Prominenz in Cannes: Das Gefühl roter Teppich
Hollywood-Schauspielerin Naomi Watts glänzt bei den Filmfestspielen in Cannes. In der AZ verrät sie, wie es sich so anfühlt – als Superstar auf dem roten Teppich und Blickfang im Blitzlichtgewitter.
Vor zehn Jahren, 2001 trat sie von Cannes aus ihren Triumphzug an: Sie war mit David Lynch gekommen, als bis dahin unbekannte Hauptdarstellerin in „Mulholland Drive“. Jetzt, diesmal als Superstar zurück an der Seite von Woody Allen, erzählte Naomi Watts der AZ das Gefühl, auf dem Roten Teppich zu sein, der ja eigentlich nichts weiter ist als ein scharlachroter Allwetter-Polypropylen-Pressfilz für 8,90 Euro pro Quadratmeter.
„Genau vor dem Hoteleingang wartet die schwarze Limousine, so dass man die Schaulustigen hinter den Absperrgittern gar nicht bemerkt. Kaum ist man im abgedunkelten Wagen, hält man nach zwei Minuten schon am Fuß von roten Treppen. Hinter einem rufen die Menschen, aber man dreht sich nicht um, weil einen von vorne Scheinwerferlicht magisch beleuchtet.
David Lynch zog mich behutsam auf dem knallroten Teppich weiter. Ehe man alles realisiert, ist man nach wenigen Metern zwischen zwei Tribünen, auf denen zweihundert Menschen stehen, in ihren Smokings uniformiert und einen ununterbrochen mit Vornamen anrufen. Aber im unfassbaren Blitzlichtgewitter verschwimmt alles vor den Augen. ,Oh Gott!’, hat es mich durchzuckt, als ich bemerkte, dass ich mein Gesicht schützend zusammengezogen hatte!
,Du musst doch lächeln!'. Ich ziehe mein Gesicht sofort angestrengt wieder glatt gegen die anbrandende Grellheit. Dann leitete mich David zu den Stufen, es sind die ersten Sekunden der Besinnung. Oben steht der Festivalpräsident zum Händeschütteln. Und da gibt mir David einen ganz kleinen Stoß: ,Dreh' dich mal um!’ Und ich blicke zur Seite und sehe jetzt zum ersten Mal die tausend Menschen auf der Straße gedrängt, die rufen, winken, fotografieren. Wer Cannes erlebt, weiß, dass es nichts ähnliches gibt." Adrian Prechtel
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