Rassismus im Zug: Kabarettistin Franziska Wanninger übel beleidigt
Ein Schockmoment überschattet am Samstag im Grünwalder Stadion das Spiel zwischen dem TSV 1860 und Energie Cottbus: Ein 60er-Fan beleidigt Cottbus-Stürmer Justin Butler rassistisch mit Affenlauten (AZ berichtete).
Die Vereinsspitze der Löwen distanziert sich sogleich und spricht von einer Null-Toleranz-Politik bei Rassismus-Vorfällen: "Der TSV 1860 München wird sich um eine vollumfängliche Aufarbeitung dieses Vorfalls bemühen und den Zuschauer mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zur Rechenschaft ziehen", heißt es in einem Statement. Der Mann wird am Samstag aus dem Stadion verwiesen und angezeigt.
Zusammenhang zwischen Affenlaut-Skandal und Vorfall im Zug?
Doch offenbar war der Affenlaut-Skandal kein Einzelfall: Das zumindest berichtet die beliebte bayerische Kabarettistin Franziska Wanninger am Montag in einem neuen Beitrag auf ihrem Instagram-Kanal. In dem knapp zehnminütigen Video schildert die 43-Jährige schockierende Szenen, die sich am Samstag in einem Regionalzug von Landshut nach München abgespielt haben sollen.
Erneut im Mittelpunkt: Zwei junge männliche 60er-Fans, die wohl unterwegs zum Spiel waren. Diese hätten nicht nur lautstark auf Ausländer geschimpft und Gewaltfantasien durch das Zugabteil posaunt, sondern seien sogar aufgesprungen, nachdem ein Mann mit Migrationshintergrund vorbeigegangen war, und hätten den Hitlergruß gezeigt, berichtet Wanninger.
Franziska Wanninger: "Hat mich schon Überwindung gekostet"
Der Clou: Laut Polizei handelt es sich bei dem Fan, der im Grünwalder Stadion die Affenlaute von sich gegeben hat, um einen 36-Jährigen, der seinen Wohnsitz im Landkreis Landshut hat. Könnte es also sein, dass beide Vorfälle ein und demselben Mann zuzuordnen sind?
Franziska Wanninger jedenfalls kann am Samstag nicht mehr an sich halten: Im Gegensatz zu ihren Mitreisenden zeigt die Kabarettistin Courage und weist die Männer lautstark in ihre Schranken.
1860-Fans beschimpfen die Kabarettistin im Zug aufs Übelste
"Das hat mich schon Überwindung gekostet", sagt sie auf Nachfrage der AZ. "Auch wenn ich als Kabarettistin oft auf der Bühne stehe, bin ich kein Mensch, der unbedingt immer im Mittelpunkt stehen muss." In diesem Fall habe es bei ihr aber einfach "den Schalter umgelegt".
Die Folge: Die beiden 60er-Fans hätten es nunmehr auf sie abgesehen gehabt: "Sie sagten etwa, sie wünschen mir, dass ich mit 20 Männern aus dem Ausland nachts in der U-Bahn bin und, im Prinzip, dass ich vergewaltigt werde. Dann würde mir niemand helfen", schildert die Kabarettistin die Situation.
Kaum jemand im Zug zeigt mit Wanninger Courage
Und Wanninger wird im Video noch deutlicher: "In dem Fall hatte ich keine Angst vor Menschen mit Migrationshintergrund - ich bin bedroht worden von Männern aus dem Bayerischen Wald." Wie die Situation ausgegangen wäre, wenn sie nicht "eine 1,70 Meter große, stabile, blonde, bayerische Frau gewesen wäre, sondern ein Mann oder eine Frau mit Migrationshintergrund, die in derselben Situation etwas gesagt hätten", will Wanninger nicht wissen.
Besonders schockierend für die Niederbayerin: Nur eine Frau im gesamten Abteil springt ihr in dieser Situation zur Seite.
Andere "Mitläufer-60er-Fans" hätten nichts gesagt. "Niemand muss sich in so einer Situation in Gefahr bringen, aber am helllichten Tag in einem Zugabteil einfach feige danebenzusitzen, nur weil einen ein Fußball-Trikot verbindet – so hat es schon einmal angefangen" , warnt Wanninger eindringlich.
"Löwenfans gegen Rechts" melden sich ebenfalls zu Wort
In der Zwischenzeit hat auch die Initiative "Löwenfans gegen Rechts" auf die Geschichte der Kabarettistin reagiert. Sie schreibt in einer Story zum Video: "Es vergeht kaum ein Heim- oder Auswärtsspiel ohne Vorfälle. Diesmal geht es um übelste rassistische und sexistische Übergriffe (...)".
Die Polizei ermittelt jetzt gegen den 36-jährigen Fußballfan aus dem Stadion.
