Prozess in London: Prinz Harry spricht über seine "akute Paranoia"

Prinz Harry sagt am Dienstag vor dem Gericht in London gegen den britischen Medienkonzern Mirror Group Newspapers aus. Er beschreibt, dass dessen Methoden dazu führten, dass er niemandem mehr traute.
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Prinz Harry ist das erste Mitglied der britischen Königsfamilie seit 1891, das vor Gericht im Zeugenstand aussagt.
Prinz Harry ist das erste Mitglied der britischen Königsfamilie seit 1891, das vor Gericht im Zeugenstand aussagt. © Bart Lenoir/Shutterstock.com

Während Prinz Harry (38) noch im Zeugenstand des Obersten Gerichtshofs in London steht, veröffentlichen britische Medien wie "The Guardian" und "BBC" Auszüge aus seiner Zeugenaussage. Sie zitieren aus einer 49-seitigen schriftlichen Zeugenaussage, die zum Start der Gerichtsverhandlung vorgelegt worden sei. Der Royal geht gegen den Medienkonzern Mirror Group Newspapers (MGN) vor und ist einer von mehreren Klägern, die dem Verlag illegale Informationsbeschaffung vorwerfen.

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Er spricht von einer "Abwärtsspirale"

Demnach beschreibt der jüngste Sohn von König Charles III. (74), wie die britischen Boulevardmedien seinen öffentlichen Charakter schufen und wie sehr er darunter noch bis heute leidet. "Sie drängen die Menschen dazu, die Rolle oder Rollen zu spielen, die am besten zu ihnen passen und die möglichst viele Zeitungen verkauft, insbesondere wenn sie der 'Ersatz' des 'Erben' sind", schilderte Harry. Er sei als "Betrüger", "minderjährige Trinker" und mehr abgestempelt worden. "Als Teenager und in meinen frühen Zwanzigern hatte ich schließlich das Gefühl, dass ich vielen der Schlagzeilen und Stereotypen gerecht wurde, die sie mir aufdrängen wollten, hauptsächlich, weil ich dachte, dass sie diesen Blödsinn über mich und die Menschen drucken würden". Es sei eine "Abwärtsspirale" gewesen. "Wenn ich jetzt zurückdenke, ist ein solches Verhalten von ihrer Seite absolut abscheulich."

"Es löste in meinen Beziehungen ein großes Maß an Paranoia aus"

Er habe immer das Gefühl gehabt, "dass die Boulevardzeitungen wollten, dass ich Single bin, weil ich für sie viel interessanter war und mehr Zeitungen verkaufte". Die Hackerangriffe auf sein Telefon hätten nicht nur ihn, sondern auch seine Beziehungen beeinträchtigt. "Ich würde sagen, dass ihre Handlungen jeden Bereich meines Lebens beeinflusst haben. Es löste in meinen Beziehungen ein großes Maß an Paranoia aus. Ich wurde sofort misstrauisch gegenüber jedem, der in einer Geschichte über mich genannt wurde." Er habe das Gefühl gehabt, niemandem mehr vertrauen zu können - "was für mich ein schreckliches Gefühl war, besonders in so jungen Jahren".

Durch die illegalen Methoden des Verlags sei es auch zu gefährlichen Situationen gekommen. Er habe sich oft gewundert, woher die Journalisten wussten, wo er sich gerade aufhält. Doch sie hätten durch Telefon-Hacking zum Beispiel von seinen Flugplänen gewusst. Er schilderte eine Situation am Flughafen: "Hier waren fünf große, stämmige und zwielichtig aussehende Männer, mit den Händen in den Taschen oder in Rucksäcken und Schulranzen an einem belebten öffentlichen Ort. Mein Sicherheitsdienst und ich konnten einfach nicht wissen, ob sie zur Kamera griffen oder irgendeine Waffe zückten."

Er habe oft in Angst gelebt. "Mir ist jetzt klar, dass meine akute Paranoia, ständig überwacht zu werden, doch nicht fehl am Platz war. Als Kind, im Teenageralter, wurde ich die meiste Zeit meines Lebens von der Presse angegriffen, bis heute", betonte der Prinz.

"Abscheuliches und völlig ungerechtfertigtes Verhalten"

Auch an seine Mutter Diana (1961-1997) erinnerte er. "Der Gedanke daran, dass Piers Morgan und seine Gruppe von Journalisten die privaten und sensiblen Nachrichten meiner Mutter hörten (...), macht mich körperlich krank und noch entschlossener, die Verantwortlichen, einschließlich Herrn Morgan, für ihr abscheuliches und völlig ungerechtfertigtes Verhalten zur Rechenschaft zu ziehen." Weiter fuhr er fort: "Wie viel mehr Blut wird ihre Schreibfinger beflecken, bevor jemand diesem Wahnsinn ein Ende setzen kann." Herausgeber und Journalisten hätten "viel Schmerz, Aufregung und in manchen Fällen auch den unbeabsichtigten Tod verursacht". Und auch wenn Harry sagte, dies beziehe sich nicht auf eine bestimmte Person, dürfte er damit auch an den Unfalltod seiner Mutter anspielen.

Es wird erwartet, dass Harry auch morgen noch einmal im Zeugenstand stehen wird.

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