Michael Graeter im AZ-Interview: „Nix Macho, ich bin ein Frauenversteher“

Am Samstag erscheinen seine Memoiren: In der AZ klatscht „Baby Schimmerlos“ Michael Graeter endlich mal über sich selbst. Privat wie nie redet er über Schampus, Sex, Seitensprünge und süße Sünden.
von  Abendzeitung
Michael Graeter mit Hannelore Elsner
Michael Graeter mit Hannelore Elsner © Graeters Leute-Buch

Am Samstag erscheinen seine Memoiren: In der AZ klatscht „Baby Schimmerlos“ Michael Graeter endlich mal über sich selbst. Privat wie nie redet er über Schampus, Sex, Seitensprünge und süße Sünden.

Herr Graeter, wann haben Sie zuletzt Kir Royal getrunken?

MICHAEL GRAETER: Von ein paar Tagen, mit Freunden. Natürlich mit Champagner.

Der Geschmack aus besseren Zeiten?

Kir Royal ist zeitlos. Wie Eitelkeit.

Die große Überraschung: Ihr Buch ist keine bitterböse Abrechnung.

Ich bin kein Scharfrichter, ich bin ein Spiegel. Nicht mehr, nicht weniger.

Ha, das denken die Leute nicht von einem Saukopf wie mir! Ich bin wirklich nachdenklich. Auch auf lustigen Partys kann man nachdenken und tiefgründige Gespräche führen.

Die beste Party Ihres Lebens?

Fast alle von Gabriele Henkel. Und natürlich von Gunter Sachs – nicht in seinem Studio, sondern in seinem Haus. Jeden Gang ließ er von einer anderen Theatergruppe servieren.

Wie wird Uschi Glas reagieren, wenn Sie in Ihrem Buch liest, dass Sie einen Dreier hatte und die heimliche Geliebte von Horst Wendlandt war?

Gar nicht, denn sie weiß es ja.

Und Gabriel Lewy, der mit einer Skimaske bei einer Frau geklingelt hat?

Ach, da mach ich mir keine Sorgen. Wenn er vor Gericht zieht, freu ich mich. Ich hab noch viel mehr gegen ihn im Schrank.

Am Tag der Verhaftung fühlten Sie sich wie hingerichtet. Ist es jetzt bei der AZ eine Wiedergeburt?

Nein, es ist ein Zurückkommen nach einem unfreiwilligen Urlaub, vielleicht, wenn man so will: nach einer Entzugsklinik.

War das Gefängnis nicht vielleicht doch das beste, was Ihnen passieren konnte?

Nein! Warum?

Zur Legenden-Bildung! Als Kaufanreiz für Ihr Buch!?

Eine Woche Knast wäre okay gewesen, aber acht Monate sind einfach nur würdelos.

Früher waren Sie der Jüngste in der Redaktion, heute sind Sie der Älteste – was ist besser?

Eigentlich die heutige Situation. Hier sind ja doch alle recht freundlich zu mir – obwohl sie mindestens 20 Jahre jünger sind und ich der abgetakelte Dackel bin. Als Greenhorn wollte ich unbedingt älter sein – so wie Sigi Sommer. Ich wollte ernst genommen werden und musste mich deshalb besonders anstrengen.

Ist Ihr Job heute der gleiche wie 1970 als Sie bei der AZ anfingen?

Abgesehen vom Internet und meinem drahtlosen Telefon, schon.

Als Sie anfingen gab es kein Privat-TV, keinen Küblböck, Geld und Spesen ohne Ende. Sie haben sich nur von Schampus und Kaviar ernährt...

...ja, das stimmt. Ich hab echt viel Kohle verdient. Bis ich einen Overkill hatte. Ich löffelte aus einem Fass die Brombeermarmelade Kaviar und durch dieses Übermaß konnte ich es plötzlich einfach nicht mehr sehen.

Früher beschafften Sie den Beatles in München Mädels, heute drehen Fotografen durch, wenn eine Davorka über den Teppich läuft. Blutet da Ihr schimmerloses Herz?

Wenn ich nackt über den Teppich rennen würde, würden auch alle durchdrehen. Das ist also keine Kunst. Aber es stimmt schon: Ich finde, diese ganzen Casting- und sonstwas-Kandidaten haben absolut keine Daseins-Berichtigung. Prominent, dieses Wort ist heutzutage recht dehnbar, heißt für mich immer noch, dass man etwas geleistet haben muss. Ein Herr Oetker stand kürzlich vorm Kytaro – und niemand hat ihn erkannt.

Aber bei einer Naddel drehen sich alle um.

Ja, und das muss sich wieder ändern. Gloria, also die Fürstin, sagte mal, dass sie heute nicht mehr so gern in all den Klatschspalten auftaucht, weil die Gesellschaft nicht mehr so exklusiv wie früher ist. Ich glaube, wenn man die ganzen Schmuckdesignerinnen mal eine Zeit lang ignorieren würde, könnte man viel bewirken. Ich glaube fest an eine Gegenbewegung, die schon bald kommen wird.

Bei Ihnen läuft nachts immer der Fernseher – geht es ohne Gesellschaft nicht?

Ich brauche die Berieselung, dann kann ich abschalten und schlafe sofort ein. Wenn es still ist, denke ich nach.

Zum Beispiel darüber: Welche Frau hätten Sie gerne rumgekriegt?

Scarlett Johannson und Nicole Kidman.

Eine heiße Affäre bekommt im Buch ein Pseudoynm – wer ist der mysteriöse Star aus London?

Die Steigerung von Graeter ist diskreter. Zu den Frauen, die ich vor meiner Ehefrau hatte, sage ich nichts. Ich würde Ihnen ja doch nur schaden.

Wie oft mussten Sie Ihre Frau Monika in 20 Jahren Ehe um Verzeihung bitten?

Kein einziges Mal. Warum auch?

Sie waren immer treu?

Ja.

Wenn Ihnen das ein Promi sagen würde, würden Sie es niemals glauben.

Das stimmt. 99 Prozent der Männer gehen fremd. Männer können nicht treu sein, weil sie anders gebaut sind vom lieben Gott. Der Körper produziert Samen, der muss ja wohin. Ich kann mir den nicht rausschwitzen. Da kommt der Trieb ins Spiel. Wenn sie mir mal einen Eierstock reinoperieren, vielleicht hab ich dann ein emanzipiertes Verhältnis, aber so sage ich: Der Mann kann nicht anders.

Sie offenbar doch?

Ich bin disziplinierter geworden und bin jenseits der sexuellen Abenteuer. Aber zu meiner Verteidigung: Ich habe eine tolle Frau – und ich habe sie sehr spät geheiratet.

Ihr Rezept für 20 Jahre Ehe?

Ja, das ist wichtig. Ich war schon 40, konnte mir die Hörner abstoßen. Dazu kommt, dass meine Frau 20 Jahre jünger ist. Und dass Sie weniger verdient als ich.

Klingt schwer nach Macho!

Nix Macho, streichel!

Sie werden bald 70 und nennen Frauen immer noch Hasen oder Welthasen.

Das ist kein Macho-Ding, das ist ein Kompliment. Wenn da was Neuzeitliches von mir verlangt wird, gehe ich gerne mit der Kritikerin – und sei es Alice Schwarzer – auf Weltreise. Sie wird zurückkommen und sagen: Ah, ich darf’s ja niemanden sagen, aber in zwei Drittel der Welt haben die Frauen gar nichts zu melden. Wir haben hier das Paradies. Aber Frauen mucken auf, dass es grausam ist. Ich liebe die Frauen, . . .

. . aber?

Was sie teilweise veranstalten – im Fußball, die Kommentatoren, so unsachlich! Ich rede ja auch nicht über Strickvereine und Modenschauen. Beim Frauenfußball sitzt niemand im Stadion, die rennen mit drei Bällen über den Platz und sind alle lesbisch.

Jetzt geht Ihre Chauvi-Art wieder mit Ihnen durch!

Alle lesbisch! Inklusive der Managerinnen. Ich versteh es nicht. Es gibt so tolle Sportarten für Frauen: Tennis oder Eislauf. Ich muss doch nicht in die totale Männerdomäne reinpressen.

Liegen Sie da nicht falsch?

Die Isar geht von den Bergen runter und nicht umgekehrt. Noch was . . .

Ja, bitte?

Frauen wollen Männer immer ändern und wenn sie es schaffen, sind sie auf und davon.

Sind Sie in Wahrheit ein Frauenversteher?

Ich glaube schon. Ja, ich bin ein Frauenversteher. Ich habe sie lange studiert. Frauen haben eine ganz andere Einstellung. In meinem Bekanntenkreis gibt’s keinen Mann der gerne tanzt. Frauen, meist eine schöne und eine hässliche zusammen, tanzen ab. Tanzen und tanzen und gehen dann wieder heim. Vor paar Tagen vorm Baby sagten ein paar Hasen zu mir: „Hier, Stößchen!“, und hielten mir eine Flasche Schampus hin. Boah, bin ich erschrocken.

Warum?

Stößchen! So was sagte man in meiner Zeit nicht – als Frau. Da hat offenbar schon eine Veränderung stattgefunden. Die Kids von heute sind lockerer, vielleicht auch eher bereit für einen One-Night-Stand. In meiner Zeit undenkbar – eine gute Frau gibt sich nicht mit einer Nacht zufrieden. Das liegt in der Natur, dass sich eine Frau nicht nur kurz hernehmen lässt wie ein Kleenex-Tuch. Wenn in meinen Körper was reinkäme, würde ich mir auch tausend Mal überlegen, was das ist. Wir Männer sind wie Schäferhunde, die ihr Gebiet abgrenzen.

Alles klar. Wie viele Frauen hatten Sie denn?

Vier.

Pro Nacht?

Im Ernst: Ich habe nicht mitgezählt.

Der schönste Kuss?

Das war der erste Kuss von Hannelore Elsner. Der kam aus heiterem Himmel und ging gleich so brutal, als hätte das immer so stattgefunden.

Haben Sie noch Kontakt?

Nee, sie hat mir auch zuviel zersägt. Einen weißblauen Raben ein Horn aufzusetzen, das ist schon heftig.

Ihr Ego hat’s verkraftet?

Mein Selbsterhaltungstrieb.

Sind Sie seitdem eifersüchtiger?

Nein, so denken Frauen. Ich wollte nur meinen Job hinwerfen. Wobei dann hab ich’s nicht getan, weil alle gesagt hätten, ach, nach Hunter hat er es nicht gepackt. Aber ich wollte den toppen. Der hatte ja sein Büro im Bayerischen Hof – mit so nem Messing-Schild: „Privatbüro“. Der Falk Volkhardt hat ihn geliebt, aber er hat auch mir eine Chance gegeben.

Und das Zimmer neben den Beatles. Wäre das heute noch machbar?

Wenn Falk leben würde, ja. Seine Tochter sollte ein bisschen ihren Vater studieren, sie hat von ihm ein Göttergeschenk bekommen. Ich habe meine Erfahrung mit ihr gemacht, als Harrison Ford da war. Dachte, das ist eine gmade Wiesen. Braucht er Kamillentee oder eine Zeitung aus Hongkong? Sie: „Um Gottes Willen, da kann ich nichts machen! Bloß nicht, der kommt nie wieder!“ Ein Hollywood-Star, der in München logiert und niemand berichtet darüber, der versteht die Welt nicht mehr.

Heute ist es so: Gastronome wollen auch lieber verschweigen, wer bei Ihnen Tolles gegessen hat.

Das ist Schwäche! So wie die Poltiker Schwäche zeigen.

Im Buch gestehen Sie Schwäche: Immer wenn Sie Sex haben, sind Sie danach traurig.Warum?

Vorher muss alles passieren, damit es passiert. Danach kommt die Ernüchterung, die Melancholie.

Wie gläubig sind Sie?

Der Glaube gibt mir Halt, obwohl ich die Kirche nicht ernst nehme. Ich zahle keine Kirchensteuer mehr, bei meinen schmalen Bezügen könnte ich mir das gar nicht leisten. Ich nehme nur die Räumlichkeiten in Anspruch, weil ich hier oder daheim nicht besinnlich werden könnte.

Glauben Sie an Gott?

Ich glaube an eine Nebenwelt, die wir im Moment noch nicht wahrnehmen können. An einen mächtigen Kreateur. Ich gehe ein Mal pro Woche in die Kirche und bete und schließe Menschen ein, die mir am Herzen liegen.

Tun Sie Buße?

Nein.

Wie sehr hat Sie das süße Leben verändert?

Reich oder weniger flüssig – ich bin immer gleich. Ich will wieder ein geregeltes Leben führen können. Das ist mein Ziel. Wie mir das gelingt, muss ich noch schauen. Ansonsten habe ich ein paar Falten mehr – sonst nix.

Werner Mang kann sicher helfen. .

Nein, der hat mir noch kein Botox gespritzt

Wie viele echte Freunde haben sie?

Anderthalb. 60 Prozent sind Zweckfreunde.

Viele sagen, Graeter verkauft seine Schwiegermutter.

Nein, nur Franz Josef Wagner verkauft seine Mutter, obwohl er dauernd über sie schreibt. Die Familie ist mir heilig. Aber ich habe eines gelernt: Alles münzt nur auf zwei Säulen: Geld und Sex. Ohne Kohle, keine Libido. Wenn man wie ich acht Monate kein Einkommen hatte, muss man alles zusammenkratzen und dann wird es einem immer klarer: Natürlich scheitert die Ehe. Dieser eine Satz und jede Frau ist weg: Ich habe kein Geld.

Schlimmer als: Ich bin im Gefängnis?

Ja, viel schlimmer. Das ist eine bittere Erkenntnis. Den Wert des Geldes hab ich nach meiner staatlichen Fürsorge wieder mehr zu schätzen gelernt. Ich brauche das Pulver, ich brauche die Gleitcreme.

Ist die Party vorbei?

Nein. Die Party geht weiter. Mein 18-jähriger Sohn Micky war noch nie im P1, aber ich gehe da immer noch gerne hin.

Bis Sie 100 sind?

Nein, da seh ich mich dann am Meer. Wenn München ein Meer hätte, würde ich nie wieder verreisen.

Interview: Kimberly Hoppe

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