Nach Ehe-Aus zieht es Tim Bendzko nach Bayern: "Inmitten von Unruhe einen klaren Gedanken finden"

Musiker Tim Bendzko (48) ist frisch getrennt. Für seinen neuen Song "Immer", in dem er auch seine Gefühle dazu verarbeitet, hat er sich eine ganz besondere Kulisse in Bayern gesucht. Warum der Touristen-Hotspot in den Bergen für ihn genau der richtige war und wie er seine Stimmung widerspiegelt, erzählt der Sänger im AZ-Interview.
Kilian Pfeiffer |
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Der 40-jährige Sänger und Songwriter Tim Bendzko wurde 2011 mit "Nur mal kurz die Welt retten" bekannt. In seinem aktuellen Song verarbeitet er die Trennung von seiner Frau.
Der 40-jährige Sänger und Songwriter Tim Bendzko wurde 2011 mit "Nur mal kurz die Welt retten" bekannt. In seinem aktuellen Song verarbeitet er die Trennung von seiner Frau. © picture alliance/dpa

Wenn Musiker Tim Bendzko in seinem neuen Song "Immer" von Abschied, Dankbarkeit und Loslassen singt, sitzt er im Video allein in einem Ruderboot auf dem Hintersee. Frühmorgens, die Berge grau. Mit dem Lied verarbeitet der vielfach ausgezeichnete Berliner Musiker auch das Ende seiner Ehe mit dem Model Melina Martin. Er gab die Trennung vor wenigen Wochen auf Instagram bekannt.

Warum er sich das Bergsteigerdorf Ramsau ausgesucht hat, erzählt er im AZ-Interview.

AZ: Herr Bendzko, wie kam es zur Entscheidung, das Video zu "Immer" ausgerechnet am Hintersee in Ramsau zu drehen? War der Ort von Anfang an gesetzt?
TIM BENDZKO: Ich hatte beim Schreiben des Songs schon ein ganz konkretes Bild vor Augen: einen See im Nebel, in den Bergen, ich in einem Ruderboot. Zuerst dachte ich, dafür müsste ich nach Norwegen. Dann habe ich aber festgestellt, dass meine Motivation zu reisen ziemlich gering ist. Also fiel die Wahl auf Bayern und da haben wir den Hintersee gefunden, der genau diese Stimmung mit sich bringt, die ich im Kopf hatte.

Welche Rolle spielt die Landschaft rund um den kleinen Hintersee am Rand des Nationalparks Berchtesgaden für die Stimmung des Videos? Was bedeutet Ihnen diese Kulisse ganz persönlich?
Die Kulisse steht für mich für Rückzug und Innenschau. Es geht um den Versuch, inmitten von Unruhe einen klaren Gedanken zu finden. Gleichzeitig hat die Landschaft etwas von Ausgeliefertsein. Man ist da draußen auf dem See, allein mit sich selbst und dem, was gerade ist. Das passt gut zum Song, zu dieser Mischung aus Dankbarkeit und dem Loslassen von etwas, das einen geprägt hat.

"Genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte"

Wie lief der Dreh am Hintersee? Gab es auch Gelegenheit, die Umgebung zu erleben?
Wir haben insgesamt zwei halbe Tage gedreht. Da wir das im kleinstmöglichen Team gemacht haben, war es nicht wirklich straff. Wir haben auf Nebel auf dem See gehofft, deshalb haben beide Drehtage vor Sonnenaufgang begonnen. Das hat sich gelohnt, die Stimmung war genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Die Umgebung zu erkunden war leider nicht möglich, weil ich gesundheitlich etwas angeschlagen war. Ich bin aber schon einige Male in der Region gewesen.

Regen und Nebel sind genau das, was er wollte: Musiker Tim Bendzko am Hintersee.
Regen und Nebel sind genau das, was er wollte: Musiker Tim Bendzko am Hintersee. © Lukas Piel

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den lokalen Ansprechpartnern erlebt? Gab es Auflagen zum Naturschutz am See?
Die Zusammenarbeit war unkompliziert und wirklich positiv. Alle Beteiligten waren offen und unterstützend. Natürlich gab es Auflagen im Hinblick auf Naturschutz, das ist am Hintersee auch wichtig und richtig. Dadurch, dass wir so eine kleine Produktion waren, war die Umsetzung alles andere als kompliziert. Ein besonderer Dank geht an Familie Gelfart aus dem gleichnamigen Café, die uns sehr unterstützt hat.

"Reaktionen waren auffallend positiv"

Wie haben Sie selbst den Drehtag am Hintersee empfunden?
Dadurch, dass es sehr kalt und zeitweise auch sehr nass war und wir zu relativ unchristlichen Zeiten gedreht haben, hatten wir nicht wirklich Begegnungen mit Einheimischen. Das Besondere war eher, ganz allein in dieser unglaublichen Kulisse zu sein. Diese Stille und Ruhe am frühen Morgen, das war schon sehr eindrücklich.

Malerische Kulisse: Der Hintersee in Ramsau.
Malerische Kulisse: Der Hintersee in Ramsau. © IMAGO/Daniel Scharinger

Welche Reaktionen haben Sie seit Veröffentlichung des Videos speziell aus dem Berchtesgadener Land wahrgenommen?
Die Reaktionen auf das Video und vor allem die Kulisse waren wirklich auffällig positiv. Der ein oder andere Einheimische hat sich bei mir gemeldet und sich geärgert, dass ich nicht vorher Bescheid gegeben habe. Das fand ich sehr sympathisch. Man merkt, dass die Menschen dort stolz auf ihre Region sind.

"Suche nach dem Bild, das ich im Kopf habe"

Passt die Wahl des Hintersees in eine größere künstlerische Linie, mit markanten Orten in Deutschland zu arbeiten? Sind ähnliche Projekte geplant, möglicherweise auch weitere Drehs oder ein Konzert im Berchtesgadener Land?
Nein, nicht wirklich. Am Ende des Tages muss die Location einfach zur Videoidee passen. Ich suche nicht gezielt nach markanten deutschen Orten. Es geht immer darum, was das Bild braucht, das ich im Kopf habe. Beim nächsten Video kann das ganz woanders sein.

Gibt es eine kleine Anekdote, die aus Ihrer Sicht auf keinen Fall fehlen sollte?
Für mich ist es die Tatsache, dass wir tatsächlich an einem Tag Regen und am nächsten Tag Nebel auf dem See hatten. Beides hatte ich mir sehr für den Dreh gewünscht, auch wenn der Regen natürlich unangenehm war. Aber genau diese Atmosphäre, dieses Wetter: Das war es, was das Video gebraucht hat. Manchmal hat man einfach Glück.

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