Ronald Zehrfeld: Ein empfindsamer Bär

Ronald Zehrfeld hat heute seinen ersten Auftritt als Privatermittler Georg Dengler. Doch um wen handelt es sich bei dem "deutschen Russell Crowe"?
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Ronald Zehrfeld als Privatermittler Georg Dengler
ZDF/Julia von Vietinghoff Ronald Zehrfeld als Privatermittler Georg Dengler

München - Ein Mann wie ein Bär. 1,90 Meter, muskulös, stets präsent. Ein neuer Schimanski? Das ist nur die eine Seite. Die andere zeigt die Brüche eines Actionhelden, seine Empfindsamkeit und Melancholie. Dieser Privatermittler Georg Dengler, ein ehemaliger Zielfahnder des BKA, ist nicht nur ein robuster Haudrauf, sondern offenbart auch eine Fähigkeit zur Empathie, die man nicht unbedingt von einem Superbullen erwartet.

Im Kriegsdrama "Zwischen Welten" kämpft Ronald Zehrfeld um sein Leben. Auf MyVideo gibt es den Trailer zum Film

 

"Der deutsche Russell Crowe"

 

Die neue Ermittler-Figur des ZDF präsentiert heute Abend (20.15 Uhr) seinen ersten Fall in "Dengler - Die letzte Flucht". Nach der Romanvorlage von Wolfgang Schorlau hetzt dieser Dengler durch Sümpfe und Abgründe einer alles beherrschenden Pharmaindustrie. Die Besetzung der Hauptrolle bezeichnet die "Stuttgarter Zeitung" als "kongenial": "Das Gesicht, um das die Kamera kreist, in Großaufnahmen Schwindel, Schweiß und Schrecken einfangend, gehört Ronald Zehrfeld (38, "Phoenix"). Hollywood nennt ihn den "deutschen Russell Crowe".

Der Vergleich ist mitnichten abwegig. Wie Russell Crowe paart Ronald Zehrfeld "auf einzigartige Weise" (Stuttgarter Zeitung) physische Präsenz mit emotionaler Intelligenz. Das hat ihn zu einem der gefragtesten deutschen Schauspieler gemacht.

"Eine gewisse Körperlichkeit ist bei mir unübersehbar", sagt er mit Ostberliner Straßenschnauze. Allerdings besitzt dieser bärenhafte Mann auch eine Menge Sensibilität. "Obelix", nennt ihn seine Lebensgefährtin, mit der er eine kleine Tochter hat.

Das Athletische hat mit der Vergangenheit Zehrfelds zu tun. Der Sohn zweier Funktionäre der DDR-Airline Interflug wurde in Ostberlin geboren und war in seiner Kindheit und Jugend Judokämpfer. Mit elf Jahren gewann er sogar die DDR-Jugendmeisterschaft. Sein großer Traum - olympisches Gold - wurde ihm mit der Wende und Wiedervereinigung verwehrt. Mit 12 Jahren war er zu jung, um in den westdeutschen Judokader übernommen zu werden. "Der Schmerz, dass der Olympiatraum geplatzt ist, war zu groß", sagte er später.

 

Sein Werdegang

 

Nach dem Abitur reiste Zehrfeld erst einmal um die Welt und begann dann ein Studium der Germanistik und Politischen Wissenschaften. Die Schauspielerei entdeckte er erst durch die Teilnahme an einem Theaterworkshop in Spanien: Zehrfeld schrieb sich nun an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin ein. Noch während des Studiums holte ihn Regisseur Peter Zadek an das Deutsche Theater Berlin.

Der 38-Jährige hat rasch Karriere gemacht. Nach Auftritten in preisgekrönten Filmen wie "Der Rote Kakadu" und dem TV-Zweiteiler "Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenzen" betraute ihn der renommierte Regisseur Dominik Graf mit einer der Hauptrollen in der kultigen Krimi-Serie "Im Angesicht des Verbrechens". Zehrfeld kam so zum Deutschen Fernsehpreis sowie zum Grimme-Preis.

Weitere Höhepunkte im Berufsleben von Ronald Zehrfeld: die Rolle eines DDR-Arztes im Film-Drama "Barbara" oder seine Darstellung als skrupelloser Mörder im Polizeidienst und brillanter Gegenspieler von Matthias Brandt in "Polizeiruf 110 - Cassandras Warnung".

 

Ein Freund echter Freundschaften

 

Die körperliche Präsenz von Ronald Zehrfeld geht - wie in den meisten seiner Filme - mit einer Nachdenklichkeit einher, die für ihn typisch ist. Er legt Wert auf Freundschaften, "allerdings echte Freundschaft und keine bloße Internet-Verbindung", und er verspürt, wie seine Filmfigur Georg Dengler, "einen Werteverfall in unserer Gesellschaft". Dem Berliner "Tagesspiegel" sagte er: "Das egoistische Denken gewinnt immer mehr an Terrain, und die eigentlichen Werte gehen verloren."

Der rote Teppich, liebster Tummelplatz so vieler Kollegen, ist ihm ein Graus, da bekommt er "eher Panik-Attacken". Er ist trotz aller Erfolge ein echtes Kind seiner Stadt geblieben und blinzelt in den Himmel über seinem Viertel am Prenzlauer Berg: "Ich bin so froh, dass die Sonne rauskommt. Wenn in Berlin die Hundescheiße anfängt zu stinken, kehrt auch das Leben zurück."

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