Petra Schürmann: „Gefangene meines Körpers“

Petra Schürmann hat den Tod ihrer Tochter nie verkraftet. Die Moderatorin konnte nicht mehr sprechen. Sie gab 2005 ihr letztes Interview – per Mail. Exklusive Auszüge
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Petra Schürmann mit ihrer Tochter, die 2001 verstarb
ap Petra Schürmann mit ihrer Tochter, die 2001 verstarb

Petra Schürmann hat den Tod ihrer Tochter nie verkraftet. Die Moderatorin konnte nicht mehr sprechen. Sie gab 2005 ihr letztes Interview – per Mail. Exklusive Auszüge

Vor fünf Jahren ist Petra Schürmann mit Freunden in Paris und gibt dem damaligen AZ-Redakteur Detlef Vetten ein Online-Interview. Beide können nicht wissen, dass es das letzte von ihr autorisierte Interview ist. Per Mail beantwortet die einstmals schönste Frau der Welt die Fragen des Reporters. Zwischendurch teilt sie schriftlich mit, dass sie sich aufs Sightseeing hinterher freut – auf den Louvre und die Boutiquen.

AZ: Frau Schürmann, wie geht es Ihnen gesundheitlich?

PETRA SCHÜRMANN: Ich habe von meinen Eltern gelernt, dass man nicht klagen soll. Aber wenn ich sagen würde, alles sei in Ordnung, wäre das nicht okay. Der Unfall meiner Tochter war ein furchtbares Trauma für mich. Davon habe ich mich nie erholt.

Ein Geisterfahrer hat sie in den Tod gerissen...

... hat das Kostbarste, das ich hatte, in Sekunden ausgelöscht. Im Sarg kam sie zu mir zurück – mit erst 34.

2001 war das, am 21. Juni.

Es war so schlimm. Ich habe mich nie davon erholt. Im Polizeibericht stand: „Um 8.45 Uhr ist die Fahrerin ihren tödlichen Verletzungen erlegen.“ Das war’s. Mehr braucht es nicht, einen Menschen aus der Bahn zu werfen. Anfangs fiel es mir immer schwerer, ganze Sätze zu formulieren, inzwischen habe ich bereits mit einzelnen Wörtern Probleme.

Aber Sie igeln sich nicht ein, zeigen sich bei Veranstaltungen.

Ich war immer aktiv, will mich auch jetzt nicht verstecken. Obwohl mir Dinge des Alltags immer schwerer fallen. Ich fühle mich wie eine Gefangene meines eigenen Körpers. Erschwerend ist, dass ich klar denke und alles mit bekomme, was um mich herum geschieht.

Wie geht Ihr Mann mit Ihrer Krankheit um?

Das alles überfordert ihn ein bisschen. Er versucht auf seine Weise mit Alexandras Tod umzugehen, aber er kommt auch nicht darüber hinweg – sie war nun mal unser Ein und Alles. Zusätzlich ist es schwer für ihn, mit der „Behinderung“ einer geliebten Frau klar zu kommen, die zeitlebens perfekt schien. Nur in einem sind wir uns einig: Wir müssen das durchstehen. Ich bin ein gläubiger Mensch – da verbietet sich jeder Gedanke daran, mich fort zu stehlen.

Gibt es Hoffnung für Sie?

Hoffung ist ein Teil des Glaubens. Und da sind auch die Werte, die ich schon aus dem Elternhaus mit bekommen habe: Du darfst Dich nie aufgeben, hieß es da. So halte ich es auch. Ich weiß ja nicht, was das Leben noch bringt. Aber ich versuche, die guten Momente zu schätzen. Wenn ich wie hier in Paris vor der Mona Lisa stehe und ihre Schönheit sehe, dann verblasst alles andere ein bisschen.

Wie gehen Sie mit Ihrer Sprachlosigkeit um?

Ich stehe dazu, habe ja gar keinen andere Wahl – und das Schöne ist, die Menschen, auch Fremde, akzeptieren mich, wie ich bin. Das hat manchmal auch was Gutes. Neulich wurde ich von der Polizei aufgehalten. Verkehrs-und Alkohol-Kontrolle. Da habe ich mein Attest gezeigt, dass ich fahren, aber nicht sprechen kann. Der Polizist nickte mir lächelnd zu, ich durfte weiter fahren. Alkohol ist kein Thema mehr.

Andere würden sich in Ihrer Situation eventuell betäuben.

Das ist nicht mein Naturell. Ich muss da durch. Wenn es ganz schlimm wird, denke ich an Alexandra, dass wir irgendwann wieder zusammen kommen. In den letzten Jahren bin ich nicht üppig vom Glück bedacht worden. Aber davor hat es das Leben sehr gut mit mir gemeint. Ich war sehr lange sehr glücklich und sehr erfolgreich. Dafür werde ich immer dankbar sein.

Interview: Detlef Vetten

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