Neil Young wird 80: Die Karriere des Folkstars und Rock-Rebellen

Von "Cinnamon Girl" bis "Rockin' in the Free World": Neil Youngs Klassiker haben ihn unsterblich gemacht. Auch nach über fünf Jahrzehnten will er sich nicht von der Bühne verabschieden.
von  (paf/spot)
Neil Young ist seit den späten 1960er-Jahren als Musiker aktiv.
Neil Young ist seit den späten 1960er-Jahren als Musiker aktiv. © ddp/CAMERA PRESS/Giles Anderson

Acht Jahrzehnte Leben, mehr als ein halbes Jahrhundert Musik - und Neil Young (80) ist immer noch derselbe. Der Singer-Songwriter bleibt seiner Haltung treu und bringt sie weiterhin mit jeder Zeile zum Ausdruck.

Erkrankung führte zu seinem größten Hit

Neil Percival Young wurde am 12. November 1945 in Toronto geboren. Nach der Scheidung seiner Eltern zog er mit seiner Mutter vom Land nach Winnipeg, der Hauptstadt der Provinz Manitoba. Bereits als Kind erhielt er die Diagnosen Epilepsie und Diabetes Typ 1. Seine Polio-Erkrankung hinterließ bleibende Schäden an seiner linken Körperhälfte. Später sollte sie jedoch indirekt zu seinem größten Hit führen: Während sich der Singer-Songwriter 1971 von einer Rückenoperation wegen Spätfolgen seiner Erkrankung erholte, schrieb er "Heart of Gold".

Doch von vorne: Schon in der Highschool spielte der junge Neil in der Band The Jades, bevor er mit The Squires seine erste Aufnahme veröffentlichte. In Winnipeg lernte er außerdem Joni Mitchell (82) kennen, in Ontario traf er auf Stephen Stills (80), der später sein Bandkollege werden sollte.

Mit dem Leichenwagen nach Los Angeles

Seine Musikkarriere kam erst richtig in Fahrt, als er nach Los Angeles zog. Im Frühjahr 1966 brach er - zusammen mit Bassist Bruce Palmer (1946-2004) und anderen Mitreisenden - in einem 1953er Pontiac-Leichenwagen Richtung Kalifornien auf. Ihr Ziel war es, Stephen Stills zu finden. Der Legende nach hatten sie die Suche bereits fast aufgegeben, als sie Stills zufällig in einem Stau trafen.

Aus dieser Begegnung entstand die Band Buffalo Springfield, die zunächst passenderweise Freeway Traffic Jam hieß. Buffalo Springfield etablierte sich schnell in der Folkszene und feierte mit der Single "For What It's Worth" ihren einzigen Charterfolg. Nach nur zwei Jahren und zwei Studioalben trennte sich die Band. Das dritte Album erschien erst, als sie bereits Geschichte war.

Neil Young saß nie still

Neil Young schlug daraufhin eigene Wege ein. 1969 veröffentlichte er sein selbstbetiteltes Debütalbum, der große Durchbruch gelang ihm jedoch erst mit der Band Crazy Horse. Das Album "Everybody Knows This Is Nowhere" (1969) gilt mit Songs wie "Cinnamon Girl" und "Down by the River" bis heute als Klassiker. Doch Young blieb rastlos: 1970 stieß er zum Trio Crosby, Stills & Nash, mit dem er das Album "Déjà Vu" aufnahm.

Nach der Auflösung des Trios lud Young alle drei Musiker zu seinem erfolgreichsten Werk "Harvest" ein. Viele Fans wünschten sich seit jeher, das Album einmal in seiner Gänze live zu erleben. Dem Wunsch will Neil Young jedoch nicht nachkommen. "Mir wurden gerade Millionen von Dollar für eine Tournee mit 'Harvest' angeboten", sagte der Singer-Songwriter 2019 im Interview mit AARP. Der Grund für seine Absage: Viele Musiker, die am Album mitwirkten, waren bereits verstorben.

Der vielseitige "Godfather of Grunge"

Neil Young zeigte im Laufe seiner Karriere immer wieder, dass er weit mehr als nur ein Genre beherrscht. Auf "Harvest" verband er Folk und Country, mit "Trans" wagte er sich an elektronische Experimente, mit "Rust Never Sleeps" legte er den Grundstein für den Grunge. Der bekannteste Song aus letzterer Zeit: "My, My, Hey, Hey (Out of the Blue)". "It's better to burn out than to fade away", singt er darin. Damit verewigte sich Young gleich doppelt in der Musikgeschichte: Nicht nur wurde der Song zu einem großen Erfolg, diese Zeile tauchte auch in Kurt Cobains (1967-1994) Abschiedsbrief auf.

Im Nachhinein äußerte sich Young, der den Beinamen "Godfather of Grunge" erhielt, differenziert zu dem Songtext. "Das ist es, worum es beim Rock'n'Roll geht: um diesen Nervenkitzel, diesen Höhepunkt. Man sieht das und denkt sich: 'Vielleicht ist es besser, einfach auszubrennen, als langsam zu verblassen, wenn es um Rock'n'Roll geht'", sagte Young im Gespräch mit ASXTV. Wenn man für den Rock'n'Roll lebe, sei das gut. Doch er schränkte ein: "Das Leben hat viel mehr zu bieten als nur Rock'n'Roll."

So politisch sind seine Songs

Young nahm sich diese Einstellung zu Herzen. In den 1960ern fand er seine erste Liebe in Susan Acevedo, mit der er zwei Jahre verheiratet war. 36 Ehejahre verbrachte er mit der Sängerin Pegi Young (1952-2019). 2014 reichte er die Scheidung ein. Mit ihr bekam er einen Sohn und eine Tochter. Aus einer früheren Beziehung mit der Schauspielerin Carrie Snodgress hat er ebenfalls ein Kind. Im August 2018 heiratete er die Schauspielerin Daryl Hannah (64).

Der Rock'n'Roll blieb immer ein Teil von Neil Young. Das zeigt sich auch in seinen Songtexten, die seit jeher politisch sind. In "Big Crime" teilte er jüngst gegen Trump aus - etwa wegen der Stationierung der Nationalgarde in Washington, D.C. Seine Meinung zur Politik könnte nicht deutlicher sein. "Holt die Faschisten raus / wir müssen im Weißen Haus saubermachen", singt er in dem Lied.

Er wird nie auf Abschiedstour gehen

Neil Young ist noch lange nicht damit fertig, Politikern die Meinung zu sagen. Doch gesundheitliche Probleme hielten ihn im vergangenen Jahr aber davon ab, seine Texte live auf die Bühne zu bringen. Im Juni 2024 sagte er die restlichen Konzerte "Love Earth Tour" ab, da er und andere Bandmitglieder erkrankt waren.

Seitdem stand er wieder vereinzelt auf der Bühne. Das will Young bis zu seinem Tod nicht aufgeben. "Wenn ich in den Ruhestand gehe, werden die Leute das wissen, weil ich tot sein werde", sagte er im Interview mit dem US-amerikanischen "Rolling Stone". Von Abschiedstourneen hält er nichts. "Sie werden wissen: 'Er kommt nicht zurück! Er ist nicht mehr aktiv:' Aber ich werde nicht sagen: 'Ich komme nicht zurück.' Was für ein Blödsinn ist das denn?", so Young.

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