Mutter Ellen Schwiers fastete sich zu Tode: Katerina Jacob will sterben wie die Kesslers

Nach dem assistierten Suizid der Kessler-Zwillinge: Schauspielerin Katerina Jacob musste den langen Leidensweg ihrer Mutter Ellen Schwiers mitansehen. Jetzt trifft sie eine radikale Entscheidung: Die AZ hat mit ihr gesprochen
Franziska Hofmann, Daniela Schwan |
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Schauspielerin Katerina Jacob: Vor fünf Jahren hat sie den Leidensweg ihrer Mutter direkt begleitet. Umso mehr respektiert sie den Weg, den die Kessler-Zwillinge für sich gewählt haben.
Schauspielerin Katerina Jacob: Vor fünf Jahren hat sie den Leidensweg ihrer Mutter direkt begleitet. Umso mehr respektiert sie den Weg, den die Kessler-Zwillinge für sich gewählt haben. © dpa

Sie kämpft seit Jahren für ein selbstbestimmtes Leben und – Sterben: Schauspielerin Katerina Jacob (67, "Der Bulle von Tölz", "Anna und ihr Untermieter"). Denn ihrer Mutter, Ellen Schwiers († 2019), blieb das in den letzten Jahren ihres Lebens verwehrt: Die Schauspiel-Ikone der 60er- und 70er-Jahre litt an starken Schmerzen und sah schlussendlich keinen anderen Ausweg mehr, als das Sterbefasten.

Umso mehr beschäftigt der Tod der Kessler-Zwillinge jetzt ihre Tochter Katerina Jacob – die der AZ ein radikales Geständnis macht.

Katerina Jacob: "Meinen allergrößten Respekt für die Kessler-Zwillinge"

"Meinen allergrößten Respekt für die Kessler-Zwillinge", sagt die 67-Jährige auf Nachfrage. Alice und Ellen Kessler hatten sich bekanntlich am Montag in ihrem Haus im Münchner Nobelvorort Grünwald für einen assistierten Suizid entschieden. Hierfür hatten sich die Schwestern bereits "Monate im Voraus", an die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) gewandt, bestätigt Pressesprecherin Wega Wetzel der AZ.

Am Montag, dem gewählten Tag X der Zwillinge, kam also ein Arzt in ihr Haus nach Grünwald und legte den Schwestern einen Zugang. Das hoch dosierte Narkosemittel, betont Wetzel, mit dem "der Patient" sein Leben beenden möchte, muss er – mussten sich Ellen und Alice Kessler – selbst spritzen. Anschließend wurde die Polizei verständigt. "Meine Mutter hatte die Anmeldung bei der DGHS verpasst – leider", sagt Jacob. "So blieb ihr nur Sterbefasten."

Katerina Jacob zur AZ: "Habe meine Mitgliedschaft bei der DGHS beantragt."
Katerina Jacob zur AZ: "Habe meine Mitgliedschaft bei der DGHS beantragt." © Marcus Brandt/dpa

"Habe heute meine Mitgliedschaft beantragt"

Ein Weg, den sich Katerina Jacob, die ihre Mutter während ihrer langen Leidensphase begleitet hat, für sich selbst offenbar nicht wünscht: "Ich habe heute meine Mitgliedschaft (bei der DGHS, Anm. d. Red.) beantragt", sagt die 67-Jährige der AZ.

Und setzt damit ein klares Zeichen: Sie möchte irgendwann nicht wie ihre Mutter, sondern wie die Kessler-Zwillinge sterben. Ellen Schwiers war Zeit ihres Lebens nicht nur eine begehrte Schauspielerin, sondern auch eine begehrte Frau: Oft war sie auch in genau diesen, verführerischen Rollen auf der Leinwand zu sehen. So etwa in "Heimliches Rendezvous" oder "Der letzte Zeuge".

Ellen Schwiers kurz vor ihrem Tod im Jahr 2019.
Ellen Schwiers kurz vor ihrem Tod im Jahr 2019. © Story-Online.de/dpa

Ellen Schwiers litt vor ihrem Tod unter starken Schmerzen

Ellen Schwiers galt als taff, als Frau, die nicht jammert, nicht verzweifelt. Auch nicht, als sie 1985 ihren Sohn Daniel im Alter von 21 Jahren an Krebs verlor. Auch nicht, als wenige Jahre später ihr Mann Peter Jacob (Ex-Mann von Leni Riefenstahl) starb. Schwiers stand es durch.

Was sie schlussendlich doch verzweifeln ließ, waren die unaushaltbaren Schmerzen. In einem Interview, das die AZ einen Monat vor ihrem Tod, im März 2019, mit der Schauspiel-Ikone führte, sagte Schwiers: "Ich liege eigentlich den ganzen Tag nur im Bett, und ich warte in der Tat auf den Tod. Ich habe ständig grauenhafte Schmerzen."

Ellen Schwiers mit Joachim Fuchsberger im Jahr 1955 während der Proben zum zweiten Teil des Films "08/15".
Ellen Schwiers mit Joachim Fuchsberger im Jahr 1955 während der Proben zum zweiten Teil des Films "08/15". © dpa

Sterbehilfe, so die damals 88-Jährige zur AZ, hätte sie sich gewünscht, kam für sie schlussendlich aber nicht in Betracht, da sie dafür in die Schweiz hätte fahren müssen. Doch Schwiers wollte bis zum Ende in ihrem Zuhause bleiben. Sie beendete das Interview mit den Worten: "Ich möchte sterben."


Anmerkung der Redaktion: In der Regel berichtet die AZ nicht über Selbsttötungen – es sei denn, die Tat erfährt durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie bei der Telefonseelsorge: 0800–111 0 111 und 0800–111 0 222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist kostenlos.

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  • LarsLarsen vor einer Stunde / Bewertung:

    Wer es sich leisten kann hat’s besser.
    Denn leider ist, bedingt durch den Gesetzgeber (der Gesetzantrag stammte von der SPD) deutlich schwerer geworden, einen Sterbehelfer zu finden.

    Mit dem nötigen Kleingeld (ab 10.000€ aufwärts ) ist es zumindest für gut Situierte dennoch machbar.

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