Roeland Wiesnekker: Der Problembär vom Dienst

Wenn Roeland Wiesnekker seinem Blues nachhängt, dann ist er ganz offensichtlich das ärmste Schwein auf Erden. Wie passend, dass er heute im Ersten den "Kotzbrocken" gibt.
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Jeder kennt sein Gesicht, kaum jemand seinen Namen: Roeland Wiesnekker
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Kotzbrocken - was denn sonst! Er ist versifft und mies gelaunt, und das sieht man auch. Er ist so fertig mit der Welt, wie es wohl kein anderer unter der Sonne ist. So schaut er zumindest drein. Wenn Roeland Wiesnekker (47, "Töte mich") seinem Blues nachhängt, ist er ganz offensichtlich das ärmste Schwein auf Erden. Der Problembär aller Problembären. Und keiner leidet, giftet, pöbelt dann wie er.

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Seit einigen Jahren ist er das Gesicht des Übels, was auch daran liegt, dass er "hammermäßig fertig ausschauen" kann, "schmerzgeplagt und ungeschlacht", wie ihn die "Süddeutsche Zeitung" beschreibt.

 

Ein herrlich widerwärtiger Kaputter

 

Am heutigen Freitagabend gibt Roeland Wiesnekker im Ersten um 20.15 Uhr den "Kotzbrocken". Man kann nicht sagen, dass ihm diese Rolle auf den Leib geschrieben ist - eher umgekehrt: Wiesnekker haucht dem Film, eine deutsche Adaption von "Ziemlich beste Freunde", mit sich und seinem Körper herrlich widerwärtiges Leben ein. Wie immer, wenn er einen Kaputten spielt.

Ganz offensichtlich kennt Roeland Wiesnekker, ein Schweizer mit niederländischem Pass, die sogenannten Schattenseiten des Lebens. Er arbeitete als Koch und hatte Probleme "mit den hierarchischen Strukturen", er jobbte im Krankenhaus, was auch "nicht das Richtige" für ihn war. Dann schenkte er in Zürich in einer Gassenküche aus, in der Penner, Junkies und andere Bedürftige verköstigt wurden. Dort erlebte er offenbar die Initialzündung zur Ausbildung als Schauspieler.

 

Ein moderner Woyzeck?

 

Nach der Schauspielschule und Engagements in Bochum und Zürich kam er schnell zum Film. Und ebenso schnell galt er als Idealbesetzung für jene Typen, bei denen das Leben linear Scheiße verläuft. In "Strähl" spielte er einen medikamentensüchtigen Drogenfahnder, in "Blackout - Die Erinnerung ist tödlich" einen saufenden Polizisten, im "Tatort" mal einen durchgeknallten Chefarzt, mal einen durchtriebenen Bewährungshelfer, der sich wie ein Mafia-Pate um die Jungs der Bremer Müllabfuhr kümmert.

Ein absolutes Highlight war seine Darstellung des Mörders Gottfried Richter im Spreewaldkrimi "Mörderische Hitze". Wiesnekker gab mit seiner bärenhaften, aber auch verletzlichen Präsenz "eine Art modernen Woyzeck" (SZ), für die er mit dem Deutschen Fernsehpreis 2014 ausgezeichnet wurde.

Der hünenhafte Schauspieler, der auch Niederländisch, Englisch und Französisch beherrscht und mit seinem siebenjährigen Sohn in Zürich lebt, ist kein Mann großer Worte. Seine Texte lernt er am liebsten in Kneipen, wo das Zwielicht zuhause ist und Typen verkehren, deren soziales Rollenverhalten er so brillant darzustellen vermag: "Meistens sind das die spannenderen Charaktere, mit Ecken und Kanten", sagt er. Mal mit, mal ohne Drogenprobleme. Wie das Leben eben so spielt.

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