"Rosenheim Cops"-Star Sarah Thonig: "Habe noch ein zweites Standbein"
Als Empfangsmitarbeiterin Christin Lange in "Die Rosenheim-Cops" ist sie seit 2014 einer der Zuschauer-Lieblinge schlechthin, viele sehen sich die Kultserie (dienstags, 19.25 Uhr, ZDF sowie in der ZDF-Mediathek) überhaupt nur ihretwegen an.
Darüber hinaus ist die bildschirmpräsente Sarah Thonig (31) seit 2020 als Polizistin Caro Reiser im ARD-Format "Watzmann ermittelt" zu sehen. Die AZ traf sie am Kabelsteg. Und spazierte mit ihr entlang der Isar: ein Gespräch über Leichtigkeit, Routen, Routine und Ängste. Mit von der Partie: Leihhündchen Minnie, ein vier Monate altes Malteser-Mischlingsmädel.
"Die Rosenheim-Cops"-Star Sarah Thonig: "Mit Christin Lange bin ich gewachsen"
AZ: Frau Thonig, schön Sie hier zu treffen, ist das Ihre tägliche Route?
SARAH THONIG: Wann immer es geht, egal bei welchem Wetter! Auf den unzähligen Wegen an der Isar entlang schöpfe ich Kraft und Energie, lerne unterm Gehen auch meine Texte, ich kann sie so besser verinnerlichen. Einer meiner Lieblingsplätze ist hier am Müller’schen Volksbad, hier will ich unbedingt bald mal wieder schwimmen gehen, das habe ich früher auch regelmäßig gemacht. Überhaupt bin ich ein Mensch, der Routinen im Alltag mag und manchmal sogar braucht, deshalb macht es mir auch nichts aus, drehbedingt schon um fünf Uhr morgens aufzustehen. Verschlafen habe ich während meiner Laufbahn in 20 Jahren erst ein einziges Mal – wobei ich damals dann alle Hebel in Bewegung gesetzt und mich so kolossal beeilt hatte, dass es schlussendlich keiner mitbekommen hat.

Mal gleich zu Ihrer Serienfigur Christin Lange in "Rosenheim-Cops": Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, hat gern das letzte Wort und neigt zu Sarkasmus.
Was wir gemeinsam haben, ist die stets gute Laune! Meine Serienfigur ist toll, ich bin so dankbar, dass auch ich als nicht-bairisch-sprechende Bayerin bei den Rosenheim-Cops spielen darf. Bei uns daheim wurde nur hochdeutsch geredet. Und ich liebe das Zusammenspiel mit Ursula Maria Burkhart als neugierige und klatschsüchtige Frau Grasegger von ganzem Herzen. Wir kabbeln uns aber nur vor der Kamera. Privat sind wir seit jeher eng befreundet. Mit Christin Lange bin ich gewachsen und erwachsen geworden, wir haben uns beide weiterentwickelt. Nur kann ich dabei so Dinge wie kleine Frisur-Verfehlungen aus der Jugend nicht ganz so leicht aus meinem Leben streichen, wie andere das können, die alten Folgen werden ja auch immer wieder im Abendprogramm wiederholt. (lacht)
Sarah Thonig möchte auf "keinen einzigen Drehtag" von "Die Rosenheim-Cops" verzichten
An die 3,22 Millionen Zuschauer pro Folge – was macht die Beliebtheit aus?
Die Serie hat nach wie vor eine gewisse Leichtigkeit und viel Charme, die Drehbücher sind alle stimmig, das Menschliche hinter der Kamera überträgt sich auf uns Schauspieler, es ist ein Unterhaltungsformat mit vielen tollen Drehmomenten, die Qualität hat Kontinuität. Als mein eigener kleiner Kritiker habe ich auch Spaß beim Anschauen, meistens bin ich zufrieden.
Und zwischendurch immer mal wieder Urlaub und Auszeiten?
Eine Urlaubsplanung findet bei mir nicht wirklich statt. Was Urlaub angeht, war ich schon immer eher spontan – so habe ich mich beispielsweise in all der Zeit noch nie für Urlaubstage bei der Produktion sperren lassen, sondern richte mich nach dem Drehplan. Außerdem liebe ich diesen Beruf so sehr, dass ich auf keinen einzigen Drehtag verzichten möchte. Als Kurzurlaubsmaus reichen mir auch zwei, drei Tage Wellness, am See oder in den Bergen. Und Lesen hat für mich auch Erholungswert, ich lese wahnsinnig viel und gern, bin auch da breit aufgestellt, Romane, Sachbücher, Biografien, immer mehrere Bücher gleichzeitig.
Schon als kleines Mädchen haben Sie davon geträumt, Schauspielerin zu werden, inzwischen sind Sie seit zehn Jahren im Geschäft. Haben Sie manchmal Existenz- und Zukunftsängste?
Nein, da mache ich mir keine Gedanken. Zu drehen macht mich glücklich und dankbar, ich weiß dieses Geschenk von ganzem Herzen zu schätzen. Und wenn es mal nicht mehr so läuft: Ich habe ja auch noch ein zweites Standbein. Neben der Schauspielerei habe ich beispielsweise noch Kommunikationswissenschaften und Medienforschung an der LMU in München studiert, eine Ausbildung zur Drehbuchautorin absolviert und bereits in mehreren Produktionsfirmen arbeiten dürfen. Und irgendwann schaffe ich mir vielleicht auch so einen süßen kleinen Welpen an, momentan ist das wegen meines Drehpensums nicht möglich – und mache, wie immer, das Beste aus allem!
Sarah Thonig ganz offen: Darüber hat sie noch nie öffentlich gesprochen
Zum Schluss: Was haben Sie noch nie öffentlich verraten?
Okay, bei solchen Fragen denke ich mir mittlerweile immer öfter: Vielleicht hilft es anderen, wenn man einfach häufiger über solche Themen offen spricht, schließlich hat doch jeder seine Themen. Also, von Schauspielern denkt man ja häufig, dass wir extrovertiert sind. Das ist bei mir vielleicht auf der Bühne oder vor der Kamera so. Aber früher hatte ich eine regelrechte Klaustrophobie vor Menschenansammlungen. Inzwischen ist es besser geworden, aber bei Veranstaltungen findet man mich eher ganz am Rand und im Hintergrund. Flugangst habe ich auch, ich fliege aber trotzdem, sie lässt immer mehr nach. Jeder entwickelt für sich gewisse Mechanismen, um mit Ängsten umzugehen. Aber Menschen ohne Ecken und Kanten wären doch langweilig.