Plattenmogul Spector wegen Totschlags schuldig

Die Geschworenen glaubten dem erfolgreichen Plattenproduzenten Phil Spector am Ende kein Wort: Sie sprachen ihn am Montag (Ortszeit) in Los Angeles schuldig, die Schauspielerin Lana Clarkson erschossen zu haben.
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Das Gericht befand Phil Spector für schuldig.
dpa Das Gericht befand Phil Spector für schuldig.

SAN FRANCISCO - Die Geschworenen glaubten dem erfolgreichen Plattenproduzenten Phil Spector am Ende kein Wort: Sie sprachen ihn am Montag (Ortszeit) in Los Angeles schuldig, die Schauspielerin Lana Clarkson erschossen zu haben.

Er hatte wiederholt beteuert, die 40-Jährige habe «die Pistole geküsst» und sich selbst getötet. Die zwölf Geschworenen der Jury, darunter ein selbst erklärter Spector-Fan, gaben dem 69-Jährigen im zweiten Mordprozess einstimmig die Schuld am Tod von Clarkson. In den Augen der sechs Männer und sechs Frauen war das, was sich im Februar 2003 in Spectors Pracht-Villa in Alhambra bei Los Angeles abgespielt hatte, «Mord mit bedingtem Vorsatz» - ähnlich dem Totschlag in der deutschen Rechtsprechung.

Der erste Prozess gegen Spector mit mehr als 70 Zeugenaussagen war im September 2007 gescheitert, weil sich die Geschworenen nicht auf ein einstimmiges Urteil einigen konnten. Dem Produzenten, der mit Musikgrößen wie den Beatles, Elvis Presley, Tina Turner und The Ronettes gearbeitet hat, droht nun eine Haftstrafe von mindestens 18 Jahren bis lebenslang. Der Richter will das Strafmaß am 29. Mai festsetzen.

Der früher großspurige und exzentrische Multimillionär, mit wilder Frisur und schriller Brille als Markenzeichen, war im Laufe der langen Prozessjahre sichtlich still geworden. Wortlos nahm er das Urteil entgegen, regungslos ließ er sich abführen. Spectors 28 Jahre alte Frau Rochelle, die er 2006 geheiratet hat, brach im Gerichtssaal in Tränen aus. War Spector zuvor gegen eine Millionen-Kaution auf freiem Fuß, ordnete der Richter jetzt sofortige Haft an.

Ein gefährlicher Mann

Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles hatte den Plattenproduzenten als gefährlichen Mann dargestellt, der Frauen über Jahrzehnte hinweg terrorisierte und mit Waffen bedrohte. Spector habe mit dem Leben von Frauen «russisches Roulette» gespielt, sagte die Anklägerin Truc Do Ende März in ihrem Abschlussplädoyer. Er soll eine Pistole in Clarksons Mund gehalten und dann abgedrückt haben, als sie sich seinen Annäherungen widersetzte. Mehrere Frauen sagten in beiden Prozessen aus, dass sie von dem Produzenten auf ähnliche Weise bedroht worden war, wenn er betrunken war.

Die Verteidigung beharrte darauf, Clarkson habe Selbstmord begangen. Die erfolglose Schauspielerin habe beruflich und persönlich in einer Krise gesteckt. Die beiden waren sich erst in der Tatnacht in Hollywood in einem Nachtclub begegnet, wo Clarkson als Hostess arbeitete. «Können sie wirklich behaupten, dass sie nicht in der Lage war, diese selbstzerstörerische Tat zu begehen?», schärfte Spectors Anwalt Doron Weinberg den Geschworenen in seinem Schlussplädoyer ein. Beide Seiten hatten Blutspuren, Fingerabdrücke und andere Indizien am Tatort angeführt, um jeweils ihre Version des Tathergangs zu untermauern.

Spector, der in keinem der Prozesse selbst aussagte, hatte nach seiner Festnahme in Interviews wiederholt seine Unschuld beteuert. Sein Chauffeur sagte aus, er habe seinen Chef und Clarkson vor der Villa des Produzenten abgesetzt und später einen Schuss gehört. Dann sei Spector mit einer Waffe in der Hand aus dem Haus gelaufen und habe zugegeben, jemanden getötet zu haben.

60er Jahren Hits

Reichtum und Ruhm verdankte Spector seiner genialen «Wall of Sound»-Aufnahmetechnik, die er in den 60er Jahren für Hits wie «Be My Baby» und «Chapel Of Love» entwickelte. Er komponierte «River Deep Mountain High» und verhalf damit Tina Turner zum weltweiten Durchbruch. 1989 wurde Spector für seine musikalischen Verdienste in die «Rock And Roll Hall of Fame» aufgenommen.

Doch schon in den 1970er Jahren produzierte er negative Schlagzeilen. Ehefrau Ronnie, Sängerin der Ronettes, ließ sich von ihm scheiden. Er habe sie mit Schlägen und Todesdrohungen misshandelt, warf sie Spector vor. Musiker berichteten, Spector habe in seinem Studio häufig mit geladenen Pistolen gespielt.

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