"War nicht mehr zu meistern": Schuhbeck mit emotionalem Geständnis vor Gericht

Alfons Schuhbeck verlor sein Gastro-Imperium und landete im Gefängnis. Jetzt startet ein neuer Prozess gegen ihn wegen Subventionsbetrugs und Insolvenzverschleppung. Bereits am ersten Tag gesteht Schuhbeck die Vorwürfe.
von  John Schneider, Steffen Trunk
Gegen Alfon Schuhbeck startet ein neuer Prozess.
Gegen Alfon Schuhbeck startet ein neuer Prozess. © Peter Kneffel/dpa

Elegant im dunklen Anzug, aber ein wenig traurig – so wirkt Star-Koch Alfons Schuhbeck (76) als er pünktlich und in Begleitung seiner Anwälte zum Prozessbeginn in den Gerichtssaal B 173 des Strafjustizzentrums kommt.

Neue Bilder vom Gericht: Alfons Schuhbeck mit seinen Anwälten Hans-Joachim Eckert (l) und Norbert Scharf (r).
Neue Bilder vom Gericht: Alfons Schuhbeck mit seinen Anwälten Hans-Joachim Eckert (l) und Norbert Scharf (r). © Peter Kneffel/dpa

Es ist ein schwerer Gang für den Star-Koch. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem Subventionsbetrug und Insolvenzverschleppung vor. Allein die Verlesung der Anklage dauert zwei Stunden, so viele Fälle haben die Ermittler zusammengetragen. 

Schuhbeck konnte Verpflichtungen nicht mehr nachkommen

Schuhbeck hat laut Anklage schon lange, bevor für seine Restaurants, seinen Partyservice oder seinen Gewürzladen Insolvenz beantragt wurde, gewusst, dass die Unternehmen pleite sind. Die liquiden Mittel hätten teilweise schon seit 2017 nicht mehr gereicht, um allen Verpflichtungen nachzukommen. Am Ende konnte er teilweise laut Anklage Verbindlichkeiten im niedrigen siebenstelligen Bereich nicht mehr nachkommen.

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Die Überbrückungshilfen während der Corona-Pandemie habe er dann zu Unrecht in Anspruch genommen, um finanzielle Löcher zu stopfen. Die Hilfen im niedrigen sechsstelligen Bereich hätte er aber gar nicht beantragen dürfen, weil seine Unternehmen bereits vor der Corona-Krise in erheblicher wirtschaftlicher Notlage gewesen seien.

Mindestens vier, höchstens vier Jahre und acht Monate Haft

Die Wirtschaftsstrafkammer unter dem Vorsitz von Uwe Habereder schlägt vor, bei einem vollumfänglichen Geständnis des Kochs eine Gesamtfreiheitsstrafe von mindestens vier Jahren, höchstens vier Jahren und acht Monate auszusprechen. Darin enthalten sind auch die drei Jahre und zwei Monate Haft, zu der Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung im Oktober 2022 verurteilt worden war.

Alfons Schuhbeck (l) steht mit seinem Anwalt Norbert Scharf im Gerichtssaal des Landgericht München I. Gegen Schuhbeck wird unter anderem wegen des Vorwurfs des Subventionsbetrugs verhandelt.
Alfons Schuhbeck (l) steht mit seinem Anwalt Norbert Scharf im Gerichtssaal des Landgericht München I. Gegen Schuhbeck wird unter anderem wegen des Vorwurfs des Subventionsbetrugs verhandelt. © Peter Kneffel/dpa

Damit können sich alle Prozessbeteiligten anfreunden. Als Schuhbeck vom Vorsitzenden Richter gefragt wird, ob er dem Deal zustimme, nickt der 76-Jährige.

Schuhbeck hatte den Überblick verloren  

Dann verliest er eine eigene Erklärung. Er habe „schon einige Zeit vor 2020 erkannt, dass die Einnahmen nicht mehr ausreichen“, dass es mit den hohen Mieten und den Kosten für das Personal schwierig werde, gibt Schuhbeck zu. Er habe den Überblick verloren. „Das war alles wirtschaftlich nicht mehr zu meistern.“ Er habe die falschen Entscheidungen beziehungsweise gar keine gefällt, erklärt er im Gerichtssaal. 

Es wird für einen Moment philosophisch

Zu seiner Person sagt Schuhbeck, dass er aus einfachen Verhältnissen komme und in seinen verschiedenen Unternehmen von den Restaurants bis zum Gewürzverkauf immer hart gearbeitet hat. 35 Jahre habe er keinen Urlaub gemacht. Und sich dann irgendwann doch übernommen. Das Leben habe ihn hochgebracht und jetzt wieder runter, wird er für einen Moment philosophisch. Zwar sei es ihm immer wieder gelungen, Dritte zu überzeugen, ihm auszuhelfen, aber das habe am Ende nicht mehr gereicht. 

Er entschuldigt sich bei den Gläubigern, erklärt, dass er versuchen will, den Schaden wiedergutzumachen. Dann wird es einen Moment still: Seine Anwälte Norbert Scharf und Hans-Joachim Eckert teilen mit, dass Schuhbeck an einer unheilbaren Krebserkrankung leide.

„Herr Schuhbeck ist mittlerweile ein schwer kranker Mann im Alter von 76 Jahren. Eine nicht heilbare Krebserkrankung belastet ihn seit einigen Monaten akut und stark, dies psychisch wie physisch“, so die Anwälte. Es sei ihm jedoch ein Anliegen, sich auch diesem Verfahren zu stellen. 

Alfons Schuhbeck musste sich bereits einer dringlichen Operation unterziehen und wird seitdem engmaschig medizinisch betreut, das berichtete die AZ bereits im Frühjahr. Nur die allerengsten Vertrauten lässt der Star-Koch wissen, wie es ihm wirklich geht. 

Er bekochte die Queen und die Beatles 

Schuhbeck war jahrelang fester Bestandteil der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft. Er bewirtete Promis und wurde dabei selbst einer. Er bekochte die Queen, die Beatles, Charlie Chaplin, immer wieder auch den FC Bayern München und wurde einer der bekanntesten Köche und Gastronomen der Republik.

Der gesundheitlich angeschlagene Koch lebt zurückgezogen. Seitdem Schuhbeck die JVA Rothenfeld verlassen hat, kommen regelmäßig enge Freunde heimlich bei ihm vorbei. Ob er unter diesen Umständen jemals wieder ins Gefängnis muss, ist unklar. Die derzeitige Haftunterbrechung dauert noch bis Mitte September. 

Der Prozess wird am 1. Juli fortgesetzt

Aber Schuhbeck wäre nicht Schuhbeck, wenn er nicht auch in Haft versucht hätte, produktiv zu bleiben. Er habe ein neues Kochbuch geschrieben, erklärt er. Ein zweites Kochbuch sei fast fertig.

Der Prozess wird am 1. Juli fortgesetzt.

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