München im Bann des Vampirs
In der Olympiahalle präsentiert Robert Pattinson zusammen mit Taylor Lautner und Kristen Stewart den neuen Twilight-Film – 15.000 kreischende Teenager stehen kurz vor dem Kreislaufkollaps
Als er dann tatsächlich da ist, ist der Lärm ohrenbetäubend. Ein Kreischen, Klatschen, Schreien, Quietschen, ein Stampfen, Brüllen, Rufen; Lärm aus 15000 Kehlen, so laut und schrill und gewaltig, als stünde man direkt am Rollfeld und im Sekundentakt schössen Düsenjets an einem vorbei. Die Olympiahalle, die am Samstag komplett ausverkauft ist, bebt – es würde wenig wundern, wenn jetzt die Betonstelen aus der Verankerung rissen.
Robert Pattinson ist in der Stadt. Für all diejenigen, denen die Tragweite des Satzes nicht bewusst ist: Robert Pattinson, das ist das derzeit größte Teenie-Idol auf der Welt, das charismatische Sexsymbol der jungen Generation. Ein 23-jähriger Brite mit blassem Teint, tiefen Augenringen, schlaksigem Körper, James-Dean-Tolle. Für so ziemlich jedes Mädchen unter 20 ist er ebenso unnahbar und anziehend wie Edward, der Vampir, den Pattinson in der Twilight-Saga verkörpert. Mit Kristen Stewart, Taylor Lautner und dem Regisseur Chris Weitz ist dieser Pattinson zum Jugendtreff in die Olympiahalle gekommen, um „New Moon“, den zweiten Teil der Vampir-Saga vorzustellen –vielleicht lässt sich nun erahnen, was das für die Fans bedeutet.
Die Fans pilgerten Stunden vorher zum Olympiastadion
Früh am Morgen sind die bereits zur Olympiahalle gepilgert. Obwohl die Halle erst um 11.30 Uhr geöffnet wird. Obwohl die Veranstaltung erst um 13 Uhr beginnt. Obwohl Pattinson&Co erst um 16.23 Uhr auftreten werden.
Was vorher geschieht? Der Sänger Ben, der heute als Moderator unterwegs ist, schreibt Autogramme, Viktoria Lauterbach gibt aus Angst vor Schweinegrippe niemandem die Hand, im Halbstundentakt treten bekannte und weniger bekannte Bands auf (Apollo 3, Queensberry, Aloha from Hell), zwischendurch drehen einsame Radfahrer im Rahmen des 6-Tage-Rennens weitgehend unbeachtet ihre Bahnen. Irgendwann kommt Steven Gätjen auf die Bühne, ab sofort gibt es kein Halten mehr. Was nicht an Steven Gätjen liegt.
Aha! Pattinson isst am liebsten Schnitzel
Auf einer riesigen Leinwand werden Szenen des neuen Filmes eingespielt, die Halle tobt. Dann kommen sie: Chris Weitz schaut ungläubig, Kristen Stewart verschreckt, Taylor Lautner verlegen, Robert Pattinson fassungslos. Steven Gätjen fragt, die Schauspieler erzählen ein bisschen über ihre Rollen, der Regisseur über den „Look“ im zweiten Teil. „Ich werde versuchen, mir diesen Moment zu merken“, sagt Pattinson am Ende. Nach zwölf Minuten verlassen sie die Bühne.
Später erzählt Pattinson, wie ungeheuerlich ihm solche Momente sind. „Ich weiß nicht, warum 20.000 Menschen schreien, ich fühle mich immer noch als Teil des Publikums.“ Pattinson wirkt in diesem Moment wie ein Student, der sich in den Gängen der geisteswissenschaftlichen Fakultät verlaufen hat. Erst, als er gefragt wird, was sein Lieblingsessen sei, blitzt der Spieler, der Verführer durch: „Schnitzel“, antwortet er ernst und lacht dann auf. Für eine Sekunde hat man ihm geglaubt.
Jan Chaberny
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