Münster-"Tatort"-Star Axel Prahl: So lebt es sich als Kult-Kommissar

Seit über 20 Jahren prägt Axel Prahl als Kommissar Thiel den Münster-"Tatort". Im Gespräch verrät er, warum der Kult-Krimi für ihn nie "weichgespült" werden darf, wie er mit dem Ruhm umgeht - und bei welchen "Tatort"-Teams er am liebsten einschaltet.
von  (ili/spot)
Ein eingespieltes Team beim Münster-"Tatort" (v.l.): Axel Prahl als Frank Thiel, Björn Meyer als Mirko Schrader, Jan Josef Liefers als Prof. Karl-Friedrich Boerne, ChrisTine Urspruch als Silke Haller und Claus D. Clausnitzer als Herbert Vaddern Thiel.
Ein eingespieltes Team beim Münster-"Tatort" (v.l.): Axel Prahl als Frank Thiel, Björn Meyer als Mirko Schrader, Jan Josef Liefers als Prof. Karl-Friedrich Boerne, ChrisTine Urspruch als Silke Haller und Claus D. Clausnitzer als Herbert Vaddern Thiel. © imago/Rüdiger Wölk

Seit mehr als zwei Jahrzehnten steht Axel Prahl (65) als Ermittler Frank Thiel im Münster-"Tatort" vor der Kamera - eine Rolle, die ihn zu einem der prägenden Gesichter des deutschen Fernsehens gemacht hat. In dem neu erschienenen Buch "Axel Prahl: Was man liebt, braucht Zeit" von Knut Elstermann (Goldmann Verlag, 224 Seiten, 24 Euro) blickt der Schauspieler auf diese Zeit zurück und gewährt unbekannte Einblicke in seine Karriere. Im Interview mit spot on news spricht Prahl über seine Anfänge mit Regisseur Andreas Dresen (62), den überraschenden Kultstatus des Duos Thiel und Boerne und darüber, warum der Münster-"Tatort" seiner Ansicht nach auch künftig anecken darf - und muss.

Die meisten Passagen im Buch drehen sich um Ihre Filme und Dreharbeiten. Welche Rolle spielte Regisseur Andreas Dresen als Wegbegleiter?

Axel Prahl: Eine sehr wichtige! Ohne die Filme "Nachtgestalten", "Die Polizistin" und vor allem "Halbe Treppe" stünde ich heute nicht da, wo ich stehe. Lustigerweise musste Andreas damals beim WDR in Köln sehr dafür kämpfen, dass ich in seinem Film "Die Polizistin" mitspielen durfte. Gabriela Maria Schmeide und ich mussten mehrere Testaufnahmen mit Andreas machen, um die Entscheidungsträger zu überzeugen. Wir waren damals ja beide noch No-Names. Nach der Fertigstellung des Films hätten sie am liebsten gleich eine Serie daraus gemacht. Das hat Andi abgelehnt. Aber so kam dann das Angebot für den Kommissar Thiel auf den Tisch.

Wie hat sich Ihr Leben verändert, als Sie als Frank Thiel im Münster-"Tatort" bekannt wurden?

Prahl: Das hat Knut Elstermann [Elstermann, Autor, Red.] ja mal persönlich miterleben dürfen, als er mit mir zusammen einkaufen war... Man denkt immer, man hat einen Frosch auf dem Kopf. Wobei ich sagen muss, dass mir das schon gar nicht mehr auffällt. Aber Außenstehende nehmen das natürlich deutlicher wahr.

Ist die enorme Popularität Ihres "Tatort"-Charakters manchmal auch eine Last?

Prahl: Natürlich gibt es auch mal Situationen, in denen es völlig unpassend ist, nach einem Autogramm oder einem Selfie zu fragen. Aber die meisten Leute sind eigentlich sehr nett und fragen vorher höflich - und dann bin ich meistens auch gerne bereit, ein Selfie zu machen oder ein Autogramm zu geben. Das gehört ja auch mit zu meiner Arbeit: Fan-Pflege.

Im Buch verraten Sie, dass "Der doppelte Lott" für Sie zu den besten Münster-"Tatorten" zählt...

Prahl: Ja, das ist einer der schönsten, er stammt aber auch von einem meiner Lieblingsregisseure vom "Tatort", der leider schon verstorben ist: Manfred Stelzer [1944-2020]. Es gibt aber noch viel mehr wunderbare Münster-"Tatorte". "Der dunkle Fleck", unser erstes Werk 2002, fand ich beispielsweise auch toll oder "Limbus" aus dem Jahr 2020, ein geradezu cineastisches Werk.

Ihr "Tatort"-Kollege Jan Josef Liefers verrät in seiner Interview-Sequenz im Buch, dass er den Weimar-"Tatort" mochte und den aus Dortmund. Bei welchem schalten Sie gern ein?

Prahl: Ja, die beiden "Tatorte" mag ich auch, aber auch die Kölner, die Münchner, die Neuen aus Frankfurt und die "Tatorte" mit Uli Tukur, die finde ich meistens auch großartig. Und sicher noch einige mehr, die mir jetzt auf die Schnelle nicht einfallen.

Die Zeiten ändern sich, auch beim "Tatort". Liefers sagt dazu: "Ein schlauer, aber eitler Professor, der Witze über seine kleinwüchsige Mitarbeiterin reißt [...] inzwischen wird es auch bei uns diskutiert [...] Für mich gibt es da nur eine Instanz, auf die ich höre, und das ist Christine [Urspruch]. Ich mache den Witz, schaue sie kurz an, sie nickt oder schüttelt den Kopf. Sie bestimmt das, nicht ich." - Wie stark beeinflusst die Diskussion die Arbeit an Ihren Krimis?

Prahl: Der Münster-"Tatort" hat schon immer von der und mit der political Incorrectness gelebt, da können wir nicht auf einmal so weichgespültes Zeug abliefern, wo man gar keine Farben mehr erkennt. Der Professor [Karl-Friedrich Boerne, gespielt von Liefers] war immer einer, dessen Aussagen den einen oder anderen, meist Thiel, zum Kopfschütteln brachten. Der kann jetzt nicht plötzlich ein Musterbeispiel der Correctness sein. Außerdem dachte ich immer, dass sich der Sender auch über Zuschriften freut. Da hat man doch wenigstens das Gefühl, dass man wahrgenommen wird.

Was vielleicht nicht so bekannt ist: Sie hatten schon mit vielen internationalen Stars zu tun. Wen haben Sie ins Herz geschlossen?

Prahl: Menschen, die ich in meinem Herzen trage, sind mit Sicherheit auch Menschen, mit denen ich viel Zeit verbracht habe. Die doch recht oberflächliche Bekanntschaft zu irgendwelchen internationalen Stars langt nicht dazu aus. Roman Polanski und Adrien Brody ["Der Pianist", 2001], Carrie Fisher - deren Hund mal aus meinem Wasserglas geschleckt hat - oder Cat Stevens, den ich auch mal kennen lernen durfte. Das sind alles nette Menschen, aber das ich sie in meinem Herzen trage, ich weiß nicht? Wenn dann noch am ehesten Cat Stevens, aber in erster Linie seine Songs.

"Axel Prahl: Was man liebt, braucht Zeit" soll keine klassische Biografie sein - "Axel will mit einer solchen Gesamtdarstellung noch warten", heißt es darin - Wann passt es für Ihren Geschmack denn besser?

Prahl: Nach meinem 75. Geburtstag können Sie nochmal nachfragen - aber ich denke, so spannend ist das nun auch nicht...

Der nächste "Tatort: Die Erfindung des Rades" läuft am Sonntag, den 7. Dezember um 20:15 Uhr im Ersten.

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