Mord an Gianni Versace: Sein Freund bricht sein Schweigen

Antonio D'Amico, der damalige Lebensgefährte von Gianni Versace, spricht erstmals öffentlich darüber, wie er die Leiche des Designers fand.
von  (wue/spot)

Unendlich viel wurde schon geschrieben über jenen schicksalhaften Tag im Sommer 1997, als Gianni Versace (1946 - 1997) auf den Stufen vor seiner Villa in Miami Beach von Serienmörder Andrew Phillip Cunanan erschossen wurde. Der damalige Lebensgefährte des Designers Antonio D'Amico (58), der viele Jahre mit Versace zusammen war und seine Leiche fand, kam bei all dem nie groß zu Wort. Jetzt sprach er erstmals mit dem britischen "Observer" über diesen verhängnisvollen Morgen - wenn auch nur kurz. (Mehr über den Mord an Gianni Versace erfahren Sie in "Idole und ihre Mörder" von Connie Palmen)

Was war passiert?

Es sei schon so viel über den Mord diskutiert worden, "und es gab tausende Vermutungen, aber nicht ein Fünkchen Wahrheit", erzählt D'Amico. Er sei kurz vor 09:00 Uhr morgens auf der Terrasse der Villa gesessen und habe einen Kaffee getrunken als er die Schüsse hörte. Versace hatte eine Zeitung in einem nahegelegenen Café geholt und war gerade auf dem Rückweg. D'Amico sei das Blut in den Adern gefroren.

Er und der Butler des Designers gingen nachsehen, was passiert war. Weil das Haus Buntglas-Fenster hatte, konnten die beiden von drinnen nicht sehen, was los war. Sie mussten ein Tor öffnen. "Ich sah Gianni auf den Stufen liegen, mit Blut um ihn herum. Zu diesem Zeitpunkt wurde alles einfach dunkel. Ich wurde weggezogen, mehr habe ich nicht gesehen."

Falschdarstellung

Warum D'Amico das ausgerechnet jetzt erzählt - genau 20 Jahre nach dem tragischen Tod? Im Internet kursieren Aufnahmen aus der TV-Serie "American Crime Story: The Assassination of Gianni Versace", die im kommenden Jahr ausgestrahlt werden soll. Darin spielt Sänger Ricky Martin (45, "Vente Pa' Ca") den Freund des Designers. Auf einem Bild ist zu sehen, wie er in der Serie die Leiche des fiktiven Versace in seinen blutverschmierten Armen hält. Dieses Bild sei "lächerlich", erklärte D'Amico nun. Die Aufnahme sehe fast aus wie eine Nachmache Michelangelos römischer Pietà, einer bekannten Marmorstatue. "Vielleicht ist das die poetische Freiheit des Regisseurs, aber so habe ich nicht reagiert."

Auch Spekulationen, dass Versace seinen Mörder gekannt haben soll, entsprächen nicht der Wahrheit. "Unglücklicherweise ist Gianni gestorben, unglücklicherweise hat ihn dieser Kerl umgebracht, unglücklicherweise ist es passiert: aber lasst die Sache doch nun ruhen." Er sei auch niemals von den Machern der Serie konsultiert worden. D'Amico plane nicht sich "American Crime Story" anzusehen, er hoffe aber, dass sich Martin bei ihm melde, denn schließlich seien es die kleinen Dinge in einer Beziehung, die diese ausmachten. So erzählt er, dass Versace in seinem Privatleben komplett desorganisiert war und beispielsweise im Bad immer ein Chaos herrschte.

Eine tiefe Depression

Der Tod seines Gefährten habe ihn in eine tiefe und lange Depression fallen lassen, erzählt D'Amico weiter. Zuvor habe er noch nie mit Depressionen zu kämpfen gehabt und er habe sich auch keine professionelle Hilfe gesucht. "Warum hätte ich jemanden brauchen sollen, der mir erzählt hätte, was passiert war, wenn ich ganz genau wusste, warum ich mich so fühlte und dass mich Giannis Tod in zwei gerissen hatte?" Er habe einen Alptraum gelebt und sich um nichts mehr geschert, weil es sich falsch angefühlt habe, nun Erwartungen an das Leben zu haben.

Versace und D'Amico hatten ihre Beziehung nie versteckt. Als einer der ersten Männer in der Öffentlichkeit hatte der Designer in den späten 1980ern voll und ganz zu seiner Sexualität gestanden. Jeder, der die beiden kannte, habe gewusst, dass Versace nie versucht habe sich zu verstellen oder zu verstecken, wer er war. Heute geht es D'Amico besser. Er hat mit der Beziehung zu Versace nach vielen Jahren abgeschlossen, auch wenn er immer mit ihm verbunden sein wird. 2005 hat er schließlich eine neue Liebe gefunden, mit der er nun auf dem italienischen Land lebt. Man könne und solle sich bis zu einem gewissen Punkt erinnern, "dann muss man sich aber der Zukunft zuwenden."

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