Ralph Siegel: 80 Jahre - und kein bisschen müde

Ralph Siegel feiert seinen 80. Geburtstag. Das musikalische Talent wurde dem Erfolgskomponisten bereits in die Wiege gelegt, unter den Tausenden Songs, die er schrieb, sind einige große Hits.
(ln/spot) |
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Ralph Siegel mit Ehefrau Laura bei einem Auftritt in München.
Ralph Siegel mit Ehefrau Laura bei einem Auftritt in München. © ddp/Geisler/Frederic Kern
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Rastlos. Eine herausragende Eigenschaft des Ralph Siegel (80), in dem ganz offensichtlich eine angeborene Energie pocht. Mal ist es ein neues Bühnenprojekt, mal die aktuelle Befindlichkeit des Familienlebens, mal der jüngste medizinische Zwischenstand. Ruhephasen oder gar Stillstand scheint er zu fürchten, obwohl er sich schon im fortgeschrittenen Alter befindet. Am 30. September wird Ralph Siegel 80.

Er hat Tausende Songs geschrieben

Meist ist es ein neuer Song, der ihn umtreibt. Da kann er ins Rotieren kommen, denn Ralph Siegel schreibt neue Songs wie am Fließband. Es waren Tausende im Laufe seines Berufslebens. "Man kann das schon relativ genau zählen, weil es ja einerseits die offiziellen Lieder gibt, die ich angemeldet und produziert habe: Komponiert und produziert sind es über 2000", sagte er vor Jahren dem Bayerischen Rundfunk. Das sei doch "eigentlich gar keine so große Zahl, denn das war in diesen 40 Jahren pro Woche ein Lied. Wenn man Komponist ist, dann sieht man das eben als seinen Beruf an, und dann schreibt man eben auch ein Lied pro Woche." Seitdem sind neue dazugekommen, womöglich einige hundert, sodass sich der Siegel-Durchschnitt noch erhöht haben dürfte.

Musikalische Ahnen

Irgendwie fühlt es sich an, als sei er schon immer dagewesen. Tatsächlich ist Ralph Siegel nicht der erste Siegel seiner Art. Schon Vater und Großvater belebten die deutsche Musikbranche nachhaltig, es geht sogar noch weiter zurück.

Der Komponist Bernhard Joseph Klein (1793-1832) ist der Urahn. Er schuf neben kirchlicher Musik auch drei Opern, war Musikdirektor am Kölner Dom sowie an der Universität Berlin und gab 1818 das Liederbuch "Deutsche Lieder für Jung und Alt" heraus. Sein Urenkel Rudolf Siegel (1878-1948) war zwar Doktor der Rechtswissenschaften, komponierte aber auch die Lustspieloper "Herr Dandolo" sowie "12 deutsche Volkslieder für Klavier zu 3 Händen", dirigierte das Philharmonische Orchester Berlin und war Generalmusikdirektor in Krefeld.

Dessen Sohn Ralph Maria Siegel (1911-1972) wurde als Tenor, Komponist, Liedtexter, Musikverleger und Schriftsteller ein regelrechter Musik-Unternehmer, auf den äußerst populäre Schlager wie die "Capri-Fischer" (Text), "Ich hab' noch einen Koffer in Berlin" (Musik) oder "Unter der roten Laterne von St. Pauli" (Musik) zurückgehen. Doch sein größtes Vermächtnis an die deutschsprachige Schlagerwelt wurde sein Sohn Ralph, der 1945 in München zur Welt kam.

Der kleine Ralph lernte unter Aufsicht des Herrn Papa in frühester Kindheit Schlagzeug, Gitarre, Akkordeon und Klavier und nahm Unterrichtsstunden in Harmonie- und Kompositionslehre. Bereits mit zwölf soll er seinen ersten Musiktitel unter dem Pseudonym Peter Elversen geschrieben haben.

Erste Erfolge in den USA

Als junger Mann geht er dann nach Paris und schließlich in die USA nach Nashville (Tennessee), dem Zentrum der Countrymusik. Er lernt Roy Orbison kennen und schreibt mit 19 an die 50 Songs, einer davon ist "It's a long, long Way to Georgia", mit dem der Country-Star Don Gibson 1967 einen beachtlichen zwölften Platz der US-Country Charts belegt.

Nach der Rückkehr greift der junge Siegel richtig an. Er komponiert für Stars wie Peter Alexander, Roy Black, Karel Gott, Mireille Mathieu, Mary Roos, Costa Cordalis, Heino, Michael Holm, Roland Kaiser, Chris Roberts, Marianne Rosenberg, Lena Valaitis, Katja Ebstein. Er war an Songs beteiligt, die heute noch Ohrwürmer sind, u.a. für Udo Jürgens "Griechischer Wein", "Der Teufel hat den Schnaps gemacht", "Ein ehrenwertes Haus", für Rex Gildo "Fiesta Mexicana", für Chris Roberts "Du kannst nicht immer siebzehn sein".

Ralph Siegel schreibt ESC-Geschichte

Als Welterfolg gilt die von Ralph Siegel gegründete Gruppe Dschinghis Khan, die 1979 beim Grand Prix Eurovision de la Chanson, dem heutigen Eurovision Song Contest (ESC), in Israel antrat. Sein gleichnamiger Disco-Song "Dschinghis Khan" wird nicht nur ein Nr.-1-Hit in deutschsprachigen Ländern, sondern kommt auch international in über 20 Ländern (darunter Japan, Australien, Schweden, Sowjetunion) in die Charts.

Der US-Sänger Mordechai Ben-David hat den Song in jiddischer Sprache unter dem Titel "Yidden" gecovert. Im gleichen Jahr komponiert Siegel den Hit "Moskau", der ebenfalls internationalen Erfolg hat. Und beim Wettbewerb in Israel belegt Siegel mit Dschinghis Khan den 4. Platz.

Beim ESC schreibt Siegel sein eigenes Erfolgskapitel. Von 1972 bis 2016 ist er mit 45 Titeln bei den deutschen Vorentscheidungen dabei, manchmal sogar mit mehreren Songs pro Jahr und unter Pseudonymen wie Claus-Peter Bobard, Werner Zylka oder Mario Mathias. Bei den ESC-Finals erreicht er zwei vierte Plätze, zweimal den dritten und dreimal den zweiten Platz. Und 1982 siegt er beim ESC in Harrogate (England) mit der damals unbekannten, erst 17-jährigen Sängerin Nicole und seinem Titel "Ein bißchen Frieden". Das Lied geht um die Welt und wurde in sieben weiteren Sprachen veröffentlicht.

Das sind die Frauen in seinem Leben

Rastlos wie seine Karriere ist auch sein Privatleben. Seit Jahrzehnten ist Ralph Siegel fester Bestandteil der Münchner Society. Seine erste Ehefrau war Dunja, mit der er von 1975 bis 1989 verheiratet war und zwei erwachsene Töchter (u.a. Model und Reality-Star Giulia Siegel, 50) hat. Ehefrau Nr. 2 wurde 1992 Dagmar Weber. Die Ehe (Tochter Alana, geboren 1996) hielt bis 2002. Von 2006 bis 2016 war er mit der Sopranistin Kriemhild Maria Jahn verheiratet. Ehefrau Nr. 4 wurde 2018 die Schweizer Musikmanagerin Laura Käfer. Ihre Tochter Ruby hat er adoptiert.

Zwischendurch gab es das schlagzeilenträchtige Intermezzo mit Nadja Abd el Farrag, die berühmte zeitweilige Lebensabschnittsgefährtin von Dieter Bohlen, der sie schlicht "Naddel" nannte. Siegel war schwer verliebt, doch sie beendete 2002 nach vier Monaten das Verhältnis per SMS: "Ich habe dich gern, aber ich habe es mir noch mal überlegt. Es geht nicht. Ich wünsche dir alles Gute." Die Trennung beschäftigte die Medien wie ein Großereignis. Naddel starb im vergangenen Mai an Multiorganversagen.

Er hat den Krebs besiegt

Seit einiger Zeit betreffen die Meldungen über Ralph Siegel überwiegend seinen Gesundheitszustand. 2022 sprach er in einem "Bild"-Interview von seiner Krebserkrankung: "2007 hatte ich die erste Prostata-Operation, sechseinhalb Stunden." 2010 sei die Krankheit zurückgekehrt, damals habe sich Siegel einer siebenwöchigen Bestrahlung unterzogen. 2024 sagte er "Bild": "Ich habe in diesem Jahr zum vierten Mal den Krebs besiegt. Es ging um Leben und Tod. (...)."

Eigentlich ist Siegels Leben ein Stoff für die Bühne. Und er ist ein echtes Bühnentier. Er hat bereits die Musicals "Lachen! Die Zeit der Clowns", "Johnny Blue", "Zeppelin" und "Ein bisschen Frieden" geschrieben und zur Aufführung gebracht, denn er hat ja seinem 1972 verstorbenen Vater versprochen, dass er mit einem Musikstück in New York auf dem Broadway auftreten werde.

Das ist ihm bislang nicht gelungen. Noch ist nicht aller Tage Abend.

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