemeinschaft, das vom Fußball geprägt ist. Giesing ist einfach ein unverwechselbares Viertel. Wenn man München nicht wirklich kennt, würde man dieses Viertel vielleicht gar nicht München zuordnen. Ich möchte mich auch gerne bei den Fans, die mitgespielt haben, bedanken.

Nur zu!
Die haben sich so eingebracht! Dinge, die nicht im Drehbuch standen, haben durch ihre Initiative plötzlich einen Weg genommen, wo wir nur sagen konnten: 'Genau! Bloß nicht bremsen! Lass sie laufen!' Wir wollten uns ja eigentlich mit einer Vorführung des Films bedanken, aber durch Corona ist es nun leider nicht möglich. Das ist wirklich schade, und es täte mir leid, wenn sie den Eindruck hätten, wir hätten das nicht zu schätzen gewusst. Ganz im Gegenteil!